Konfuzianismus

Konfuzianismus: chinesische ethisch-politische Lehre mit philosophischen und religiösen Elementen, die von Kongzi (Konfutse, Konfuzius; 551-479 vor Christus) begründet wurde. Mit dem Konfuzianismus begann in China das systematische Denken. Er entstand während des Zerfalls der asiatischen Produktionsweise als Weltanschauung der niederen Aristokratie. Kongzi wollte einerseits die typische Formen der patriarchalisch-hierarchischen Unterordnung erhalten, andererseits propagierte er die utopische Idee, dass sich Stellung und Funktion des Menschen in der Gesellschaft allein von seinen moralischen Qualitäten ableiten sollen. Die zentralen ethischen Werte des Kongzi waren das der eigenen Funktion in der Gesellschaft gemäße Verhalten (ren), die patriarchalische Unterordnung (xiao) und die Einhaltung der Pflicht (yi). Die Ideen des Kongzi wurden später im «Lunyu» (Gespräche) niedergeschrieben und von Mengzi (Mencius; 4. Jahrhundert vor Christus) weiterentwickelt. Die Moral wurde zur Moral der Natur erklärt. Xunzi (3. Jahrhundert vor Christus) verband den Konfuzianismus mit materialistischer Aussagen über die Natur und wollte ihn den neuen gesellschaftlichen Verhältnissen (beginnender Übergang zum Feudalismus) anpassen. Dabei wurde der Konfuzianismus dem Legismus angenähert. Nach der Gründung des einheitlichen Zentralstaates nahm der Konfuzianismus legistische Elemente auf (2. Jahrhundert vor Christus) und setzte sich als herrschende Lehre durch. Im 3. Jahrhundert verlor er diese Position. Vor dem Hintergrund der Stärkung der zentralen Staatsgewalt bildete sich zwischen 8. und 12. Jahrhundert in Auseinandersetzung mit Daoismus und Buddhismus der Neokonfuzianismus heraus, dessen Herrschaft bis Ende des 19. Jahrhundert unumstritten war; er betonte vor allem die Rolle des Kaisers als Personifizierung des kultischen Mittelpunktes der Welt. Der Konfuzianismus diente bis zum Ende der Qing-Dynastie (1911) der ethischen Verbrämung von Ausbeutung und Unterdrückung sowie (mit der Vorstellung vom Staat als Fortsetzung der Familie und der Orientierung der Gegenwart an der Vergangenheit) der Sicherung der bestehenden Machtverhältnisse. In Verbindung mit dem Ahnenkult erhob der Konfuzianismus die Unterordnung der Kinder unter die Eltern zum Muster allgemeinen sozialen Verhaltens. Seit Anfang des 20. Jahrhundert verlor der Konfuzianismus allmählich seine vorherrschende Rolle.