Kartographie

Kartographie: (griechisch) Wissenschaft von der Darstellung und Erforschung der raumbezogenen Erscheinungen aus Natur und Gesellschaft, einschließlich ihrer Veränderungen in der Zeit mittels anschaulich-symbolischer Modelle (kartographische Darstellungen), die bestimmte Seiten der Realität wiedergeben. Die Kartographie untergliedert sich in praktischer (Tätigkeit der Kartenherstellung) und theoretischer Kartographie. Letztere setzt sich vor allem aus der Theorie der Kartengestaltung und der Theorie der Kartennutzung zusammen. Zur theoretischen Kartographie rechnet man ferner die Geschichte der Kartographie, die kartographische Terminologie und die kartographische Ausbildung. Vom Gegenstand der Kartographie her wird sie in die topographische Kartographie und die thematische Kartographie gegliedert. Vorrangige Aufgabe der topographischen Kartographie ist die Herstellung und Laufendhaltung topographische Karten für die Befriedigung der Bedürfnisse der Volkswirtschaft und der Landesverteidigung. Die Gestaltung beziehungsweise der Entwurf von Karten und kartenverwandten Darstellungen spezieller Themen sind das Aufgabengebiet der thematischen Kartographie Gegenwärtig bietet die elektronische Datenverarbeitung neue Möglichkeiten zur Automatisierung kartographischer Prozesse (rechnergestützte Kartenherstellung und Kartennutzung). Wesentlicher Einfluss auf die Entwicklung der Kartographie hat die Fernerkundung genommen (Auswertung aerokosmische Daten für die Neuherstellung und Laufendhaltung von Karten, Erarbeitung von Karten anderer Himmelskörper).

Geschichtliches: Einfachste kartographische Zeichnungen (auf Holz, Leder unter anderem) sind offenbar bereits in der Urgesellschaft bekannt gewesen. Die ältesten erhaltenen kartographischen Darstellungen stammen von den Völkern des Alten Orients und Chinas. Einen Höhepunkt erlebte die Kartographie im antiken Griechenland, wo die ersten Kartennetzentwürfe entstanden und auch das Gradnetz der Erde eingeführt wurde. Bekannt wurden vor allem die Arbeiten des Claudius Ptolemäus (90-160). Im Mittelalter war über lange Zeit die Klosterkarte das bedeutendste kartographische Produkt. Unter den frühkapitalistischen Verhältnissen in der Renaissance entstanden für die Bedürfnisse der Seefahrt erste Seenavigationskarten (Portolane), die sich durch relativ genaue Küstendarstellungen auszeichneten. Die Erfindung des Buchdrucks ermöglichte die Befriedigung der Massennachfrage nach Karten. Entscheidende Fortschritte für die Entwicklung der Kartographie wurden durch die großen geographischen Entdeckungen des 15. und 16. Jahrhundert erzielt. Kartographische Manufakturen entstanden in den reichen Handelsstädten Italiens, Deutschlands und der Niederlande. Der bekannteste Kartograph war G. Mercator. Im Russland des 16. und 17. Jahrhundert erfolgte die Erarbeitung von Karten auf staatliche Initiative. Mit der weiteren Entwicklung des Kapitalismus in Europa erlebte die Kartographie einen beachtlichen Aufschwung. Kartographische Arbeiten gehörten zur Tätigkeit der Akademien der Wissenschaften in Paris, Petersburg und Berlin. Im 18. Jahrhundert begann in Europa die systematische Herstellung topographischer Landeskartenwerke und Seenavigationskarten. Im 19. Jahrhundert leistete die Militärkartographie einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung der Kartographie und die thematische Kartographie gewann an Bedeutung. Mit der Großen sozialistischen Oktoberrevolution entstand die sowjetische Kartographie, die den führenden Platz in Theorie und Praxis eingenommen hat. Heute sind die Produkte der Kartographie für Leitung und Planung der Volkswirtschaft, Landesverteidigung, Bildung und Erziehung, Tourismus, Forschung und andere Zwecke unentbehrlich.

Kartographische Darstellungsformen: Gesamtheit der Ausdrucksformen zur adäquaten und räumlich ähnlichen Abbildung von georäumlichen Strukturen und (in begrenztem Maße) von georäumlichen Prozessen durch graphische Mittel.

Kartometrie, (griechisch) Kartenmesskunde: die Ermittlung von Koordinaten, Entfernungen, Längen, Flächen, Winkeln, Richtungen, Höhen, Hangneigungen und so weiter mit Hilfe von allgemeingeographischen beziehungsweise thematische Karten sowie die Untersuchung der Methoden und der Genauigkeit von Messungen mittels Karten.