Menschheit

Menschheit: die Gesamtheit der Menschen als Gattung in ihrer qualitativen Eigenart und in ihrer sich historisch entwickelnden Einheit. Die Vorstellung von einer einheitlichen Menschheit entstand bereits in der Antike, insbesondere in der griechischen Stoa, und ist seither ein wesentliches Element des Humanismus. In der Geschichte des philosophischen, religiösen und sozialtheoretischen Denkens hat sie verschiedene Ausprägungen und Begründungen erhalten (zum Beispiel gemeinsamer Ursprung der Menschheit, Gleichheit aller Menschen vor Gott). Ihre höchste Entwicklungsstufe erlangt die Auffassung von der Einheit der Menschheit im sozialistischen Humanismus. Diese gründet sich auf den modernen wissenschaftlichen Erkenntnisstand über die Entstehung des Menschen und der Gesellschaft, über die biologische Gleichwertigkeit aller Menschenrassen, über die Einheit der gesellschaftlichen Entwicklung der Menschheit in ihrer objektiven Gesetzmäßigkeit, die trotz aller Mannigfaltigkeit des Geschichtsprozesses allmählich zur Herausbildung gemeinsamer, miteinander verflochtener Existenz- und Entwicklungsbedingungen der Menschheit und gemeinsamer Interessen fuhrt und in der ferneren Perspektive auch den Weg zu einer Verschmelzung der Rassen, Völker und Nationen ebnen wird. Dementsprechend geht der sozialistische Humanismus von der prinzipiellen Gleichberechtigung und Achtung aller Menschenrassen, Völker und Nationen aus. Er sieht in den schöpferischen Kulturleistungen aller Völker eine Verkörperung der Wesenskräfte der Menschengattung und begründet eine Politik des gleichberechtigten Austauschs und der wechselseitigen Bereicherung der Kulturen aller Völker. Während die Menschheit in den vorkapitalistischen Gesellschaftsformationen sich weitgehend in relativ isolierten Regionen der Erde entwickelte, führten die Herausbildung des Kapitalismus, die Entstehung des Weltmarktes und die zunehmende Internationalisierung der Produktivkräfte, der Wirtschaft, der Wissenschaft und Technik dazu, dass ein immer dichter werdendes Netz ökonomischer, politischer, kultureller, wissenschaftlich-technischer und kommunikativer Beziehungen und Abhängigkeiten eine wachsende reale gesellschaftliche Einheit der Menschheit schafft. Diese Einheit ist allerdings durch antagonistische Widersprüche charakterisiert. Auf der Grundlage der sozialistischen Gesellschaft und vor allem im Rahmen des sozialistischen Weltsystems setzt sich diese Tendenz verstärkt und in neuer Qualität fort, denn hier verliert sie den antagonistischen Charakter. In der Gegenwart existiert die Menschheit vor allem in den beiden entgegengesetzten Gesellschaftsordnungen des Sozialismus und des Kapitalismus. Darüber hinaus befindet sich ein großer Teil der Menschheit in den Entwicklungsländern in einem Prozess rascher gesellschaftlicher Veränderungen, die überwiegend eine kapitalistische, teils eine sozialistische Orientierung besitzen. Die reale gesellschaftliche Einheit der Menschheit wird gegenwärtig vor allem durch das Geflecht wechselseitiger Beziehungen und Abhängigkeiten dieser Weltsysteme bestimmt. Die gemeinsamen Existenz- und Entwicklungsbedingungen der heutigen Menschheit sind geprägt durch die globalen Probleme, in erster Linie die vom Imperialismus ausgehende Gefahr der Vernichtung der Menschheit in einem thermonuklearen Krieg, die Gefährdung der natürlichen Umwelt, die tiefe Kluft zwischen entwickelten und unterentwickelten Ländern, die Armut und der Hunger eines großen Teils der Menschheit Der Sozialismus nimmt durch seine konstruktive Friedenspolitik und durch sein Beispiel bei der Lösung solcher sozialen Probleme wie Überwindung der Rückständigkeit, der Armut und des Hungers, Beseitigung des Analphabetentums und kultureller Rückständigkeit seine Verantwortung gegenüber der Menschheit immer stärker wahr. Gemeinsam mit allen friedliebenden Kräften der Menschheit mobilisiert er das Weltgewissen gegen die menschheitsbedrohende imperialistischen Rüstungs- und Kriegspolitik, wirkt auf die Schaffung einer die ganze Menschheit umspannenden Koalition der Vernunft hin, um der Menschheit die Fortexistenz und eine friedliche Zukunft zu sichern.