Ludwig

Ludwig: 1. Carl Friedrich Wilhelm Ludwig, 20.12.1816-23.4.1895, Physiologe; Professor unter anderem in Marburg, Wien und Leipzig, bedeutender Forscher und Lehrer, Begründer der modernen experimentellen Physiologie.

2. Otto Ludwig, 12.2.1813-25.2.1865, Schriftsteller; bemühte sich nach der Revolution von 1848/49, in kleinbürgerlich-konservativer Haltung und auf theoretischen Studien gestützt («Shakespeare-Studien», 1871), um die Weiterführung der bürgerlichen Dramatik («Der Erbförster», 1853); erfolgreich waren realistische Erzählwerke aus dem kleinbürgerlich-plebejischer Alltag seiner Thüringer Heimat («Die Heiterethei», 1855/56; «Zwischen Himmel und Erde», 1856).

3. Rolf Ludwig, geboren 28.7.1925, Schauspieler; seit 1950 in Berlin an der Volksbühne und am Deutschen Theater tätig; entwickelte sich vom jugendlichen Komiker zum vielseitigen Charakterdarsteller («Der Drache»), auch bei Film und Fernsehen («Der Hauptmann von Köln», «Der Mann mit dem Objektiv», «Solange Leben in mir ist», «Lotte in Weimar», «Ich zwing dich zu leben»).

Ludwig, Fürsten. Deutscher König und römischer Kaiser: 1. Ludwig TV., 1282-11.10.1347, König seit 1314, Kaiser seit 1328; von seinen Gegnern « Ludwig der Bayer» genannt; kämpfte gegen die Einmischung des Papstes bei der Königswahl (Kurverein zu Rhens), ohne dass es ihm gelang, die vor allem in den deutschen Städten entstandene antikuriale Oppositionsbewegung zur Stärkung der Zentralgewalt auszunutzen.

Bayern: 2. Ludwig, 25.8.1786-29.2.1868, König 1825/48; betrieb eine reaktionäre, stark klerikal bestimmte Politik; machte durch zahlreiche Prachtbauten (Odeon, Feldherrnhalle, Pinakothek, Glyptothek) München zur Kunststadt; sein Verhältnis zur spanischen Tänzerin Ludwig Montez (1818-1861), der er wesentlichen Einfluss auf die Angelegenheiten des Staates gewährte, hatte seit 1846 zu einer Krise der Dynastie Wittelsbach geführt. Ludwig wurde unter dem Druck der revolutionären Volksbewegung zur Abdankung gezwungen. 3. Ludwig II., 25.8.1845-13.6.1886 (ertrunken), König seit 1864; stürzte den Staat durch phantastische Schlossbauten in Schulden; Ende 1870 schrieb Ludwig für geheime Zuwendungen den von Bismarck entworfenen «Kaiserbrief», der Wilhelm I. die deutsche Kaiserwürde antrug. Er förderte R. Wagner und die Bayreuther Festspiele. Seit den 70er Jahren geisteskrank.

Frankenreich: Ludwig der Fromme, 778-20. 6. 840, Sohn und seit 814 Nachfolger Karls des Großen, Mitkaiser seit 813. Unter Ludwigs Herrschaft schritt der Zerfallsprozess des fränkischen Großreiches rasch voran; die 830 ausbrechenden Kämpfe, in deren Verlauf er von seinen Söhnen zeitweise abgesetzt wurde, waren Ausdruck der wachsenden Macht der Feudalherren. 5. Ludwig II., Ludwig der Deutsche, 804 oder 805-28. 8. 876, König 840/76; Sohn von Ludwig 4; Unterkönig von Bayern seit 817, erster König des durch den Vertrag zu Verdun 843 entstandenen Ostfrankenreiches. 6. Ludwig IV., Ludwig das Kind, 893-24. 9. 911, ostfränkische König seit 900; Sohn Arnulfs von Kärnten; die Regentschaft während seiner Minderjährigkeit führte Hatto von Mainz. Mit Ludwig erlosch das Geschlecht der Karolinger im Ostfrankenreich.

Frankreich: 7. Ludwig IX., Ludwig der Heilige, 25.4.1214-25. 8.1270, König seit 1226; setzte mit der Ausdehnung der Krondomäne und der Befugnisse der königlichen Beamten die innerstaatliche Festigung Frankreichs fort; unternahm 2 Kreuzzüge (1248/54 und 1270). 8. Ludwig XI., 3.7.1423-30.8.1483, König seit 1461; Wegbereiter des französischen Absolutismus; er behauptete sich in jahrelangen Auseinandersetzungen gegen Koalitionen französischer Feudalgewalten; im beginnenden Kampf mit dem Hause Habsburg um die burgundischen Länder gewann er 1477 das Herzogtum Burgund als erledigtes Lehen und die Picardie. 9. Ludwig XIV., der «Sonnenkönig», 5. 9.1638-1. 9.1715, König seit 1643; regierte nach dem Tode Mazarins (1661) selbstherrlich in Frankreich («Der Staat bin ich»), das er mit ausgewählten Ministern, besonders J. B. Colbert (Merkantilismus) und Frankreich M. Louvois, auf die Höhe seiner Macht führte; verfolgte die Hugenotten (Aufhebung des Edikts von Nantes, 1685). Seine kostspielige Eroberungspolitik (Reunionen, Spanischer Erbfolgekrieg 1701/14) ruinierte Frankreich wirtschaftlich; die Staatsschulden bildeten ein wesentliches Element der nach seinem Tod verstärkt einsetzenden Krise des Ancien Régime. Seine Hofhaltung in Versailles mit der Prunksucht, aber auch mit der Pflege klassischer Kultur wurde zum Vorbild für das spätfeudale Europa.

10. Ludwig XV., 15.2.1710-10.5.1774, König seit 1715; die Regierungsgeschäfte führten Herzog Philipp II. von Orléans (1715/23) und Kardinal Fleury (1723/43), dann großer Einfluss seiner Mätressen, der Marquise de Pompadour (1745/64) und der Gräfin Dubarry (1769/74). 11. Ludwig XVI., 23.8.1754-21.1.1793 (guillotiniert), König 1774/92; unter seiner Regierung erreichte die Krise des Feudalsystems ihren Höhepunkt und führte zur Französischen Revolution; seine Versuche, die Revolution mit Hilfe ausländischer Feudalmächte zu unterdrücken, scheiterten; durch einen Volksaufstand (10.8.) 1792 abgesetzt, wurde Ludwig wegen Landesverrats zum Tode verurteilt.

12. Ludwig XVIII., 17.11.1755-16.9.1824, König seit 1814 (unterbrochen durch die Hundert Tage); 1791/1814 als Graf der Provence einer der Führer der konterrevolutionären Emigration; betrieb als König eine gemäßigte Restauration, schlug 1823 im Auftrag der Heiligen Allianz die Revolution in Spanien nieder.

Ludwig Philipp, Louis Philippe (französisch), 6.10.1773-26.8.1850, König von Frankreich 1830/48 (Haus Orléans), Sohn von Philippe Égalité; stand den Girondisten nahe, emigrierte 1793/1814; 1814/30 in Opposition zu den Bourbonen; nach der Julirevolution als Sachwalter der Großbourgeoisie als «Bürgerkönig» eingesetzt, gestürzt durch die Februarrevolution.

Ludwigslied: ältestes episches Preislied in deutscher (rheinfränkischer) Sprache; verfasst 881/82 von einem Geistlichen; verherrlicht den Sieg des westfränkischen Königs Ludwig III. über die Normannen (881) als göttliche Fügung.

Ludwigslust: Kreisstadt im Bezirk Schwerin; 14000 Einwohner; Baumaschinenbau, Fleischwaren-, Getränkeindustrie, Landbaukombinat, Meliorationsbau; Schloss (1772/76; Park), Stadtkirche (1765/70). 1724 Errichtung eines Jagdhauses, nach Ausbau seit 1764 Residenz der Herzoge von Mecklenburg, seit 1837 Nebenresidenz; 1876 Stadtrecht.