Menschwerdung

Menschwerdung, Anthropogenese, Anthropogenie (beide griechisch), Hominisation: qualitativer Umschlag von der biologischen zur gesellschaftlichen Bewegungsform der Materie im Verlauf der Stammesgeschichte der Tiere. Zahlreiche Fossilfunde und vergleichende Untersuchungen an heute lebenden Tieren beweisen, dass sich der Mensch aus dem Tierreich, speziell aus primitiven Affenformen der Alten Welt, entwickelt hat. Die Trennung der zum Menschen führenden Entwicklungslinie von der der Affen hat wahrscheinlich schon vor etwa 25 bis 30 Millionen Jahren stattgefunden, indem bei einem Teil der ursprünglich gemeinsamen Ausgangsgruppe durch Mutationen, Selektion und andere Evolutionsfaktoren eine zunehmende Anpassung an das Bodenleben erfolgte, wodurch die Entwicklung zum Menschen eingeleitet wurde. Relativ frühe Stadien der beiden Entwicklungsrichtungen sind einerseits durch Knochenfunde von Baumaffen und anderseits durch Fossilreste von Ramapithecinen belegt. Letztere benutzten vermutlich bereits primitive Werkzeuge. Sie sind morphologisch von den Australopithecinen kaum zu unterscheiden. Aus progressiven Formen dieser Gruppe ging der Homo erectus hervor, aus dessen frühen Vertretern entwickelte sich der Homo sapiens neanderthalensis, der später jedoch ausstarb, und der Homo sapiens sapiens. Auf der Grundlage der bei den Vorfahren des Menschen gegebenen biologischen Voraussetzungen, wie aufrechter Gang und dadurch bedingtes Freiwerden der Hände von der Fortbewegungsfunktion, verlängerte Kindheits- und Jugendentwicklung, Gehirndifferenzierung und das Zusammenleben in Gruppen, entwickelte sich die spezifisch menschliche Arbeitstätigkeit und mit ihr die Sprache und abstraktes Denkvermögen. Diese Fähigkeiten wurden zur Haupttriebkraft der weiteren Entwicklung des Menschen, dessen Beziehung zur Natur und untereinander zunehmend nicht mehr allein durch biologische, sondern auch durch gesellschaftliche Gesetze beherrscht wurde.