Lomonossow

Lomonossow, Michail Wassiljewitsch, 19.11.1711-15.4.1765, russischer Gelehrter und Dichter; Sohn eines freien Bauern aus dem Gouvernement Archangelsk am Weißen Meer; erhielt eine solide Bildung, ging 1730 nach Moskau, wo er seine Herkunft verschwieg, um studieren zu können. Lomonossow vertiefte sein Wissen in Petersburg, Freiberg und Marburg und wirkte ab 1741 an der Petersburger Akademie der Wissenschaften, seit 1745 als Professor für Chemie; er schlug in der Chemie, Physik, Astronomie, Geologie, Geographie, Geschichte und Philologie neue Wege ein. 1755 erfolgte auf seine Initiative die Gründung der Moskauer Universität. Lomonossow vertrat eine materialistische (atomistische) Weltanschauung und war als Naturforscher ein Anhänger des Entwicklungsgedankens; seine theoretischen Erkenntnisse zeichneten sich durch eine enge Verbindung zur Praxis aus. Auf dem Gebiet der Naturwissenschaften formulierte er unter anderem ein «Gesetz von der Erhaltung der Materie und Bewegung», das später in den Erhaltungssätzen für Masse und Energie aufging; mit ihm wie mit anderen Einsichten nahm er wesentliche Gedanken des wissenschaftlichen Fortschritts vorweg. Mit dem «Brief über die Regeln der russischen Dichtkunst», einem Lehrbuch der Rhetorik, einer «Russischen Grammatik» und einer Arbeit über die Stilhierarchie im Russischen schuf er die Grundlagen der modernen russischen Literatursprache. In seinen literarischen Werken, vornehmlich Oden, Tragödien und Epigrammen, vertrat er als Repräsentant der russischen Aufklärung und des Klassizismus die Ideen des von Peter I. geprägten aufgeklärten Absolutismus. Lomonossow leistete einen universalen Beitrag zur Entwicklung der russischen Wissenschaft, Dichtkunst und Nationalkultur. In deutscher Übersetzung erschienen «Ausgewählte Schriften» (1961).