Kreisel

Kreisel: in einem Punkt festgehaltener, rotierender starrer Körper (der Spielzeugkreisel ist kein Kreisel im physikalischen Sinn). Der symmetrischen Kreisel hat eine (oft unmittelbar sichtbare) Figurenachse A. Die in Richtung der momentanen Drehachse weisende Winkelgeschwindigkeit 7ü und der Drehimpuls L ändern ihre Lage im Kreisel und im Raum im Allgemeinen ständig. Wirken keine Kraftmomente, ist der Kreisel kräftefrei, im Schwerefeld der Erde zum Beispiel ein im Schwerpunkt unterstützter Kreisel. In diesem Fall liegt Öl im Raum fest, und A bewegt sich auf dem Präzessionskegel um a. Bei dieser regulären Präzession liegt (O stets in einer Ebene mit A und L, nämlich in der Berührungsgeraden des körperfest gedachten Lauf-, Polhodie- oder Gangpolkegels mit dem raumfest gedachten Spur-, Herpolhodie- oder Rastpolkegel, die aufeinander abrollen. Beim schweren Kreisel liegt der Schwerpunkt nicht im Stützpunkt, beim schweren symmetrischen Kreisel jedoch auf A. Er führt eine pseudoreguläre Präzession aus, bei der A auf einem Präzessionskegel um die Senkrechte präzediert, zusätzlich aber durch die schnellere Nickbewegung (Nutation) hin- und herschwankt. Diese Nutationen werden bei hohen Drehzahlen so klein, dass der Kreisel dem äußeren Kraftmoment praktisch nicht nachgibt, sondern durch die Präzessionsbewegung senkrecht zur Kraftrichtung ausweicht; siehe auch Larmor-Präzession. Die analytische Beschreibung der Kreiselbewegung erfolgt am einfachsten in einem körperfesten, das heißt mit dem Kreisel mitbewegten Bezugssystem durch die sogenannte Eulerschen Kreiselgleichungen. Kreisel werden technisch im 1 Kompass und zur Stabilisierung der Bewegung, zum Beispiel beim Kurskreisel und künstlicher Horizont, unter anderem angewendet; siehe auch Präzession 1, Polhöhe.

Kreiselpumpe, Zentrifugalpumpe-, ein- oder mehrstufige Strömungsarbeitsmaschine, bei der die Arbeitsflüssigkeit durch die bei der Drehbewegung eines Kreiselrades (Schaufelrad) entstehende Fliehkraft (Zentrifugalkraft) gefordert wird; Anwendung zum Beispiel als Tiefbrunnen-, Schmutzwasser- und Säurepumpe.

Kreiselradgebläse: Einrichtung zum Fördern gasförmiger Medien, wobei die Verdichtung dynamisch in einem rotierenden, mit Schaufeln besetzten Laufrad in radialer, diagonaler oder axialer Bauart erfolgt. Kreiselradgebläse finden Verwendung in der Chemieindustrie sowie in Hütten- und Gießereibetrieben mit großen Förderströmen (bis 100000 m3/h).

Kreiselschnecken, Trochoidea: Überfamilie mariner Schnecken mit starkwandigen Gehäusen, die an umgedrehte Kreisel erinnern. Die Gehäuse werden mit einem dicken Deckel verschlossen.

Kreiseltheodolit, Vermessungskreise nach dem Prinzip des Kreiselkompasses arbeitendes Gerät für Orientierungsmessungen bezüglich geographisch Nord (auch unter Tage).

Kreiselverdichter: Einrichtung zur Förderung gasförmiger Fördermedien, wobei die Förderung nach dem dynamischen Prinzip erfolgt. Durch rotierende, beschaufeite Laufräder wird das in der Regel in axialer Richtung angesaugte Fördermedium beschleunigt und in nachgeschalteten Bauelementen die Strömungs- in Druckenergie umgesetzt. Je nach Bauart werden ein- oder mehrstufige Kreiselverdichter unterschieden. Der Einsatz erfolgt besonders im Chemieanlagenbau zur Erzielung großer Fördermengen.