Kordilleren

Kordilleren: Gebirgssystem, das sich im Westen Amerikas von Alaska (66° nördliche Breite) bis Feuerland (57° südliche Breite) entlangzieht; mit etwa 15 500 km das längste Faltengebirge der Erde. Es besteht größtenteils aus 2 annähernd parallel verlaufenden Hauptketten, den West- und den Ostkordilleren, die teilweise trockene Hochländer mit oft wüstenhaftem Charakter einschließen. Die gebirgsbildenden Prozesse erreichten ihren Höhepunkt im Tertiär und sind, wie die über 80 tätigen Vulkane und die häufigen Erdbeben zeigen, in der Gegenwart noch nicht abgeschlossen. Die nordamerikanischen Kordilleren erstrecken sich von Alaska bis zur Landenge von Tehuantepec, sind bis zu 1700 km breit und 6193 m hoch (Mount McKinley in der Alaskakette). Die Westkette ist im Norden in zahlreiche Inseln, Halbinseln und Fjorde aufgelöst, weiter südlich gliedert sie sich in das Kaskadengebirge und die Sierra Nevada, denen an der Küste das niedrigere, in der Halbinsel Kalifornien sich fortsetzende Küstengebirge vorgelagert ist. Den südlichsten Teil der Westkordilleren bildet die Westliche Sierra Madre in Mexiko. Die Ostkette wird in Kanada und den USA vom Felsengebirge (Rocky Mountains (Mount Elbert, 4399 m)) und in Mexiko von der östlichen Sierra Madre gebildet. Die wichtigsten der von den Ost- und Westkordilleren eingeschlossenen Hochflächen und -becken sind das Columbia Plateau, das Große Becken, das Coloradoplateau und das Hochland von Mexiko, das von mächtigen Vulkanen überragt wird (Pico de Orizaba, Popocatepetl unter anderem). Die mittelamerikanischen Kordilleren durchziehen, in einzelne Ketten, Gebirgsstöcke und Hochländer aufgelöst und von zahlreichen zum Teil noch tätigen Vulkanen gekrönt, die mittelamerikanische Festlandsbrücke. Sie sind im Westen über 4000 m hoch, im Osten bedeutend niedriger. Die südamerikanischen Kordilleren, Anden genannt, sind wesentlich enger geschart (größte Breite unter 18° südliche Breite 800 km) und höher als die nordamerikanischen Kordilleren (Aconcagua mit 6959 m der höchste Berg Amerikas). West- und Ostkordilleren umschließen die Hochbecken und -flächen des Altiplano. Nach Süden setzen sie sich in dem Faltengebirge Westantarktikas, den Antarktanden, fort. Die Kordilleren sind nahezu in ihrer Gesamtausdehnung Wasserscheide zwischen dem Stillen und dem Atlantischen Ozean sowie eine wichtige Klimascheide. In ihnen liegen die Quellgebiete großer Ströme (Mackenzie, Columbia, Missouri, Orinoco, Amazonas unter anderem). Die Schneegrenze liegt in Peru über 6000 m hoch, sinkt aber in Feuerland auf 1000 m und in Alaska auf 600 m ab. Die Kordilleren sind reich an Bodenschätzen, insbesondere an Buntmetallerzen, Kohle, Erdöl und Erdgas, auf deren Basis sich ein vielseitiger Bergbau entwickelt hat. Von großer wirtschaftlichen Bedeutung sind die Wasserkräfte der großen Ströme, die vor allem in Nordamerika schon weitgehend genutzt werden, während die Erschließung in den mittel- und südamerikanischen Kordilleren noch nicht so weit fortgeschritten ist. Ausgedehnte Waldbestände in nahezu allen Teilen des Gebirges haben den Aufbau einer entwickelten Holzwirtschaft stark gefördert.