Malerei

Malerei: Gattung der bildenden Kunst, in der unter Verwendung flächiger Malgründe mit Farben Abbilder der Wirklichkeit gegeben werden. Sie ist ein Mittel, die Wirklichkeit auf künstlerischer Weise widerzuspiegeln und auf die Gesellschaft und das Individuum einzuwirken. Die Malerei gehört zu den Ausdrucksformen des gesellschaftlichen Bewusstseins und zum Überbau der Gesellschaft. Die Malerei unterliegt wie jede Kunstgattung den allgemeinen Gesetzen der Ästhetik, in deren Rahmen sich ihre besondere Gesetzmäßigkeit hinsichtlich Inhalt und Form sowie ihre Technik entwickelt. Sie erfasst die Erscheinungen der realen Welt vielseitiger und vollständiger als andere Gattungen der bildenden Kunst. Stärker als die Plastik gibt sie dem mim. Ausdruck der Menschen, damit der Widerspiegelung ihrer seelischen Erlebnisse und ihrer gesellschaftlichen Beziehungen Raum. Sie kann am vollkommensten die atmosphärischen Stimmungswerte der Natur ausdrücken. Mit Hilfe der Zentralperspektive schafft sie den Eindruck räumlicher Tiefe, mittels der Farben spiegelt sie den farbigen Reichtum der Welt. Durch abstrahierende Formelemente vermag sie Stimmungen, Gefühle oder rhythmische Empfindungen wiederzugeben. Aus diesen Gründen nimmt die Malerei in der Kunst der Neuzeit einen bevorzugten Platz ein. Die Malerei vermag Vergangenes (Historienmalerei) und Gegenwärtiges (Genremalerei oder Sujet Malerei), Menschen (Porträtmalerei, Figurenmalerei, Gruppenbildnis) und Tiere (Tiermalerei), einzelne Dinge (Stilllebenmalerei) und den großen Zusammenhang der Natur (Landschaftsmalerei, Marinemalerei) darzustellen. Dem Ausdruck des künstlerischen Inhalts dient die Komposition; sie setzt die einzelnen Teile und Farben entsprechend den Erfordernissen der künstlerischen Ideen und den Gestaltungsgesetzen der Malerei in Beziehung. Dabei berücksichtigt der Maler die Gesetze der Zentral-, Luft- und Farbenperspektive. Hinsichtlich ihrer Zwecke werden monumentale Wandmalerei, Tafelmalerei (Herstellung von Gemälden auf Holztafeln, Leinwand und Malpappen), Buchmalerei und Miniaturmalerei unterschieden; nach der Maltechnik Fresko, Ölmalerei, Temperamalerei, Guaschmalerei, Pastellmalerei, Glasmalerei, Aquarell, das j1 Mosaik, die Enkaustik.

Geschichte: Die Malerei beginnt sich in der Urgesellschaft zu entwickeln. Die Höhlenmalerei spiegelt die unmittelbare Tätigkeit der Menschen dieser Gesellschaftsstufe wider. Obwohl ausgezeichnet durch gute Beobachtungsgabe, enthalten die Höhlenbilder ein bewusstes und in Kompositionen ausgedrücktes Erfassen der Wirklichkeit nur im Keim. Dies entwickelte sich erst in der Sklaverei Gesellschaft, in der die Kunst der Verherrlichung und Festigung der Gesellschaftsordnung, der Stärkung des Ansehens despotischer Herrscher und den staatserhaltenden religiösen Kulten diente. In dieser Kunst nahm erstmals die Gestalt des Menschen einen wichtigen Platz ein. Im Unterschied dazu ist im antiken Griechenland die Malerei von humanitären Ideen durchdrungen. Im Feudalismus setzten sich, vornehmlich unter dem Einfluss der Religionen, weltverneinende Tendenzen durch. In Europa herrschten das Mosaik, die Freskomalerei, Ikonenmalerei und Buchmalerei vor. In Vorderasien wurden während des Mittelalters hauptsächlich Miniaturen gemalt, in die einzelne realistische Wirklichkeitsbeobachtungen einflossen. In China entstand die Tuschmalerei auf Seide und Papier, die sich durch eine realistische Auffassung der Landschaft, der Menschen und Szenen auszeichnet. Die weitgreifende Entwicklung Europas im Frühkapitalismus hatte einen umfassenden Realismus in der Malerei zur Folge, dessen bedeutendstes Ergebnis das Eindringen genrehafter Elemente und die Ausbildung der Porträtmalerei war. Ihre erste Blüte erreichte diese realistische Malkunst in der italienischen Renaissance und in den bürgerlichen Niederlanden. Ausdruck des neuen bürgerlichen Auftrags war die Entwicklung der Tafelmalerei und die Vervollkommnung der Ölfarbentechnik. Unter Ausnutzung des neuen Darstellungsvermögens diente die Malerei im Zeitalter des Absolutismus der Verherrlichung der fürstlichen und kirchlichen Macht. Ihr setzte die bürgerliche Klasse in der Zeit der Aufklärung (Klassizismus) ein ideales Menschenbild entgegen. Im Zeitalter des fortschreitenden Kapitalismus entwickelte sich in der europäischen Malerei zwischen 1830 und 1871 eine dem gesellschaftlichen Fortschritt entsprechende und demokratische Inhalte gestaltende realistische Malerei. Doch machte der Kapitalismus die Malerei zur Ware und nutzte sie besonders in seinem imperialistischen Stadium zur Ablenkung von der Wirklichkeit aus. Die spätbürgerliche Kunst reflektiert in den verschiedensten Spielarten die Zerfallsprozesse innerhalb dieser Gesellschaft. Selbst unter diesen Bedingungen wirken demokratische Kräfte, die aus humanistischer Gesinnung ihre Kunst zum Instrument der Gesellschaftskritik (kritischer Realismus) entwickeln. Die Malerei in den sozialistischen Ländern knüpft an die besten Traditionen der fortschrittlichen Kunst der Vergangenheit an und entwickelt sie im Sinne des sozialistischen Realismus weiter.