Kirche

Kirche: (griechisch kyriakon, «dem Herrn gehörend») 1. Bauwerk, in dem sich die Christen zu Gottesdienst und anderen Veranstaltungen versammeln.

2. die konfessionelle «Institution», zum Beispiel römisch-katholische Kirche, evangelisch-lutherische Kirche.

Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage: Religionsgemeinschaft, 1830 in Nordamerika von Joseph Smith (1805-1844) gegründet. Neben der Bibel stützen sich die Anhänger auf das «Buch Mormon» (deshalb Mormonen genannt); bis 1890 war die Vielehe gestattet; unter Brigham Young (U801—1877) gründeten sie den Staat Utah am Großen Salzsee mit der Hauptstadt Salt Lake City (heute Sitz der Mutterkirche); starke Missionstätigkeit führte zu weltweiter Verbreitung.

Kirchenbann, Bann, Exkommunikation: in der katholischen Kirche eine Kirchenstrafe, durch die ein Getaufter wegen schwerer äußerer Vergehen von der Gemeinschaft der Gläubigen und damit von ihren Rechten (besonders Sakramentsempfang und Begräbnis) ausgeschlossen wird. Durch Reue und Buße besteht die Möglichkeit der Kaufhebung.

Kirchenjahr: alljährliche Reihenfolge der kirchlichen Feste und Zeiten, beginnend mit dem 1. Advent und endend mit dem Totensonntag. In der katholischen und orthodoxen Kirche ist das Kirchenjahr reicher gegliedert als in den protestantischen Kirchen.

Kirchenmusik, Musica sacra: im weiteren Sinne allgemeine, ungenaue Bezeichnung für alle Musik, die für den Kirchenraum komponiert ist; im engeren Sinne liturgisch gebundene Musik in den christlichen Kirchen, abgegrenzt gegenüber nicht liturgisch gebundener Musik im Kirchenraum. Kirchenmusik beeinflusste die europäische Musikkultur auf vielfache Weise, war bis ins 9. Jahrhundert einstimmig, entwickelte sich vom Gregorianischen Choral her zu komplizierter Mehrstimmigkeit (Motette, Messe); seit dem 16. Jahrhundert bildete sich eine eigenständige protestantische Kirchenmusik aus. Neben Palestrinas vokalem A-cappella-Stil entstanden die instrumental begleiteten, virtuos-konzertanten Passionen, Oratorien und Kantaten mit einem künstlerischen Höhepunkt bei J. S. Bach. Neben Säkularisierungserscheinungen seit dem 18./19. Jahrhundert gibt es bis zur Gegenwart anhaltende Reformbestrebungen.

Kirchenrecht: 1. staatliche Regelung der Stellung der Religionsgemeinschaften (Staatskirchenrecht).

2. innerkirchliche, von den Religionsgemeinschaften selbst gesetztes Recht.

Kirchenslawisch: in einigen slawischen und auch nichtslawischen Ländern weiterlebendes modifiziertes Altbulgarisch (Altslawisch), das im Allgemeinen nur als Kirchensprache dient. Das Russisch-Kirchenslawisch hat an der Entwicklung der russischen Literatursprache beträchtlichen Anteil.

Kirchenstaat: weltliches Herrschaftsgebiet der Päpste in Mittelitalien bis 1870, heute nur die Vatikanstadt

Kirchentage: kirchliche Großveranstaltungen, auf denen aktuelle Fragen erörtert werden und von denen Impulse für die Gemeindearbeit ausgehen.

Kirchentonarten, Kirchentöne, Modi: Tonarten der europäischen Musik bis zum 16. und teilweise 17. Jahrhundert. Man unterscheidet 8 Kirchentonarten: 4 authentische Kirchentonarten (Dorisch, Phrygisch, Lydisch, Mixolydisch) auf den Grundtönen (Finalis) d, e, f, g und davon abgeleitet 4 plagale Kirchentonarten Hypodorisch, -phrygisch, -lydisch, -mixolydisch) auf dem jeweils eine Quarte tiefer liegenden Ton A, H, c, d. Im 15./16. Jahrhundert kamen noch 4 Kirchentonarten hinzu auf a beziehungsweise e und c beziehungsweise G (Äolisch beziehungsweise Hypoäolisch und Ionisch beziehungsweise Hypoionisch), die grundlegend wurden für das spätestens im 18. Jahrhundert herrschende Moll und Dur. Charakteristisch für die einzelnen Leitern ist die jeweilige Lage der Halbtonschritte zwischen Ganztonschritten. Die Kirchentonarten können transponiert, das heißt von jedem Ton aus aufgebaut werden. Ihre Bezeichnungen sind den altgriechischen Tonarten entlehnt, aber vertauscht worden.

Kirche von England, Church of England: englische Staatskirche mit dem König beziehungsweise der Königin als Oberhaupt; entstanden durch die Trennung Heinrichs VIII. von Rom, 1534 vom Parlament gebilligt. Kirchenordnung und Liturgie sind katholisch geprägt, die Theologie enthält lutherische und kalvinistische Elemente. Primas ist der Erzbischof von Canterbury. Siehe auch anglikanische Kirchen.