Labyrinth

Labyrinth: 1. allgemein Irrgang, Irrgarten; übertragen Durcheinander, Wirrwarr.

2. Anatomie: a) Labyrinth, Innenohr, aus dem Gleichgewichtsorgan (Vestibularapparat) und der Schnecke (Cochlea), dem eigentlich Hörorgan, bestehendes System. Die knöcherne Wand des in der Felsenbeinpyramide liegenden Hohlraumsystems wird als knöchernes Labyrinth bezeichnet; in seinem Inneren trägt ein Schlauchsystem (häutiges Labyrinth) Sinnesepithelien, die zur Aufnahme statische und akustische Reize dienen (Gleichgewichtssinn);

b) im oberen Schlundknochen der Labyrinthfische liegendes System von Knochenlamellen, die von blutgefäßreicher Schleimhaut überzogen sind und die Luftatmung ermöglichen.

3. Baukunst: Gebäude von kompliziertem Grundriss, das aus verwirrend ineinander gehenden Gängen und Räumen besteht. Die Bezeichnung stammt von dem Labyrinth, das der sagenhafte König Minos von Kreta durch Dädalus für den Minotaurus erbauen ließ. Diese Sage geht wohl auf die weitverzweigte Palastanlage von Knossos auf Kreta zurück, deren Reste freigelegt wurden. Nach weiteren einzelnen antiken Beispielen legten die Gartenarchitekten des Barocks Labyrinthe aus kunstvoll beschnittenen Hecken an. Als komplizierte spiralartige geometrische Figur ist das Labyrinth auf Fußböden nicht nur in der Antike, sondern auch im Mittelalter vorwiegend in französischen Kirchen, in denen es als «Jerusalemweg» zu Bußübungen diente, dargestellt.

Labyrinthentzündung, Labyrinthitis: durch Bakterien oder Viren hervorgerufene Entzündung des Innenohrs. Symptome sind starker Drehschwindel, Brechreiz, eventuell Erbrechen, schnelles Nachlassen der Hörfunktion bis zur völligen Ertaubung; verursacht durch chronischen Mittelohrentzündung oder Virusinfekt, besonders Grippe.

Labyrinthfische, Anabantidae: meist farbenprächtige Süßwasserfische pflanzenreicher Gewässer Afrikas und Südostasiens; können mit Hilfe eines zusätzlichen Atemorgans (Labyrinth) Luftsauerstoff atmen; viele Arten betreiben Brutpflege und bauen ein Schaumnest an der Wasseroberfläche, in das die Eier abgelegt werden. Beliebte Aquarienfische sind Fadenfische, Kampffische.

Labyrinthodontia, Labyrinthzähner: vom Oberdevon bis zur Obertrias lebende Amphibien mit labyrinthisch gefaltetem Zahnschmelz; aus den Labyrinthodontia entstanden etwa im Unterkarbon die Reptilien.

Labyrinthschwindel: Schwindel, auch verbunden mit Körperhaltungsstörungen, bei Erkrankungen des Innenohrs (Labyrinth). In besonderen Fällen bestehen isolierte Schäden im Gleichgewichtsnerv, der die Labyrinth Funktionen dem Hirn zuleitet. Ursache des Labyrinthschwindel sind örtliche Entzündungen, Durchblutungsstörungen oder Knochenbrüche. Kennzeichnend für Labyrinthschwindel sind rhythmische, unwillkürliche ruckförmige Augenbewegungen (Nystagmus).