Lateinamerika

Lateinamerika, Iberoamerika: die Länder Mittel- und Südamerikas, die als Folge der jahrhundertelangen kolonialen Unterdrückung durch Spanien und Portugal Ober. Halbinsel) von der spanischen und portugiesischen Sprache und Kultur wesentlich beeinflusst wurden.

Lateinamerikanische Freihandelsassoziation, Asociación Latinoamericana de Libre Comercio Abkürzung ALALC, Latin American Free Trade Association, Abkürzung LAFTA: zwischenstaatliche wirtschaftliche Vereinigung lateinamerikanischen Staaten; gegründet 1960; Sitz Montevideo. Die LAFTA nach westeuropäischen Integrationsmodellen konzipiert, wurde 1981 durch die Lateinamerikanische Integrationsvereinigung ersetzt. Lateinamerikanische Integrationsvereinigung, Asociación Latinoamericana de Integración, Abkürzung ALADI: Nachfolgeorganisation der Lateinamerikanischen Freihandelsassoziation; gegründet 1980 in Montevideo, Aufnahme der Arbeit 1981. ALADI hat die Aufgabe, den Handel zwischen den beteiligten Staaten (Argentinien, Brasilien, Mexiko; Chile, Kolumbien, Peru, Uruguay, Venezuela; Bolivien, Ekuador und Paraguay) zu regulieren, zu fördern und eine regionale Integration herauszubilden.

Lateinamerikanische Kunst: die Kunst der in Sprache und Kultur maßgebend von Spanien und Portugal beeinflussten Staaten Mittel- und Südamerikas. Sie entwickelte sich auf den Trümmern der durch die europäischen Eroberer im 16. Jahrhundert zerstörten, zum Teil sehr hochstehenden Kulturen der amerikanischen Ureinwohner, insbesondere der Azteken, Maya und des Inkareiches. Mit den ersten Stadtgründungen der Spanier Ende des 15. und im 16. Jahrhundert auf den Antillen (La Navidad auf Haiti; Santo Domingo; Santiago de Cuba, Trinidad und Havanna auf Kuba), danach in Mexiko sowie von Quito in Ekuador; Lima in Peru; Bogotá in Kolumbien; Buenos Aires, Córdoba und Salta in Argentinien; Sucre, La Paz und Potosí in Bolivien; Santiago de Chile; Coro, Caracas und La Guaira in Venezuela; Antigua in Guatemala begann die spanisch beeinflusste Architektur Lateinamerikas. Die Portugiesen gründeten als Hauptstadt ihrer brasilianischen Besitzungen 1549 Bahia.

Mehr Nachfolge fand der strenge Stil J. de Herreras, besonders in der Ordensbaukunst. Zahlreiche Bauwerke dieser und späterer Zeit fielen Erdbeben zum Opfer (Guatemala, Ekuador, Bolivien, Chile). Um die Mitte des 17. Jahrhundert erste Beispiele des Frühbarocks: Hauptkirche von Puebla, Kathedrale in Mexiko (Stadt).

Der Barock bringt überall eine Fülle aufwendig gestalteter sakraler (Kathedrale in Mexiko (Stadt), Havanna, Caracas, Sucre, Cuzco; Kirchen S. Lorenzo in Potosí, La Compañia und La Merced in Quito, S. Francisco in Lima, S. Ignacio in Bogotá, La Merced in Antigua) und profaner (Cabildos von Salta und Buenos Aires, Ayuntamientos von Antigua und Havanna; Palastbauten in Salta, Potosí, La Paz, Cuzco, Santiago de Chile, Antigua, Havanna, Mexiko (Stadt), Puebla; Casa de Moneda in Potosí; Universitäten in Sucre und Antigua) Gebäude hervor. Typisch für Mexiko sind die Bauten des sogenannt Ultrabarocks, einer Spielart des Churriguerismus, die mit überwältigend reichen Ornamenten in Stein, Stuck und Holz alle Gestaltungskraft auf den Schmuck des Inneren und die Fassaden konzentrierte (Sagrario Metropolitano und Capilla del Pocito in Mexiko (Stadt), S. Prisca in Taxco, S. Martin in Tepotzotlán, Werke der Schule von Puebla; die Stadtpaläste Casa de Alfeñique in Puebla, Casa de Azulejos in Mexiko (Stadt)). In den Jesuitenreduktionen Paraguays (in ihnen lebten 140000 Indios) entstanden streng gestaltete, weiträumige Kirchen. Wichtige Beispiele der Barockarchitektur Brasiliens sind in Bahia, Rio de Janeiro, Ouro Preto, Congonhas und Säo Joäo deI Rei (Bauten M. F. de Lisboas und seines Sohnes F. A. de Lisboa, genannt Aleijadinho, des hervorragendsten Architekten und Bildhauers der Kolonialepoche). In Mexiko gelangten im Dienste der Kirche alle Künste zur Entfaltung; Kräfte der einheimischen Bevölkerung wurden zu den großen Aufgaben in breitem Maße herangezogen.

Im 18. Jahrhundert begründete M. Cabrera eine eigenständige Schule der Porträtmalerei. In Guatemala blühte die Bildhauerkunst, deren starkfarbige Holz- und Keramikfiguren vielfach exportiert wurden. Reich an qualitätsvollen geschnitzten Altären, Kanzeln, Gestühlen und Skulpturen, die ebenfalls in andere Gebiete des Kontinents ausgeführt wurden, sind die Kirchen Ekuadors (besonders Quitos). Kolumbien verfügte über eine der bedeutendsten Malerschulen mit den Zentren Tunja und Bogotá, deren Ruf aber noch übertroffen wurde durch Lima und die weit wirkende Schule von Cuzco in Peru mit ihren naiven, farbenfrohen Bildern; Schöpfer der Gemälde wie der Plastiken waren hier und auch in Argentinien häufig Meister aus der indianischen Bevölkerung. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhundert ist eine Hinwendung zu weltlicher Thematik spürbar. Nach Erringung der Unabhängigkeit wurden im 19. Jahrhundert in vielen Ländern staatliche Kunstakademien gegründet, deren Kräfte (meist Spanier, Italiener, Franzosen) den europäischen Klassizismus allgemeine durchsetzten. In der Romantik wuchs die Zahl der Maler, die sich in idyllischen Darstellungen der heimatlichen Landschaft und dem Volksleben zuwendeten. Jedoch wurden bis zum Beginn des 20. Jahrhundert die entscheidenden Anregungen in Europa gesucht, so dass sich die Herausbildung der Nationalkunst in den einzelnen Ländern im Wesentlichen erst im 20. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem Kampf um die 2. Unabhängigkeit und vor allem in Perioden des demokratischen Aufschwungs vollzog. Führend war hier zunächst die mexikanische Kunst (Mexiko (Kunst)), die das Werk vieler progressiver Künstler Lateinamerikas beeinflusste (insbesondere Monumentalmalerei und Graphik). Zu den namhaften Malern des Kontinents zählen die Argentinier A. Bemi und E. Spilimbergo; die Brasilianer E. Di Cavalcanti, T. do Amaral, C. Portinari, A. Volpi, Segall; die Chilenen R. S. Matta Echaurren und J. Venturelli; der Ekuadorianer O. Guayasamin; die Guatemalteken R. Lazo und C. Mérida; die Haitianer H. Hyppolite und L. Poisson; der Peruaner M. Urteaga. Zahlreiche Kulturschaffende Lateinamerikas (besonders Chiles) können ihre fortschrittlichen Konzeptionen nur in der Emigration verwirklichen, während die Kunstszene ihrer Heimat sich nach US-amerikanischen Vorbild den Gesetzen des Marktes anpasst. Einen neuen Weg gehen auf Grund der veränderten sozialökonomische Bedingungen nach der Revolution die Gegenwartskunst und die Architektur Kubas (Kuba (Kunst)) und Nikaraguas. Für alle lateinamerikanischen Hauptstädte typisch ist der krasse Gegensatz zwischen ausgedehnten Elendssiedlungen und hypermodernen Verwaltungs-, Handels- und Bankvierteln. Bedeutendste Beispiele neuer Architektur sind solche, sämtliche Künste integrierenden Ensembles wie die Universitätsstädte von Mexiko (Stadt) und Caracas oder die Anlage Brasilias. Weltbekannte Architekten sind die Brasilianer L. Costa, die Gebrüder Roberto, R. Burle-Marx, A. E. Reidy, O. Niemeyer; die Kolumbianer G. Serrano Camargo und G. Solano; der Kubaner R. Porro; die Mexikaner J. Villagrán García, J. O’Gorman, M. Pani, J. González Reyna, F. Candela, A. Prieto; der Peruaner E. Seoane; der Venezolaner C. R. Villanueva.