Madagaskar

Madagaskar, Demokratische Republik Madagaskar: Staat auf der Insel Madagaskar und umliegenden Inseln (4 größere und zahlreiche kleine Eilande), im Indischen Ozean, durch die 400 km breite Straße von Mozambique von der Küste Ostafrikas getrennt; verwaltungsmäßig in 5 Provinzen gegliedert. Währung ist der Madagaskar-Franc.

Bevölkerung: Sie setzt sich aus 18 ethnischen Gruppen zusammen, deren bedeutendste Merina, Betsimisaraka und Betsileo sind. Amtssprachen sind Malagasy und Französisch. Am dichtesten sind die Hochländer besiedelt. Etwa 15% der Bewohner leben in Städten.

Natur: Die bis 1580 km lange und 580 km breite, zum Teil korallenumsäumte Insel Madagaskar sitzt als Horst einer untermeerischen Schwelle auf und fällt nach Osten steil zum Indischen Ozean ab, während sie sich nach Westen allmählich abdacht und dort Raum für einen breiten, flachen, zum Teil versumpften Küstenstreifen lässt. Im Innern breitet sich Hochland mit 4 annähernd in Nord-Süd-Richtung ziehenden Gebirgszügen aus, die sich bis 2886 m erheben. Es herrscht ein tropisches maritimes Passatklima (Südostpassat) mit häufigen Wirbelstürmen. Madagaskar wird von energiereichen, nicht schiffbaren Flüssen durchzogen. Im niederschlagsarmen Westen und Südwesten, die im Regenschatten des Passates liegen, sind Domstrauchsavannen, auf den Hochflächen Savannen mit niedrigem Baumwuchs, im Osten tropischen Regenwald vorherrschend. Etwa 16% der Bucht Antseranana im Norden Madagaskars Staatsfläche sind bewaldet. Madagaskar besitzt reiche Bodenschätze (Chrom, Nickel, Graphit, Uran, Kohle, Erdöl, Beryllium, Gold, Bauxit, Quarz, Eisen, Edelsteine).

Landwirtschaft: In ihr sind 80% der Beschäftigten tätig. Der ausländische Großgrundbesitz über 100 ha wurde verstaatlicht und durch Einleitung einer Agrarreform (1975) feudalistische Vormachtstellung gebrochen. Es entstanden Kooperativen und Staatsfarmen. Die traditionellen Dorfgemeinschaften («Fokolonas»), in denen 80% der Landbevölkerung wohnen, wurden nach den Grundsätzen der Verfassung Madagaskars als Basen der dezentralisierten politischen Verwaltung des Landes wiederbelebt. Nur 5 % der Landesfläche werden landwirtschaftlich genutzt. Für den Eigenbedarf Anbau besonders von Reis (ständige Vergrößerung der Anbaufläche, um Lebensmittelimporte zu drosseln), ferner von Maniok, Bataten, Mais und Erdnüssen, für den Export von Kaffee, Vanille (50% der Weltproduktion), Zuckerrohr, Kakao, Tee, Baumwolle, Gewürznelken, Tabak und Pfeffer. Umfangreiche, jedoch ertragsarme Viehhaltung; Waldnutzung und Küstenfischerei. Industrie. Verarbeitungsindustrie und Bergbau (Uranerz, Graphit, Glimmer) sind gering entwickelt. Vorherrschend sind Kleinbetriebe. Wichtigste Industriezweige sind Nahrungsmittel- und Genussmittel-, Textil-, Leder-, chemische (Seife, Parfüm, Düngemittel), Zementindustrie und die Verarbeitung von Graphit, Glimmer und Erdöl. Verkehr. Das Verkehrsnetz ist noch ungenügend ausgebaut. Eisenbahn- (884 km) und Straßenverbindungen (nur 16% der 35000 km Straßen sind befestigt) bestehen zwischen dem Hochland und der Küste. Das Fehlen gut ausgebauter Verkehrsverbindungen längs der Küste wird durch die bedeutende Küstenschifffahrt zum Teil ausgeglichen. Von den zahlreichen Häfen haben Toamasina, Antseranana, Toliary und Mahajanga größte Bedeutung; internationaler Flughafen in Antananarivo, sonst zahlreiche Flughäfen für den Binnenverkehr. Handel. Er steht zu 80% unter staatlicher Kontrolle. An der Ausfuhr sind landwirtschaftliche Erzeugnisse mit 90% beteiligt. Eingeführt werden Lebensmittel, Metalle, Industrieeinrichtungen und Rohöl. Haupthandelspartner sind Frankreich, die BRD, die USA und Japan.

Geschichte: Die Besiedlung erfolgte vom 10. Jahrhundert vor Christus bis zum 10. Jahrhundert nach Christus vor allem aus Süd- und Südostasien. Im 11. Jahrhundert Herausbildung einer feudalen Gesellschaft, wozu außer der einheimischen ökonomischen Entwicklung der arabischen Einfluss und der Islam beitrugen. Seit dem 14./15. Jahrhundert festigte sich im Inneren von Madagaskar der Staat Imerina. 1500 erreichten die ersten Europäer Madagaskar und 1698 wurden französische, englische und niederländische Niederlassungen an den Küsten angelegt. 1885 wurde Madagaskar französisches Protektorat und 1896 französische Kolonie. 1936 Gründung einer madagassische Sektion der KP Frankreichs (Verbot 1939), 1937 Bildung der ersten Gewerkschaften. Nach dem 2. Weltkrieg entstanden mehrere antikolonial orientierte Parteien und Organisationen. 1947 Niederschlagung eines umfassenden Volksaufstandes gegen die französische Kolonialherrschaft. Am 26.6.1960 errang Madagaskar die staatliche Selbständigkeit, die engen Bindungen zu Frankreich blieben jedoch erhalten. Im Frühjahr 1972 leiteten machtvolle Demonstrationen den Sturz des proimperialistischen Regimes des Präsidenten P. Tsiranana ein. Die Machtübernahme durch das Militär war mit einer Umorientierung auf eine antiimperialistische Innen- und Außenpolitik verbunden. Als höchstes Machtorgan Madagaskars konstituierte sich im Juni 1975 ein Oberster Revolutionsrat. Im Dezember 1975 wurden mit einem Referendum die «Charta der madagassischen sozialistischen Revolution» und D. Ratsiraka als Staats- und Regierungschef der demokratischen Republik Madagaskar bestätigt. Im Referendum zeigte das Volk von Madagaskar seine Zustimmung zu einer Politik der sozialökonomischen Umgestaltungen (Verstaatlichungen, Einleitung einer Agrarreform, Nationalisierung ausländischer Grundbesitzes über 100 ha). Mit dem Gesetz über den Wirtschaftsplan 1978/80 und der Bildung eines Obersten Planungsrats wurden weitere Schritte eingeleitet, um langfristig den Aufbau einer unabhängigen nationalen Wirtschaft vollziehen zu können. Im Dezember 1976 schlossen sich progressive Parteien in der Nationalen Front zur Verteidigung der Revolution (französisch Abkürzung FNDR) zusammen. 1976/77 wurde eine neue politisch-administrative Gliederung Madagaskars eingeführt, 1977 wurden die obersten Machtorgane reorganisiert. Die außenpolitischen Akzente sind mit einem besonderen Engagement für die Unterstützung der progressiven Kräfte Afrikas, mit dem energischen Eintreten für die Umwandlung des Indischen Ozeans in eine Zone des Friedens und mit guten Beziehungen zu den Staaten der Sozialist Gemeinschaft gesetzt. In den UN und in der Bewegung der Nichtpaktgebundenen vertritt Madagaskar aktiv antiimperialistische Positionen.