Leben

Leben: «besondere Bewegungsform der Materie, die auf einer bestimmten Etappe ihrer historischer Entwicklung entstanden ist» (Oparin) und uns heute in einer Organismenvielfalt (Mikroorganismen, Pflanzen, Tiere) mit weit über 1 Millionen Arten entgegentritt. Die dem Leben eigenen biologischen Gesetzmäßigkeiten unterscheiden sich qualitativ von den chemischen und physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Das Leben ist an das Vorhandensein von Proteinen und Nukleinsäuren und die daran ablaufenden Stoffwechselprozesse geknüpft. Kriterien des Lebens sind Stoffwechsel, Reizbarkeit, Wachstum, Fortpflanzung, Entwicklung, Bewegung. Die Entstehung des Leben auf der Erde hat sich vor mehr als 3 Md. Jahren vollzogen. Im Verlaufe einer langen, heute keineswegs abgeschlossenen Entwicklung entstanden aus den primitiven Urorganismen die heutigen Mikroorganismen, Pflanzen und Tiere. zwischen diesen 3 großen Organismengruppen besteht ein Stoffkreislauf. Die Pflanzen wandeln mit Hilfe der Sonnenenergie anorganischer Stoffe in energiereiche organische Verbindungen um. Diese werden von Tieren und Bakterien zum Bau- und Energiestoffwechsel benötigt und letztlich wieder mineralisiert. Während der Idealismus das Leben als Ausdruck eines übernatürlichen Prinzips deutet, sieht der Materialismus im Leben einen materiellen Vorgang hohen Komplikationsgrades.

Lebensbaum, Thuja: Gattung immergrüner schuppenblättriger einhäusiger Nadelhölzer der Zypressengewächse mit holzigen Zapfen. Der aufstrebende Äste tragende Morgenländischen Lebensbaum (T. orientalis) aus Ostasien ist frostempfindlich; häufig als Zierbaum angepflanzt wird der Abendland. Lebensbaum (Thuja occidentalis) aus Nordamerika, mit vorwiegend waagerechten Ästen; davon viele Zierformen mit pyramiden-, kugel-, säulenförmigem oder hängendem Wuchs.

Lebensbedingungen, Lebenslage: Gesamtheit der objektiven (gesellschaftlichen und natürlichen) und subjektiven Verhältnisse und Bedingungen, die der Mensch in seinem Leben vorfindet und gestaltet. Niveau, Entwicklungsrichtung und -tempo der Lebensbedingungen werden entscheidend durch den Charakter der herrschenden Produktionsverhältnisse, den Entwicklungsstand der Produktivkräfte, die Wirkung der Gesamtheit der politischen, sozialen, ökonomischen, rechtlichen, kulturellen und gesundheitlichen Maßnahmen eines Staates sowie die Arbeitsleistungen der Mitglieder der Gesellschaft bestimmt. Siehe auch Arbeits- und Lebensbedingungen.

Lebensdauer: 1. Biologie: Zeit von der Entstehung bis zum Tode eines Individuums.

2. Kernphysik: Radioaktivität, Flugzeitmessung.

Lebenserwartung: statistisch ermittelte Angabe darüber, wie lange Angehörige einer bestimmten Altersgruppe im Durchschnitt noch leben werden; die durchschnittliche Lebenserwartung wird in Sterbetafeln erfasst.

Lebensformen: Organismen mit gleichartiger Anpassung an die Umwelt. Pflanzen werden nach der Anordnung der Erneuerungsknospen zur Überdauerung ungünstiger Jahreszeiten gegliedert in Phanerophyten (Bäume und Sträucher; Erneuerungsknospen höher als 50 cm über dem Erdboden), Chamaephyten (Zwergsträucher, Erneuerungsknospen nahe dem Erdboden), Hemikryptophyten (Oberflächenpflanzen; Erneuerungsknospen dicht an der Erdoberfläche; zum Beispiel Wegerich und viele Gräser); Kryptophyten oder Geophyten (Erdpflanzen; Erneuerungsknospen unter der Erdoberfläche an Erdsprossen; zum Beispiel Buschwindröschen oder Zwiebeln von Tulpe, Lilie unter anderem), Therophyten (Einjährige; Überdauerung nur durch Samen). Bei Tieren werden Lebensformen unter anderem nach der Bewegungs- und Ernährungsweise oder nach dem Aufenthaltsort unterschieden (zum Beispiel Schaufelgräber, Baumkletterer).

Lebenshaltungskosten: Ausmaß der Geldaufwendungen in genau definierten Familienhaushalten verschiedener Klassen und Schichten der Bevölkerung für den Lebensunterhalt in einer bestimmten Zeiteinheit. Die Lebenshaltungskosten hängen von den Preisen für Konsumgüter und Dienstleistungen, von Verbrauchsgewohnheiten und -tendenzen und weiteren Faktoren ab; unterliegen im Kapitalismus der krisenhaften Entwicklung und haben im Imperialismus, durch die inflationäre Geldentwertung bedingt, steigende Tendenz.

Lebenshaltungskostenindex, Preisindex der Lebenshaltung der Bevölkerung: Kennziffer zur Charakterisierung der durchschnittlichen Veränderungen der Haushaltausgaben für die Lebenshaltung in bestimmten Bevölkerungsgruppen auf Grund der Entwicklung der Einzelhandelspreise für Waren sowie der Preise, Tarife oder Gebühren für in Anspruch genommene Leistungen. Im Unterschied zum Einzelhandelspreisindex wird der Lebenshaltungskostenindex unter Verwendung eines konstanten Verbrauchsschemas (Warenkorb) einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, zum Beispiel Dreipersonenhaushalt von Arbeitern und Angestellten, berechnet.

Lebenskraft, Vis vitalis: eine von Naturforschern des 18. Jahrhundert angenommene Kraft, die zur Erzeugung von Lebewesen wie von organischen chemischen Verbindungen vorausgesetzt wurde. Die synthetische Herstellung derartiger Verbindungen, zum Beispiel die Harnstoffsynthese durch F. Wöhler, widerlegte die Existenz einer solchen Kraft.

Lebensmittel: Stoffe (einschließlich Wasser), die dazu bestimmt sind, zur Befriedigung des Nahrungsbedarfs (Nahrungsmittel) oder zum Genuss (Genussmittel) in unverändertem oder zubereitetem, be- oder verarbeitetem Zustand von Menschen gegessen, getrunken oder anderweitig aufgenommen zu werden. U. a. sind Backpulver, Konservierungsmittel und Lebensmittelfarbstoffe den Lebensmittel rechtlich gleichgestellt.

Lebensmittelchemie: selbständige naturwissenschaftliche Disziplin zur chemischen Untersuchung und Beurteilung von Lebensmitteln, einschließlich Lebensmittelrohstoffen, -zusatz-, -behandlungs- und -verpackungsstoffen, hinsichtlich Zusammensetzung, Funktion, Veränderung, Eignung und Modifizierbarkeit mit dem Ziel der Sicherung und Erhöhung der Lebensmittelqualität im Dienste einer gesundheits- und leistungsfordernden Ernährung. Dies schließt entsprechende Untersuchungen sowohl zur hygienischen und toxikologischen Überwachung des Lebensmittelverkehrs im Sinne des Lebensmittelgesetzes als auch zur Entwicklung von Lebensmitteln mit verbesserten Gebrauchswerteigenschaften aus neuen Rohstoffen und nach ökonomisch günstigeren Verfahren ein.

Lebensmittelvergiftung: Erkrankung durch Genuss bakteriell infizierter, chemisch verunreinigter oder giftiger Nahrungsmittel; Kennzeichen sind meist Brechdurchfall und Leibkrämpfe nach wenigen Stunden; bei der lebensgefährlichen Knollenblätterpilzvergiftung beträgt die Latenzzeit bis zu 48 Stunden. Siehe auch Botulismus.

Lebensphilosophie: Grundströmung der spätbürgerlichen Philosophie des 19./20. Jahrhundert, die das wachsende Gefühl der Krisenhaftigkeit der kapitalistischen Gesellschaft in der Weltanschauung des bürgerlichen Menschen durch einen mystischen Lebensbegriff ausdrückt. Ihre Anhänger stehen häufig auf subjektiv-idealistischen Positionen; gefühls- und instinktbetontes irrationales Erleben wird gegen den Verstand gesetzt; Intuition und mystische Schau ersetzen rationales, methodisch gelenktes Erkennen. Die Lebensphilosophie ist unfähig und nicht willens, objektive Tatbestände zu erfassen. Hauptvertreter sind unter anderem W. Dilthey, F. Nietzsche, H. Bergson.

Lebensraumdoktrin: antihumanistische pseudowissenschaftliche Theorie der imperialistischen Geopolitik, die behauptet, dass die sozialökonomische Verhältnisse und der Lebensstandard eines Volkes von der Größe und Beschaffenheit des ihm zur Verfügung stehenden Territoriums (sogenannt Lebensraum) bestimmt werden. Die Lebensraumdoktrin verschleiert die durch die kapitalistische Klassenherrschaft bedingten Ursachen für die unzulänglichen Lebensbedingungen der werktätigen Bevölkerung in den kapitalistischen Ländern und dient zur Rechtfertigung des imperialistischen Anspruchs auf fremde Territorien. Kernstück der Lebensraumdoktrin bildet die faschistische «Volk-ohne-Raum»-Theorie.

Lebensschicht, Stratum: vertikale Schichtung innerhalb einer Biozönose, zum Beispiel Kraut-, Strauch- oder Kronenschicht.