Kreuzzüge

Kreuzzüge: Eroberungszüge europäischen Feudalherren zur Unterwerfung Syriens und Palästinas im 11./13. Jahrhundert. Die Kreuzzugsideologie mit ihren Losungen «Befreiung des Heiligen Grabes aus den Händen der Ungläubigen», das heißt der Muslime, und «Kampf gegen die Ungläubigen» verhüllte den Kern der Züge. Das Papsttum wollte seinen weltlichen und geistlichen Einfluss in Europa und im Orient ausbauen und die seit 1054 von Rom getrennte Ostkirche neu eingliedern. Der westeuropäische Feudaladel strebte nach neuer Herrschaft in den eroberten Gebieten. Die oberitalienischen Seestädte Venedig, Genua und Pisa unterstützten die Kreuzzüge und nutzten sie für den Auf- und Ausbau des Orienthandels aus. Anlass für die Kreuzzüge wurde das Ersuchen des byzantinischen Kaisers nach militärischer Unterstützung gegen die Seldschuken. 1095 rief Papst Urban n. in Clermont zum 1. Kreuzzug auf (1096/99), an dem 4 Ritterheere aus Frankreich und Süditalien teilnahmen (daneben Bauernkreuzzug), die auf dem Landweg in den Orient vordrangen, 1098 Antiochia und Edessa, 1099 Jerusalem eroberten. In Syrien und Palästina wurden die Kreuzzugsstaaten Jerusalem (seit 1100 Königreich), Tripolis, Antiochia und Edessa gegründet, die jedoch keine Perspektive besaßen, da Ökonomie, Sozialstruktur und Kultur orientalisch blieben. Die europäischen Ritter lebten als kleine isolierte Oberschicht und konnten ihre Herrschaft bald nur noch durch die 1 Ritterorden und weitere Kreuzzüge aufrechterhalten. Die italienischen und südfranzösischen Seestädte gründeten in den neuen Staaten Handelsniederlassungen und wurden für die Verbindung nach Europa unentbehrlich. Der 2. Kreuzzug (1147/49) unter Leitung des französischen Königs Ludwig VH. und des deutschen Königs Konrad III. wurde durch die Eroberung Edessas durch den Emir von Mosul ausgelöst. Er blieb ohne militärischen Erfolg. In der 2. Hälfte des 12. Jahrhundert schuf Saladin ein islamisches Großreich von Ägypten bis Syrien und eroberte große Teile der Kreuzzugsstaaten (1187 Jerusalem). Das führte zum 3. Kreuzzug (1189/92), an dem deutsche Ritter unter Kaiser Friedrich Barbarossa (Tod im Saleph 1190), englisch unter König Richard Löwenherz und französisch unter König Philipp H. August teilnahmen. Jerusalem konnte nicht zurückerobert werden. Im 4. Kreuzzug (1202/04), von Papst Innozenz in. organisiert, traten die materiellen Interessen, von denen die gesamte Kreuzzugsbewegung getragen war, besonders klar zutage. Er war auf Wunsch Venedigs gegen das christliche Byzantinische Reich gerichtet und führte zur Gründung des feudalen «Latein. Kaiserreiches». 1217/21 versuchten kleinere Ritterheere Ägypten zu erobern. Im 5. Kreuzzug (1228/29) unter Kaiser Friedrich II. gelang die vorübergehende Rückgewinnung von Jerusalem (endgültiger Verlust 1244). Der Untergang der Kreuzzugsstaaten war aber nicht mehr aufzuhalten. Es folgten noch militärisch bedeutungslose Unternehmungen des französischen Königs Ludwig IX. 1248/54 nach Ägypten (6. Kreuzzug) und 1270 nach Tunis (7. Kreuzzug). 1291 fiel mit Akkon die letzte Bastion der Kreuzzugsstaaten im Orient (Rückzugsgebiet wurde bis zum 15. Jahrhundert Zypern). Religiöser Fanatismus führte 1212 zum sogenannt Kinderkreuzzug von Frankreich und dem Rheinland aus. Die Züge fielen in Südfrankreich und Italien auseinander und viele der Bauernjünglinge und -mädchen, die ohne Aussicht auf Land sich an den Zügen beteiligten, kamen um oder wurden in die Sklaverei verkauft. Trotz ihres Scheiterns hatten die Kreuzzüge bedeutsame Ergebnisse für Europa: Auf- und Ausbau des Orienthandels der italienischen und südfranzösischen Städte, engere Berührung Westeuropas mit der hochentwickelten Kultur des Orients (Festungsbau, Ritterburgen). Negative Folgen waren die Zerstörung wertvoller Kulturwerte in Byzanz und im Orient und die Unterdrückung der unterworfenen Bevölkerung. Die Kreuzzugsideologie beeinflusste die Herausbildung eines christlichen Ritterideals in Europa. Der Kreuzzugsgedanke wurde auch auf andere feudale Kriegs- und Eroberungszüge angewandt, so beim Kampf gegen das maurische Spanien, 1147 im Kreuzzug sächsischer Feudalherren gegen die heidnischen Wenden, 1209/29 bei der Ausrottung der Katharer in Südfrankreich (Albigenserkriege), 1233/34 bei der Unterdrückung der Stedinger Bauern.