Model

Model: 1. altgriechische relative Maßeinheit zum Berechnen der Maßverhältnisse einer Säule.

2. Vorlage für Stickerei u. ä. (Modelbücher) bis ins 18. Jahrhundert gebräuchlich.

3. in Holz gestochene oder geschnittene Druckform für den Textilhanddruck; die für den Textilmaschinendruck verwendete Druckform wird als Reliefwalze bezeichnet.

Muster, Entwurf, Vorlage, Typ; Demonstrationsobjekt.

2. bildende Kunst: a) gegenständliches oder lebendes Studienobjekt eines Malers, Bildhauers o. ä.;

b) aus knetbarem Material (Wachs, Ton) ausgeführte Urform eines Bildwerks (Bozzetto);

c) in verkleinertem Maßstab vor- oder nachgebildetes Bauwerk.

3. Muster, Urformwerkzeug: Gießerei ein- oder mehrteiliger Körper (entsprechend der Gestalt des Gusskörpers) aus Holz, Metall, Kunststoff, Gips, Wachs unter anderem, der zur Herstellung des Hohlraumes einer Sandform für die Aufnahme des Gießgutes dient. Bei der Musterherstellung muss das Schwindmaß (Schwinden 1) berücksichtigt werden.

4. Logik: Interpretation der Grundbegriffe einer formalisierten Theorie, bei der alle Axiome dieser Theorie wahr sind.

5. Mode: bei Bekleidung vom Modegestalter entworfenes Einzelstück, Muster für die Serienfertigung.

6. Naturwissenschaften/Kybernetik: ein Objekt materieller oder ideeller Natur (Gedankenmuster), das auf Grund einer Struktur-, Funktions-, Gestalts- oder Verhaltensanalogie für ein anderes Objekt (das Original) eingesetzt und benutzt wird. Durch Mustere wird wissenschaftliche Erkenntnis erleichtert beziehungsweise überhaupt erst möglich (zum Beispiel Atommuster, Weltmuster). Stimmen 2 Objekte in wenigstens einer ihrer Eigenschaften überein, so heißt das eine bezüglich dieser Eigenschaft kybernetischer Muster des anderen. Bei Verhaltensmuster sind die Eingangs- und Ausgangssignale nach eventuell Stauchung oder Dehnung der Zeitachse den entsprechenden Größen des Originals proportional. Erklärende Muster machen das äußere Verhalten aus dem Zusammenwirken der inneren Teilprozesse (besonders bei natürlichen Systemen) und aus den Konstruktionsparametern (bei technischen Systemen) verständlich. Ziel von Vorhersagemuster ist es, den Verlauf interessierender Größen vorherzusagen. Steuerungsmuster sollen bei der Übertragung des Entwurfs einer Steuereinrichtung beziehungsweise -Strategie auf das Original zu dem beabsichtigten Verhalten führen. Siehe auch Modellbildung.

Modellausschmelzverfahren: Feingussverfahren, bei dem einmalig verwendbare, meist aus Wachs (Wachsausschmelzverfahren) hergestellte Modelle mit keramischen Formstoff umhüllt werden. Aus der gesinterten Form schmilzt das Wachs aus, und der Formhohlraum für das Gießgut entsteht. Die Formen werden danach gebrannt und heiß abgegossen. Sie bestehen aus einem Stück, so dass die Gussteile keinen Teilungsgrat besitzen und sehr maß genau sind.

Modellbau: Anfertigung materieller Modelle aus Holz, Plast u. ä. zur Funktionsüberprüfung (Funktionsmodelle), zur Ermittlung physikalischer Werte (zum Beispiel Strömungsmodelle), zu Anschauungszwecken (zum Beispiel von Industrieanlagen) und für den Unterricht.

Modellbildung: Kybernetik Ermittlung der mathematischen, strukturellen, informationellen, statischen beziehungsweise dynamischen Beziehungen zwischen den Eingangs- und Ausgangs- und eventuell den Zustandsgrößen eines Systems (statisches beziehungsweise dynamisches Modell). Während die Modellbildung die Ermittlung einer geeigneten Struktur einschließt, ermittelt die Parameter-Identifikation oder Kennwertermittlung Parameterwerte in einer gegebenen Modellstruktur. Modellbildung und Identifikation erfolgen durch mathematische Beschreibung der im System ablaufenden und verkoppelten Elementarprozesse (analytische Modellbildung) oder durch Messung der (künstlichen) Ein- und Ausgangssignale und anschließende Verarbeitung (experimentelle Modellbildung). Während die analytische Modellbildung auch die innere Struktur und damit erklärende Modelle in Form mathematischer Beziehungen zwischen den interessierenden Größen liefert, erhält man mit der experimentellen Identifikation vereinfachte Vorhersage- und Steuerungsmodelle in Form von Ein- und Ausgangsbeziehungen, wie Gewichtsfunktion, Frequenzgang oder Differential- beziehungsweise Differenzengleichung.

Modelleisenbahn, Miniaturbahn-. Nachbildung von Eisenbahnanlagen und -fahrzeugen im Maßstab 1:160 (Typenbezeichnung N), 1:120 (TT), 1:87 (HO), 1:64 (S), 1:45 (0) oder 1:32 beziehungsweise unmaßstäblich; meist mit elektrischen Antrieb.

Modellguss: Stomatologie Feingussverfahren, das es ermöglicht, diffizile Gussobjekte (zum Beispiel Zahnersatzteilstücke) in einem Stück passgenau auf einem hitzebeständigen Modell zu gießen.

Modellmethode: Methode, die zur Lösung von Aufgaben beziehungsweise zur Gewinnung von Erkenntnissen Modelle untersucht, um von diesen, die wesentlichen Eigenschaften der zu untersuchenden Objekte repräsentieren, auf diese Objekte selbst zu schließen. Die Anwendung der Modellmethode erfolgt insbesondere, wenn die unmittelbare Untersuchung erschwert oder unmöglich ist.

Modellprojektierung: Simulationsmethode zur rationellen Ermittlung der optimalen Gestaltung technischer Projekte (zum Beispiel Gebäudekomplexe) in räumlicher und Flussmäßiger Hinsicht mittels maßstabgerecht verkleinerter und vereinfachter Gegenstände (Modelle). Bei der zweidimensionalen Modellprojektierung (2-D-Modellprojektierung) werden flächige Modelle (Schablonen) aus transparentem Material, Zeichenkarton u. ä., bei der dreidimensionalen Modellprojektierung (3-D-Modellprojektierung) körperliche Modelle aus Holz, Plast und anderen Werkstoffen benutzt.

Modellstatik: Ermittlung der Beanspruchung einer Baukonstruktion an einem verkleinerten maßstäblichen Modell mit Hilfe geeigneter Messmethoden, zum Beispiel der Spannungsoptik.

Modellversuch: Nachbildung eines Strömungs- oder anderen physikalischen Vorgangs in verändertem Maßstab (physikalische Ähnlichkeit) oder durch andere physikalische Vorgänge, die den gleichen Beziehungen genügen (mathematische Ähnlichkeit). Physikalische Ähnlichkeit liegt dann vor, wenn Ähnlichkeitsgesetze gelten, das heißt, wenn gewisse Kennzahlen im Modellversuch und im Original den gleichen Wert haben. Strömungen (zum Beispiel um Schiffe oder Flugzeuge) sind ähnlich, wenn ihre Reynolds-Zahlen Re = vl/v gleich sind. Dabei bedeuten v die kinematische Viskosität des strömenden Mediums, v seine Geschwindigkeit und eine charakteristische Länge des umströmten Körpers. Modellversuche wendet man besonders im Schiff- und im Flugzeugbau an (siehe auch Wasserkanal, Windkanal). Bei mathematischer Ähnlichkeit können Modellversuche mit Analogrechnern durchgeführt werden. Siehe auch Spannungsoptik.