Koordinatensystem

Koordinatensystem:

1. Astronomie: zur eindeutigen Festlegung des Ortes eines Gestirns an der scheinbaren Himmelskugel verwendete Winkelangaben (Koordinaten). Die 2 voneinander unabhängigen Winkel werden in einer Grundebene und auf dazu senkrechten Großkreisen gezählt. Je nach der Aufgabenstellung sind unterschiedliche Koordinatensysteme im Gebrauch. Im Horizont(al)system steht die Grundebene senkrecht zum Lot und berührt die Erdoberfläche im Beobachtungsort B. Sie schneidet die Himmelskugel in einem Großkreis, dem Horizont. Das nach oben verlängerte Lot durchstößt die Himmelskugel im Zenit (Scheitelpunkt) Z; der Gegenpunkt heißt Nadir (Fußpunkt) Na. Der Vertikal- oder Scheitelkreis geht durch Gestirn, Zenit und Nadir, er steht senkrecht auf dem Horizont (im Punkt E). Als erster Vertikal wird der Großkreis durch Ostpunkt O, Zenit, Westpunkt W und Nadir bezeichnet, als Meridian der durch Südpunkt S, Zenit, Nordpunkt N und Nadir. Die Koordinaten sind die auf dem Vertikalkreis in Grad vom Horizont aus gemessene Höhe h oder die vom Zenit aus gemessene Zenitdistanz z und das auf dem Horizont von Süden über Westen, N und Osten in Grad gemessene Azimut a. Das Horizontalsystem gilt nur für einen bestimmten Erdort. Diesen Nachteil vermeiden die Äquator(ial)systeme, bei denen die Äquatorebene der Erde die Grundebene ist. Sie schneidet die Himmelskugel in Himmelsäquator, der den Horizont in Osten und Westen schneidet. Die verlängerte Erdachse bildet die Himmelsachse sie durchstößt die Himmelskugel in den Himmelspolen P und Q. Die Großkreise senkrecht zum Himmelsäquator heißen Stundenkreise. Die eine Koordinate ist die Deklination (Abweichung) S, die vom Himmelsäquator aus auf dem Stundenkreis in Grad gemessen und nach Norden positiv, nach Süden negativ gezählt wird. Manchmal benutzt man an ihrer Stelle die Poldistanz, den Winkelabstand vom Himmelspol. Im Stundenwinkelsystem (festes Äquatorialsystem) wählt man den Stundenwinkel als 2. Koordinate; das ist der Winkel zwischen dem Schnittpunkt des Meridians mit dem Himmelsäquator und dem Stundenkreis des Gestirns und wird in Stunden, Minuten, Sekunden in Richtung der täglichen Bewegung der Gestirne gemessen. Im Rektaszensionssystem (bewegliche Äquatorialsystem) ist die 2. Koordinate die Rektaszension (gerade Aufsteigung) a, sie ist der Winkel zwischen dem Frühlingspunkt Y (Schnittpunkt beziehungsweise Ekliptik und Himmelsäquator) und dem Stundenkreis des Gestirns und wird in Stunden, Minuten, Sekunden entgegengesetzt der Richtung der täglichen Bewegung der Gestirne gezählt. Rektaszension und Deklination bleiben während der täglichen Bewegung der Gestirne unverändert und werden daher in Sternkatalogen verwendet. Infolge der Präzession unterliegen sie jedoch allmähliche Änderungen. Im Ekliptik(al)system ist die Ebene der Ekliptik die Grundebene, die gegen den Äquator um den Winkel e (= 23V2°) geneigt ist. Der Winkel zwischen Frühlingspunkt und Längenkreis eines Gestirns heißt ekliptikale Länge A; sie wird in Grad auf der Ekliptik entgegengesetzt der Richtung der täglichen Bewegung der Gestirne gezählt. Der Abstand eines Gestirns auf dem Längenkreis von der Ekliptik in Grad ist die ekliptikale Breite ß. Beim galaktischen Koordinatensystem dient als Grundebene die Milchstraßenebene, die die Himmelskugel in einem Großkreis, dem galaktischen Äquator, schneidet. Die Koordinaten sind die galaktische Länge, die von der Richtung zum galaktischen Zentrum an im gleichen Sinn wie die Rektaszension in Grad gezählt wird, und die galaktische Breite.

2. Geometrie: für eine gegebene Punktmenge R ein geometrisches Gebilde Koordinatensystem mit einer sich auf Koordinatensystem beziehenden Vorschrift, wodurch jedem Punkt P von R meist eineindeutig Zahlen zugeordnet werden. Diese heißen die Koordinaten von P im K - K und ihre Anzahl stimmt meistens mit der Dimension von R überein. Ist R eine Gerade, so wird K oft durch 2 Punkte 0, E gegeben mit folgender Vorschrift; ist |OP= x\OE\ und liegt 0 zwischen E und P, so hat P die Koordinate -x, sonst die Koordinate x. E heißt Einheitspunkt, 0 Ursprung, OE ist Einheitsstrecke. Ist R eine Ebene, so wird ein Parallel-Koordinatensystem. K durch 2 Geraden g, h mit Schnittpunkt 0 und Einheitspunkten Ex auf g, E, auf h gegeben, g ist Abszissen-, h Ordinatenachse, beide Koordinatenachsen, 0 Ursprung. Die Koordinaten von P sind das Paar (x, y) der Koordinaten der achsenparallelen Projektionen von P auf g, A; x ist Abszisse, y Ordinate von P. Sind g, h orthogonal, heißt K kartesische Koordinatensystem. Im Raum gehören zu einem Parallel-Koordinatensystem 3 sich in einem Punkt schneidende Geraden. Siehe auch Polarkoordinaten.

Koordination: 1. allgemein ordnendes Zusammenfassen, Abstimmung aufeinander, Zuordnung.

2. Physiologie: geordnetes Zusammenwirken von Organen in Organsystemen, von Muskelgruppen untereinander; ermöglicht harmonisch-zielgerichtete Verhaltensakte.

3. traditionelle Logik: Beziehung zwischen den einem Gattungsbegriff unmittelbar untergeordneten Artbegriffen; zum Beispiel sind «Frühling», «Sommer», «Herbst», «Winter» koordinierte Begriffe innerhalb der Gattung «Jahreszeiten».

Koordinatograph: 1. Datenverarbeitung: graphische Eingabe-/Ausgabegeräte.

2. Geodäsie/Fotogrammetrie: von Hand betriebenes oder elektrisch oder automatisch arbeitendes Gerät zum punkt- oder linienweisen Aufträgen beziehungsweise Entnehmen von Koordinaten in beziehungsweise aus einer Karte.