Karikatur

Karikatur: künstlerische (vorwiegend graphische) Darstellung menschlicher Charaktere, Eigenschaften und Handlungen im Zerrbild der Übertreibung des Typischen mit dem Anliegen, das Dargestellte der Lächerlichkeit preiszugeben. Häufig wird der Gegenstand der Karikatur als Ausdruck überlebter gesellschaftlicher Kräfte verstanden und erweitert sich in der politischen Karikatur zu direkter Kritik an reaktionären gesellschaftlichen Zuständen, Ereignissen und Persönlichkeiten. Als Randerscheinung der bildenden Kunst hat es die Karikatur seit dem Neuen Reich Ägyptens zu allen Zeiten gegeben. Im Mittelalter ist sie gegenüber der Groteske schwer abzugrenzen. Spätmittelalterliche Schandbilder verfolgen bereits das Ziel, den Gegner moralisch zu diskreditieren. Die Anfänge der Karikatur im engeren Sinn sind eng verknüpft mit dem Aufkommen und der Ausbreitung von Buchdruck und Graphik im 15./16. Jahrhundert. Die Karikatur ist in der frühbürgerlichen Revolution ein wichtiges Instrument im ideologischen Kampf gegen Papsttum und Feudalismus. Leonardo da Vinci und A. Dürer haben physiognomische Studien mit starkem karikaturistischen Akzent gezeichnet, die im frühen 17. Jahrhundert durch die Brüder Carracci und G. L. Bemini weitergeführt und auf bestimmte Personen bezogen wurden. P. Bruegel der Ältere und J. Callot benutzten Kupferstich und Radierung zur kritischen Anprangerung von Missständen. Wegbereiter der modernen Karikatur im 18. Jahrhundert waren die Engländer W. Hogarth und J. Gillray. Stärkste Ausdruckskraft besitzen die F. de Goyas. Einen Höhepunkt erreichte die Karikatur in Frankreich mit H. Daumier, P. Gavami und G. Dore, in Deutschland mit W. Busch. Um 1830/50 entstanden in ganz Europa satirische Zeitschriften, die der Karikatur eine breite Wirkung ermöglichten. Berühmte Karikaturisten des 19 /20. Jahrhundert waren T. Steinlen, A. Oberländer, T. T. Heine, O. Gulbransson, H. Zille, G. Grosz. In den sozialistischen Ländern ist die Karikatur heute eine scharfe Waffe im Kampf gegen die Überreste überholter Denk- und Verhaltensweisen der alten Gesellschaft und gegen die reaktionären, militaristischen Kräfte der kapitalistischen Länder.