Kolumbien

Kolumbien, (nach Christoph Kolumbus) Republik Kolumbien: Staat im Nordwesten Südamerikas; im Norden von Panama und vom Karibischen Meer, im Osten von Venezuela und Brasilien, im Süden von Peru, im Südwesten von Ekuador und im Westen vom Stillen Ozean begrenzt. Kolumbien wird in 23 Departements, 4 Intendanturen und 5 Kommissariate gegliedert. Die Bevölkerung besteht zu 57% aus Mestizen, zu 20% aus Kreolen, zu 14% aus Mulatten, zu 4% aus Afroamerikanern, zu 3% aus Zambos und zu 2 % aus Indianern. Amtssprache ist Spanisch. Währung ist der Kolumbianische Peso.

Natur: Kolumbien gliedert sich in 3 Großlandschaften: in die weiten Tiefebenen (Llanos) der Quellflüsse des Orinoco und Amazonas im Osten und Süden, in die 3 zum Teil über 5000 m hohen Gebirgszüge der Anden im Westen mit den fruchtbaren Stromtälern des Magdalena und Cauca und in das Tiefland an der Pazifikküste, das sich bis zum Karibischen Meer erstreckt. Den Abschluss nach Norden bildet das Massiv der Sierra Nevada de Santa Marta (bis 5 800 m). Kolumbien befindet sich in der innertropischen Klimazone mit je nach Höhenlage abgewandelten Klimastufen. Im feuchtheißen Nordwesten und an den Küsten des immergrünen tropischen Regenwalds, in höheren Lagen Savannen und Trockenwälder; die Graslandschaften der Llanos gehen nach Süden in den tropischen Urwald des Amazonasgebietes über. Wichtigster Strom ist der Magdalena.

Geschichte: In präkolumbischer Zeit entwickelten sich in Kolumbien mehrere bedeutende indianische Kulturen (San Augustin, Tierradentro, Chibcha, Tairona, Quimbaya unter anderem). 1499 gelangten spanische Eroberer an die Nordküste Kolumbiens, wo die indianische Urbevölkerung rasch vernichtet wurde (Sklavenjagd). 1508 gründete A. de Ojeda an der Atrato-Mündung die erste spanische Niederlassung auf dem amerikanischen Festland. 1536/38 eroberten G. J. de Quesada, S. de Benalcázar und N. Federmann das Gebiet der Chibcha; 1538 wurde Bogotá gegründet. Seit 1543 war Kolumbien Zentrum der Generalkapitanie, seit 1739 (vorübergehend schon 1717) des Vizekönigreichs Neugranada. 1810 begann der Unabhängigkeitskrieg, der 1819/22 unter Führung von S. Bolívar y Palacios in der Bildung der Republik Großkolumbien (Kolumbien, Venezuela, Ekuador) gipfelte. Die innenpolitische Entwicklung stand im Zeichen des Kampfes zwischen bürgerlichen Liberalen und Konservativen. Eine bürgerlich-liberale Revolution (1849/53) hatte die Vertreibung der Jesuiten, die Aufhebung des Kircheneigentums und der Sklaverei zur Folge. Liberale und Konservative verbanden sich 1854 gegen die weiterdrängende Volksbewegung und schlugen sie militärisch nieder. Verstärkt entwickelte sich neben der stagnierenden Goldproduktion der Kaffeeanbau. 1903 inszenierten die USA die Loslösung der Provinz Panama, nachdem Kolumbien die Ratifizierung des Vertrages mit den USA über den Verzicht auf das für den Panamakanal vorgesehene Gebiet verzögert hatte. Die Herrschaft der Konservativen 1904/30 ermöglichte den USA, den vorherrschenden britischen Einfluss zurückzudrängen. Die 1930/45 regierenden Liberalen verwirklichten (mit Unterstützung der Volksbewegung, unter anderem der 1930 gegründeten KP) eine gemäßigte Reformpolitik (Präsident A. López, 1934/38, 1942/45). Im 2. Weltkrieg stand Kolumbien auf Seiten der Alliierten (1943 Kriegserklärung an Hitlerdeutschland). Unter dem konservativ-terroristischen Regime des Präsidenten M. Ospina Pérez (1946/50) wurde der Führer der Linksliberalen J. E. Gaitán ermordet, was den Volksaufstand von Bogotá im April 1948 auslöste. Aus der Verschärfung der Auseinandersetzung zwischen Liberalen und Konservativen erwuchs eine bürgerkriegsartige Lage («Violencia»), die annähernd 200000 Todesopfer forderte. Auf den konservativprofaschistischen Präsidenten L. Gómez folgte 1953/57 die Diktatur des Generals G. Rojas Pinilla. Gegen die anwachsende Volksbewegung (Mai 1957 Sturz der Diktatur) einigten sich Konservative und Liberale auf «Machtteilung» und Burgfrieden («Nationale Front»), wonach jede der beiden Parteien bis 1974 im Wechsel den Präsidenten stellte. Nach Auslaufen der Vereinbarung übten die Liberalen A. López Michelsen (1974/78) und J. C. Turbay Ayala (1978/82) die Präsidentschaft mit Ausnahmezustand und undemokratischen Notverordnungen aus. 1981 wurden die diplomatischen Beziehungen zu Kuba unterbrochen. Seit 1982 ist der Konservative B. Betancur Cuartas Präsident, dessen bürgerlichen Reformprogramm vorsieht, den Guerilla-Kampf durch Amnestie und politischen Dialog zu beenden und eine unabhängigere Außenpolitik zu betreiben, doch stoßen diese Bemühungen auf wachsenden Widerstand reaktionärer Kräfte. Schnelle Verschlechterung der sozialen Lage der Werktätigen (Absinken des Reallohnes, wachsende Arbeitslosigkeit und Inflation) verstärkt den Volkskampf. Die KP tritt für ein breites Bündnis aller demokratischen Kräfte zur Verteidigung der politischen und sozialen Rechte der Werktätigen ein. Die fortschrittlichen Gewerkschaften streben nach Gewerkschaftseinheit.