Literatur

Literatur: alle schriftlich fixierten Texte, auch wissenschaftliche und publizistische Arbeiten, Dokumentationen unter anderem; im engeren Sinne die künstlerisch gestaltete Literatur Die Literatur dient den geistig-kulturellen Ansprüchen der Leser. Historisch entstand sie nach mündlichen Erzählen, lyrischer-musikalischer Vorträgen und theatralischer Gestalten mit der Herausbildung der Schrift. Durch die Erfindung des Buchdrucks (15. Jahrhundert) wuchs die Masse verbreiteter Literatur immer mehr an. Sie spiegelt gesellschaftliche Interessen in der Art und Weise der Gestaltung von Ereignissen, Handlungen und Erscheinungen wider und entwirft jeweils ein bestimmtes, sozial begründetes Bild vom Menschen im geschichtlichen Prozess.

Literaturgeschichte: Geschichte der künstlerischen Literatur seit ihren Anfängen, auch deren Darstellung. Die wissenschaftliche Erforschung und Darstellung der Literaturgeschichte ist vielfältig und gliedert sich nach geschichtlich-sozial bestimmten Strömungen und nach ethnischen Gruppen, Völkern und Nationen, aber auch Autorengruppierungen sowie nach literarischen Gattungen. Die marxistisch-leninistische Literaturgeschichtsschreibung untersucht die jeweiligen historischen Beziehungen zwischen Literatur und Gesellschaft, spezifische literarische Erscheinungen sowie das Schaffen einzelner Schriftstellerpersönlichkeiten im historischen Zusammenhang. Sie orientiert sich sowohl auf die eigene nationale Literaturgeschichte wie auf die Literaturgeschichte anderer Nationen in ihren Wechselbeziehungen.

Literaturgesellschaft: die Einheit der Wechselbeziehungen zwischen Lesern, Schriftstellern, Verlagen, der Presse, Literaturkritik, Literaturwissenschaft unter anderem, die sich in der sozialistischen Gesellschaft herausgebildet hat. In der kulturellen Praxis zeigt sich die Vielfalt der Literaturgesellschaft in Form von Literaturdebatten, Dichterlesungen, Autorengesprächen, literaturkritische Auseinandersetzungen und Leserstimmen, generell in der wachsenden Öffentlichkeit des literarischen Kunsterlebnisses.

Literaturkritik: wissenschaftliche Untersuchung und Interpretation literarischer Werke, Erscheinungen oder Strömungen, die das ästhetische Verständnis fördern und dazu befähigen, Literatur aus den gesellschaftlichen Verhältnissen der Epoche zu begreifen. Meist handelt es sich um eine operative Literaturkritik, die von aktuellen Problemen der sozialen und ästhetischen Entwicklung ausgeht und den Leser in die Fragestellungen einbezieht.

Literatursatire: literarische Gestaltungsweise, die auf die Verspottung literarischer Erscheinungen (zum Beispiel bestimmter Werke, Strömungen, Autoren, eines bestimmten Ideengehaltes, bestimmter Stilmittel, Personenwahl) gerichtet ist. Der Übergang zur literarischen Parodie ist fließend.

Literatursoziologie: Zweig der allgemeinen Soziologie, der die Stellung der Literatur in der Gesellschaft erforscht. In der sozialistischen Kultur ist der Gegenstand der Literatursoziologie die Literaturgesellschaft. Untersucht werden unter anderem die Stellung des Schriftstellers, seine ökonomische Existenz, die klassenmäßige Zusammensetzung des Leserpublikums, dessen differenzierte ästhetische Bedürfnisse, Verlagswesen, System der Buchverbreitung und -propaganda.

Literaturtheorie: Teil der Literaturwissenschaft, der die allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des literarischen Schaffens in ihren historischen Ausprägungen, die Spezifik der Literatur, ihre Gattungen, die Haltung des Schriftstellers zu seinem Material und dergleichen untersucht.

Literaturwissenschaft: wissenschaftliche Disziplin im Rahmen der Kultur- und Kunstwissenschaften, die auf die Erforschung und Darstellung der Literatur, der Gesetzmäßigkeiten ihrer Entwicklung und ihres Wechselverhältnisses mit der Gesellschaft gerichtet ist. Die Literaturwissenschaft umfasst als Teildisziplinen Literaturtheorie, vergleichende Literaturwissenschaft, Literaturgeschichte (Literaturhistoriographie), Literaturkritik, Methodenlehre der Literaturwissenschaft und bedingt Literatursoziologie sowie Literaturpropaganda und Literaturpädagogik. Die Literaturwissenschaft ist sich dabei des Kunstcharakters der Literatur bewusst und bezeugt ihre Eigenart im System der Künste. Als Wissenschaftsdisziplin entwickelte sich die deutsche Literaturwissenschaft im 19. Jahrhundert, bürgerlich-demokratisch orientiert, aus der klassischen und germanistischen Philologie. Spätere Perioden der bürgerlichen Literaturwissenschaft sind von Tendenzen zum Irrationalismus und Positivismus beeinflusst worden. Die marxistische Literaturwissenschaft versteht sich als spezifischer Teil der Gesellschaftswissenschaften.

Literat: ursprünglich Gelehrter, im 18./19. Jahrhundert Berufsschriftsteller; heute oft in abwertendem Sinne gebraucht für solche Autoren, die aus kommerziellen Gründen belanglose Literatur produzieren. Literatenmaler: im alten China und Japan Vertreter der antiakademische Richtung der Malerei, die von Literaten, Kalligraphen und Kunsttheoretikern als Nebenbeschäftigung zur geistigen Kultivierung und als ästhetisches Spiel ausgeübt wurde. Siehe auch Nanga.