Luther Martin

Luther Martin, 10.11.1483-18.2.1546, Initiator der deutschen Reformation; begann 1501 an der Universität Erfurt Jura zu studieren, trat aber 1505 in das Augustinerkloster in Erfurt ein, entschied sich für ein Theologiestudium und wurde 1512 Professor der Heiligen Schrift an der Universität Wittenberg; Luther gelangte durch intensives Studium der Bibel zu einem Kirchenbegriff, der die Papstkirche grundsätzlich in Frage stellte. In seinen 95 Thesen vom 31.10.1517 bekämpfte er den Ablaßhandel und andere Missstände in der Kirche und löste damit eine Bewegung gegen das Papsttum aus, die die deutsche frühbürgerliche Revolution einleitete. Vom Papst als Ketzer gebannt, lehnte er, von der Sympathie des Bürgertums, der Reichsritter, vieler Angehöriger der Reichsstände und einiger Fürsten unterstützt, auf dem Reichstag zu Worms (1521) den Widerruf seiner Lehre ab. Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen ließ ihn danach auf der Wartburg in Sicherheit bringen. Dort begann Luther die Bibelübersetzung (Neues Testament, 1522 gedruckt), die für die weitere Entwicklung der einheitlichen deutschen Schriftsprache große Bedeutung besaß und den Volksmassen 1524/25 zur Begründung ihrer revolutionären Forderungen diente. 1522 kehrte er nach Wittenberg zurück und wandte sich gegen selbständige und gewaltsame Aktionen zur Durchsetzung der Reformation. Im Bauernkrieg verurteilte er das revolutionäre Vorgehen der Bauern schärfstens und stellte sich entschieden auf die Seite der Obrigkeit. Nach 1525 wandte er sich auch scharf gegen die Täufer und die Anhänger Zwinglis. Unter den veränderten Bedingungen der nachrevolutionären Zeit kämpfte er um die Festigung der von ihm begründeten neuen Konfession, die allerdings politisch mehr und mehr den Interessen der Territorialfürsten diente; von ihr gingen aber zum Beispiel auch Impulse zur Verbesserung des Bildungswesens aus. Luther erreichte europäischen Wirkung unter anderem durch die Ausbreitung der Reformation, die Förderung nationalsprachliche Bibelübersetzungen und Anregungen auf weiterwirkende reformatorische Ideologien.

Lutherische Kirchen, Lutheraner: Kirchen der Reformation, die Anhänger Luthers, im Unterschied zu den von Zwingli und Calvin bestimmten reformierten Kirchen, heute im Luther. Weltbund vereinigt; betrachten insbesondere die Augsburger Konfession und Luthers Katechismus als Lehrgrundlage.