Landschaftsbild

Landschaftsbild: komplexe Darstellung eines Ausschnitts der unberührten natürlichen oder vom Menschen umgestalteten beziehungsweise neugeschaffenen Umwelt des Menschen in Malerei (Landschaftsmalerei), Graphik und Fotografie. Von der realistischen Schilderung eines bestimmten Gebiets bis zur reinen Phantasielandschaft gibt es viele Übergangsformen. Das Landschaftsbild kann Teil eines Bildes (Hintergrund o. ä.) oder selbständige künstlerische Aufgabe sein. Im Laufe der Entwicklung entstanden spezielle Gattungen: Seestück (Marinebild), Stadt- und Industrielandschaft. Die Geschichte des Landschaftsbildes ist eng mit der des Realismus verbunden. Über die formelhafte, unräumliche Signalisierung einer Landschaft (ägyptischer Kunst) gelangte erst die Malerei der römischen Kaiserzeit hinaus (Odyssee Landschaften im Vatikan). Doch das Mittelalter reduzierte diese Errungenschaften wieder auf streng stilisierte Abkürzungen. Dagegen entwickelte sich das Landschaftsbild zu einem Hauptgegenstand der ostasiatischen Malerei und Graphik (in China seit dem 6. Jahrhundert). In Europa begann erst im 14. Jahrhundert mit dem wachsenden Interesse am Irdischen die Entwicklung eines neuen Landschaftsbild Zugleich eröffnete die Anwendung der Perspektive den Tiefenraum. Einen großen Fortschritt zeigen die burgundisch-niederländische Miniaturen im frühen 15. Jahrhundert K. Witz gab in dem Tafelbild «Petri Fischzug» (1444) erstmalig eine bestimmte Landschaft wieder. Landschaften um ihrer selbst willen dargestellt, ohne menschliche Figuren, erscheinen um 1500 zuerst in Zeichnung, Aquarell und Graphik (Leonardo da Vinci, A. Dürer, A. Altdorfer). P. Bruegel der Ältere gestaltete die Landschaft im Wechsel der Jahreszeiten (um 1560). Um 1600 begann in Italien die Entwicklung des idealen Landschaftsbild, einer freien, summierenden Komposition landschaftliche Elemente zu großartiger, harmonischer Wirkung (mit Staffagefiguren der antiken Mythologie: heroisches Landschaftsbild). Im 17. Jahrhundert erfolgte in Holland eine starke Differenzierung des Landschaftsbild (zum Beispiel Winter-, Mondschein-Landschaftsbild u. ä.). Nachdem sich im 16. und besonders im 17. Jahrhundert (M. Merian) in der Graphik topographischen Darstellungen verbreiteten, erlebte die Stadtdarstellung in der venezian. Vedutenmalerei des 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt (Canaletto). Zu gedankenvoller Sinnbildlichkeit formte die Romantik das Landschaftsbild, bei gleichzeitiger Erweiterung seiner realistischen Elemente (C. D. Friedrich). Engl. Landschaftsmaler sowie die französische Schule von Barbizon bereiteten den Impressionismus vor, der konsequent zur Freilichtmalerei überging. P. Cézanne, P. Gauguin und besonders V. van Gogh leiteten zum Expressionismus und Kubismus über, wobei das Landschaftsbild zum Ausdrucksträger erregter Gefühle übersteigert wurde. Daneben hat es immer eine realistische Landschaftsdarstellung gegeben, deren Traditionen im sozialistischen Realismus weiterleben.

Landschaftsfotografie: Genre der künstlerischen Fotografie; die von der Natur und vom Menschen geformte Landschaft wird zum Bildgegenstand, in dem der Fotograf sein Wirklichkeitsverhältnis ausdrückt. Landschaftsfotografie widerspiegelt individuelle und gesellschaftliche Wertvorstellungen und Haltungen.