Karl

Karl, Fürsten. Deutsche Könige und römische Kaiser: 1. Karl IV., 14.5.1316-29.11.1378, Luxemburger, deutscher König seit 1346, König von Böhmen seit 1347, Kaiser seit 1355; förderte vor allem sein Erbland Böhmen (Ausbau Prags, 1348 Gründung der Universität) und vergrößerte seine Hausmacht (unter anderem um die Niederlausitz und Brandenburg). Mit der Goldenen Bulle (1356) stärkte er die faktisch souveräne landesherrliche Stellung der Kurfürsten.

2. Karl V, 24.2.1500-21.9.1558, Kaiser 1519/56, Herrscher der Niederlande und Burgunds seit 1506, Spaniens (als Karl I.) sowie Neapel-Siziliens seit 1516; seinen jüngeren Bruder Ferdinand beauftragte er 1521 mit der Statthalterschaft im deutschen Reich und der Herrschaft in den habsburgischen Erblanden; war entschiedener Gegner der lutherischen Reformation, da er die Unterstützung der Papstkirche für sein Weltreich (unter seiner Herrschaft wurden unter anderem Mexiko und Peru erobert) brauchte. Karl dankte bald nach Abschluss des Augsburger Religionsfriedens (1555) ab.

3. Karl VI., 1.10.1685-20.10.1740, seit 1711 Kaiser und als Karl III. auch König von Ungarn; musste im Ergebnis des Spanischen Erbfolgekrieges auf die Wiedererrichtung des habsburgischen Gesamtreiches verzichten. Karl war um die diplomatische Anerkennung einer möglichen weiblichen Erbfolge in der Habsburgermonarchie bemüht (Pragmatische Sanktion).

4. Karl VII., 6.8.1697-20.1.1745, Kurfürst (Karl Albrecht) von Bayern seit 1726, König von Böhmen seit 1741, Kaiser seit 1742; einziger nichthabsburgischer Kaiser zwischen 1438 und 1806; unterlag im österreichischen Erbfolgekrieg. England und Schottland (Charles):

5. Karl, 19.11. 1600-30.1.1649, König seit 1625 (Dynastie Stuart); seine feudalabsolutistische Willkürherrschaft löste 1640 die bürgerliche Revolution aus, in deren Verlauf Karl gefangengenommen (1647) und hingerichtet wurde.

6. Karl II., 29.5.1630-6.2.1685, König seit 1660; Sohn von Karl 5; die Großbourgeoisie restaurierte zur Stabilisierung ihrer Errungenschaften seine Herrschaft. Karl erkannte in der Konvention von Breda die neuen Besitzverhältnisse an, versuchte aber, die feudalabsolutistische Herrschaft wiederherzustellen (1670 Geheimvertrag von Dover mit Ludwig XTV. von Frankreich). Die bürgerliche Opposition erzwang gegen diese Bestrebungen den Erlass der Test- (1673) und der Habeaskorpusakte (1679).

Frankenreich: 7. Karl I., Karl der Große, 2.4.742-28.1.814, König der Franken seit 768, 800 in Rom zum Kaiser gekrönt; er führte das Frankenreich zu höchster Macht, dehnte seine Grenzen aus (unter anderem 773/74 Eroberung des Langobarden Reiches in Oberitalien, 778 des Herzogtums Bayern, 772/804 der sächsischen Gebiete) und versuchte, das Großreich, das sozialökonomisch keine Einheit bildete, zentral zu leiten (Kapitularien, Königsboten, Grafen). Damit förderte Karl die Durchsetzung des Feudalismus in West- und Mitteleuropa. Mit der Einbeziehung aller germanischen Stämme östlich des Rheins in das fränkische Großreich schuf er die Voraussetzung für die spätere Herausbildung eines deutschen Staates.

8. Karl II., Karl der Kahle, 13.6.823-6.10.877, König seit 840, Kaiser seit 875; erhielt 843 (Vertrag zu Verdun) das westfränkische Reich; musste 877 den Söhnen der westfränkischen Vasallen die Erblichkeit ihrer Lehen zusichern.

9. Karl III., Karl der Dicke, 839-13.1.888, König 876/87, Kaiser 881/87; vereinigte 885 nochmals das fränkische Großreich; wurde 887 durch Arnulf von Kärnten und die mächtigsten ostfränkischen Feudalherren abgesetzt.

Frankreich (Charles): 10. Karl VII., 22.2.1403-22.7.1461, König seit 1422; zunächst nur südlich der Loire anerkannt, Jeanne d’Arc erzwang 1429 seine Krönung in Reims. Karl beendete 1453 erfolgreich den Hundertjährigen Krieg und festigte durch die Einführung eines kleinen stehenden Heeres und die regelmäßige Erhebung der Taille die Zentralgewalt.

11. Karl X., 9.10.1757-6.11.1836, König 1824/30; Bruder Ludwigs XVI. und Ludwigs XVIII.; seit 1789 als Graf von Artois Führer der konterrevolutionären Adelsemigration; seine ultraroyalistische Positionen führten nach seinem Regierungsantritt den Bruch mit der liberalen Bourgeoisie und dem napoleonischen Neu Adel herbei; durch die Julirevolution gestürzt.

Neapel und Sizilien: 12. Karl I., Karl von Anjou, 1226-7.1.1285, König seit 1265; Sohn Ludwigs VIII. von Frankreich; auf Seiten der Päpste im Kampf gegen die Staufer; 1282 durch einen Volksaufstand in Sizilien gestürzt (Sizilianische Vesper), herrschte er nur noch in Neapel.

Österreich: 13. Karl I., 17.8.1887-1.4. 1922, letzter österreichischer Kaiser und König von Ungarn 1916/18; musste 1918 auf den Thron verzichten und versuchte vergeblich, durch einen Putsch in Ungarn 1921 die Macht zurückzugewinnen.

Spanien (Carlos): 14. Karl I., 24.2.1500-21.9. 1558, König 1516/56; begründete die Linie der spanischen Habsburger, unter seiner Regierung Eroberung und Kolonisierung von Süd- und Mittelamerika; seit 1519 als Karl V. (Karl) deutscher Kaiser.

15. Karl II., 6.11.1661-1.11.1700, König seit 1665 (bis 1675 Regentschaft seiner Mutter Anna von Österreich); während seiner Regierung erreichte der Verfall der spanischen Macht den Tiefpunkt; die durch seinen Tod ausgelösten Konflikte um die Thronbesetzung gaben den Anlass zum Spanischen Erbfolgekrieg. 16. Karl III., 20.1. 1716-14.12. 1788, König von Neapel und Sizilien 1738/59, von Spanien seit 1759; Vertreter des aufgeklärten Absolutismus, führte zahlreiche Reformen durch (Finanzen, Handel, Armee, Förderung der Manufakturen und der Landwirtschaft, Reorganisation der Kolonialverwaltung), 1767 Vertreibung der Jesuiten. 17. Karl V. Carlos 2.

Karl Albert, 2.10.1798-28.7.1849, König von Sardinien-Piemont 1831/49; die am 4.3.1848 von ihm verkündete Verfassung («Albertinische Statut») blieb bis 1946 gültig; dankte 1849 nach Niederlagen in 2 Kriegen gegen Österreich ab und ging nach Portugal.

Karl August, 3.9.1757-14.6.1828, seit 1775 Herzog, seit 1815 Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach; Vertreter des aufgeklärten Absolutismus; berief J. W. Goethe nach Weimar und trug dazu bei, dass diese Stadt im 18./19. Jahrhundert zu einem Zentrum des deutschen Geisteslebens wurde.

Karl der Kühne, 10.11.1433-5.1.1477 (gefallen), Herzog von Burgund seit 1467; einer der mächtigsten Fürsten seiner Zeit, plante die Errichtung eines großburgundischen Königreiches von den Alpen bis zur Nordsee, erlitt aber mehrere Niederlagen durch die mit Frankreich und Lothringen verbündeten Eidgenossen.

Karl Leopold, 26.11.1678-28.11.1747, Herzog von Mecklenburg-Schwerin seit 1713; wollte den Einfluss der Stände zurückdrängen und seine Macht ausbauen; unterlag den Ständen in langwierigen Auseinandersetzungen, floh 1735 außer Landes.

Karl Ludwig Johann, 5.9.1771-30.4.1847, österreichischer Erzherzog; gehörte zum Kreis der Reformer um den Grafen von Stadion; 1809 Sieger bei Aspern gegen Napoleon I., unterlag aber bei Wagram.

Karl Martell, («Hammer») um 688-22.10.741, bedeutender karolingischer Hausmeier im Frankenreich (717/41); unter ihm führten die Merowingerkönige nur noch ein Schattendasein. Karl Martell schlug 732 zwischen Tours und Poitiers die Araber und förderte die Herausbildung des Lehnswesens, wodurch er sich ein schlagkräftiges Heer schuf.