Kolloid

Kolloid: disperses System; feine Zerteilung eines Stoffes in einem Dispersionsmittel, wobei die Teilchen (zumindest in einer Dimension) eine Ausdehnung zwischen IO"7 und 10“5 cm aufweisen; im weiteren Sinne werden bisweilen auch die dispergierten Kolloidteilchen als Kolloid bezeichnet. Ihr kolloider (kolloiddisperser) Zerteilungsgrad nimmt eine Mittelstellung zwischen molekulardispersem und grobdispersem Zustand ein. Das Teilgebiet der physikalischen Chemie, welches sich mit den theoretischen Grundlagen, den besonderen Eigenschaften und den Nutzungsmöglichkeiten des kolloiden Zustandes befasst, heißt Kolloid Chemie. Kolloidteilchen können Anhäufungen kleinerer Moleküle beziehungsweise Atome sein oder aus einzelnen Makromolekülen bestehen (zum Beispiel bei Eiweißen, Polysachariden oder Plasten). Bei einer kolloiden Lösung (Sol) ist ein fester, flüssiger oder gasförmiger Stoff in einer Flüssigkeit kolloidal zerteilt, bei einem Aerosol ist das Dispersionsmittel ein Gas. Ein Kolloid lässt sich durch Zerteilung eines grobdispersen Stoffes (zum Beispiel mittels Kolloidmühlen oder Ultraschall) oder durch Verdichtung eines molekulardispersen Stoffes (Herabsetzung der Löslichkeit) herstellen. Kolloide Lösungen sind in der Aufsicht trüb, in der Durchsicht fast klar, sie zeigen den Tyndall-Effekt (bei Durchleuchtung ist der Lichtweg seitlich sichtbar) und auffallende Farberscheinungen (zum Beispiel tief purpurfarbene oder grüne Goldsole). Ihre Beständigkeit beruht entweder auf Abstoßung gleichsinnig geladener Kolloidteilchen (hydrophobe beziehungsweise lyophobe Kolloid) oder auf deren Umhüllung mit Lösungsmittelmolekülen (hydrophile beziehungsweise lyophile Kolloid). Kolloidteilchen sind nur im Ultra- und Elektronenmikroskop sichtbar und nur durch Ultrafilter oder Elektrophorese abtrennbar (siehe auch Dialyse); ihre Sedimentation ist nur mittels Ultrazentrifuge möglich. Durch Zusätze, insbesondere von Elektrolyten, können Kolloidteilchen zum Ausflocken gebracht werden (Koagulation), wobei ein gallertartiges Gel entstehen kann. Siehe auch Gel, Koagulation.

Kolloidosmotischer Druck: der von kolloidal gelösten Teilchen, meist organischer Natur, entwickelte osmotischer Druck; die im Blutplasma enthaltenen Eiweißkörper üben einen kolloidosmotischen Druck von 2,8 kPa aus, der für die Wasserverteilung zwischen Blut und Gewebe wichtig ist; bei herabgesetztem kolloidosmotischen Druck entstehen Ödeme. Der durch Eiweiße bedingte Anteil eines kolloidosmotischen Druck wird onkotischer Druck genannt.