Luxemburg

Luxemburg: (mittelhochdeutsch, «Kleine Burg») Großherzogtum Luxemburg: Staat in Westeuropa zwischen BRD, Belgien und Frankreich; in 3 Distrikte mit 12 Kantonen gegliedert; einen moselfränkischen Dialekt (letzebuergesch) sprechende Einwohner, Amtssprachen sind Französisch, Deutsch und Letzebuergesch (Letzeburgisch); etwa 25% der Bevölkerung sind Ausländer. Währung ist der Luxemburg. Franc. Im Norden hat Luxemburg im Ösling (562 m) Anteil an den waldreichen, stark zertalten Hochflächen der Ardennen. Der als Gutland bezeichnete Süden ist eine fruchtbare Tieflandebene mit den Tälern von Mosel und Alzette. Nahe der französischen Grenze lagert Eisenerz. Luxemburg ist ein entwickelter Industriestaat mit entfaltetem staatsmonopolistischen System, in dem Produktion und Kapital in internationalen Monopolvereinigungen konzentriert sind. Durch enge Verflechtung mit französischen, belgischen und USA-Monopolen dringt in starkem Maße Auslandskapital in die Wirtschaft ein. Eine unternehmerfreundliche Steuergesetzgebung machte Luxemburg zum Sitz von über 3000 Holdinggesellschaften und zu einem der größten Bankzentren Westeuropas (etwa 100 Banken und Versicherungen beziehungsweise Filialen). Grundlage der Wirtschaft ist die Eisenmetallurgie, die etwa die Hälfte der industriellen Produktion stellt und vom multinationalen Konzern ARBED beherrscht wird. Die Stahlproduktion Luxemburgs ist im Verhältnis zur Einwohnerzahl die höchste der Welt, doch sind Erzbergbau und Stahlerzeugung in Auswirkung der Strukturkrise der EG-Stahlindustrie rückläufig. Von Bedeutung ist auch die chemische Industrie (besonders Kunststoffe und -fasern), die mit USA-, BRD- und französischen Kapital entwickelt wurde. Weitere Industriezweige sind Maschinenbau und Elektrotechnik. Die Landwirtschaft, die etwa 50% des Territoriums bewirtschaftet, und in der nur etwa 5 % der Berufstätigen arbeiten, kann den Eigenbedarf nicht decken; in ihr dominieren Klein- und Mittelbetriebe, die durch die EG-Konkurrenz schwer getroffen wurden. Hauptzweig ist die Viehwirtschaft (Rinder, Schweine; Export von Fleisch und Butter); Anbauprodukte sind vor allem Futtergetreide (Hafer, Gerste), Weizen, Obst und Wein. Die Rosenzucht dient dem Export. Wald bedeckt etwa ein Drittel der Landesfläche. Luxemburg besitzt ein sehr dichtes Straßennetz und eine eigene Fluggesellschaft LUXAIR (Flughafen Findel). Einzige Wasserstraße ist die Mosel; Erdgas wird über eine Leitung aus den Niederlanden herangeführt. Der Auslandstourismus ist bedeutend. Der Außenhandel wird überwiegend mit den Nachbarländern (EG-Staaten) abgewickelt. Exportiert werden Erzeugnisse der Hütten- und chemischen Industrie, importiert Rohstoffe, Maschinen und Ausrüstungen. Es besteht eine Wirtschaftsunion (Beneluxunion) mit Belgien und den Niederlanden (mit Belgien auch Zoll- und Währungsgemeinschaft). Luxemburg war Siedlungsgebiet keltischer Stämme, im 5. Jahrhundert von Franken besetzt. Im 10. Jahrhundert erfolgte unter den Grafen von Lützelburg die Bildung der Grafschaft Luxemburg, die 1354 in ein Herzogtum umgewandelt wurde. 1308/13, 1346/1400, 1410/37 waren die Luxemburger Herrscher römisch-deutsche Könige und Kaiser. 1443/77 war Luxemburg burgundisch, kam 1477 an die Österreich, und 1555 an die spanische Linie der Habsburger, wurde 1713 erneut österreichisch, 1794/1815 von Frankreich besetzt. Durch den Wiener Kongress (1815) wurde Luxemburg Großherzogtum, das in Personalunion (bis 1890) mit den Niederlanden verbunden war, die gleichnamige Hauptstadt wurde zur Festung des Deutschen Bundes mit preußischen Besatzungstruppen (1867 abgezogen) erklärt. 1839 kam der seit der belgischen Revolution von 1830 beanspruchte wallonische Landesteil an Belgien, das übrige Gebiet verblieb im Deutschen Bund. Luxemburg wurde 1842 Mitglied des Deutschen Zollvereins, nach Auflösung des Deutschen Bundes (1866) politisch selbständig bei Beibehaltung der Zollunion mit Deutschland (bis 1918). 1891 Gründung der sozialistischen Partei, aus deren linkem Flügel 1921 die KP entstand. 1921 Bildung einer Wirtschafts- und Währungsunion mit Belgien. 1940 wurde Luxemburg durch faschistische deutsche Truppen besetzt, 1942/44 annektiert. Nach der Befreiung unter US-amerikanischen Einfluss, 1948 Beitritt zum Marshallplan, 1949 zur NATO; seit 1957 Mitglied der EWG. Die Wirtschaftskrise und der Währungsverfall seit den 70er Jahren trafen Luxemburg schwer (Rückgang der Stahlproduktion, Verlust von mehr als 10000 Arbeitsplätzen). Staatsoberhaupt ist seit 1964 Großherzog Jean.

Luxemburg: Hauptstadt des Großherzogtums Luxemburg und Verwaltungszentrum des Distrikts Luxemburg, am Zusammenfluss von Alzette und Petrusse (zahlreiche Brücken); 79000 Einwohner; Maschinenbau, chemische Industrie; internationaler Flughafen Findel-, Handels- und Finanzzentrum, internationale Messe, Sitz der Montanunion und des Gerichtshofes der EG; Tagungsort; Universität, Konservatorium, Nationales Sportinstitut; Staatsmuseum, Gemäldegalerie; Rundfunksender; Schloss (16./18. Jahrhundert). 1815/66 deutsche Bundesfestung mit preußischer Besatzung; die Festung wurde 1867 geschleift.

Luxemburg, Rosa, 5.3.1871-15.1.1919, Führerin der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung; nahm seit 1887 am Kampf der polnischen Arbeiterbewegung teil. 1889 emigrierte sie in die Schweiz, wo sie studierte und 1897 promovierte; 1893 Mitbegründerin der Sozialdemokratie des Königreichs Polen; seit 1898 in Deutschland, kämpfte sie als Mitglied der deutschen Sozialdemokratie und zugleich in der polnischen revolutionären Bewegung. 1898/99 publizierte sie ihre Arbeit «Sozialreform oder Revolution?», die sich grundsätzlich mit dem Bernsteinschen Revisionismus auseinandersetzte. 1904/14 vertrat sie die SDKPiL im Internationalen sozialistischen Büro. 1905 nahm sie an den revolutionären Kämpfen in Warschau teil. Luxemburg entwickelte sich zu einer führenden Vertreterin der deutschen Linken, verteidigte in Theorie und Praxis den Marxismus gegen Opportunismus und Revisionismus und leistete in vielen wissenschaftlichen und propagandistische Arbeiten bedeutende Beiträge zur Theorie des revolutionären Kampfes der Arbeiterklasse; sie hatte entscheidenden Anteil am Zusammenschluss der revolutionären Kräfte während des 1. Weltkrieges. Mehrmals eingekerkert, schrieb sie im Gefängnis die Junius-Broschüre, Flugblätter und Beiträge für die «Spartakusbriefe». Seit November 1918 gab sie mit K. Liebknecht «Die Rote Fahne» heraus und bereitete die Gründung der KPD vor, deren Vorsitzende sie gemeinsam mit K. Liebknecht wurde. Während der Januarkämpfe wurde Luxemburg zusammen mit K Liebknecht von konterrevolutionären Militärs ermordet.

Luxemburger, Lützelburger Fürstengeschlecht. Die Luxemburger waren 963/1176 (ältere Linie) und seit 1214 (jüngere Linie) Grafen von Luxemburg; letztere stellte 1308/1437 mit Unterbrechungen die römischen deutschen Könige und Kaiser (Gipfelpunkt ihrer Macht unter Karl IV.); seit 1310 waren sie gleichzeitig Könige von Böhmen, seit 1387 auch von Ungarn. Sie erloschen im Mannesstamm 1437 mit Kaiser Sigismund.