Kanada

Kanada: Staat im Nordteil Nordamerikas; grenzt im Norden an den Arktischen und im Osten an den Atlantischen Ozean, im Süden an die USA, im Westen an den Stillen Ozean und im Nordwesten an den US-Bundesstaat Alaska. Kanada ist administrativ in 10 Provinzen und 2 Territorien gegliedert. Währung ist der Kanadische Dollar.

Bevölkerung: Kanada war bis 1600 ausschließlich von Eskimo und Indianern besiedelt, die aber durch die Einwanderer aus Europa vernichtet oder in unwirtliches Gebiet verdrängt wurden. Etwa 45 % der heutigen Bewohner sind britischer (Anglokanadier), 29% französischer (Frankokanadier), 6% deutscher, 3% italienischer, 3% ukrainischer, 2% niederländischer Herkunft; alle anderen Nationalitäten unter 2%. Die Zahl der Indianer verringerte sich auf 1,3 %, die der Eskimo auf 0,1 %. Amtssprachen sind Englisch und Französisch. Am dichtesten ist der Süden und Südosten Kanadas besiedelt mit etwa 60% der Bevölkerung, der Norden ist nahezu menschenleer: Mehr als 75 % der Eskimo leben in den Nordwestterritorien, die übrigen im Norden der Provinz Quebec und Neufundland. Die jährliche Wachstumsrate der Bevölkerung beträgt 1,1%. Etwa 76% der Einwohner leben in Städten. 57% der Einwohner stehen im erwerbsfähigen Alter, 26% im Kindes- und 17% im Rentenalter.

Natur: Oberfläche. Den Westen Kanadas durchzieht das von Norden nach Süden streichende Kordilleren System mit dem Saint-Elias-Gebirge (Mt. Logan, 6050 m), der Küstenkette und dem Kanadischen Felsengebirge (Mt. Robson, 3954 m); es nimmt etwa 17% des Gesamtterritoriums ein. Östlich des Felsengebirges breitet sich die riesige Prärietafel bis in den Westen Manitobas und nach Norden bis zur Mackenzie Mündung aus und senkt sich dabei stufenförmig von etwa 1000 m am Fuße des Felsengebirges bis auf 300 m ab. Nahezu die Hälfte der Landesfläche bedeckt der glazial überformte, durchschnittlich 300 bis 600 m, im Nordosten bis 1676 m hohe Kanadische Schild, der die Hudsonbucht und das südlich davon gelegene Hudsonplateau umschließt. Das kleine Gebiet südlich des Sankt-Lorenz-Stroms und die kanadische Inseln im Nordwesten des Atlantischen Ozeans sind Ausläufer des Appalachen Systems. Nach Südwesten schließt sich das Tiefland des Sankt-Lorenz-Stroms und der Großen Seen an. Klima. Es wird durch die nördliche Lage des Landes und seine Offenheit nach Norden bestimmt. Die parallel zur Westküste ziehenden Kordilleren beschränken den Einfluss des wannen Kuroshio auf einen schmalen Küstensaum, während die kalte Baffin- und die Labradorströmung den Osten stärker beeinflussen, so dass Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse in den einzelnen Teilgebieten sehr unterschiedlich sind. Im Landesinnern herrscht im Süden niederschlagsarmes Kontinentalklima mit kalten Wintern und wannen Sommern, im Südosten werden durch den Einfluss des Atlantischen Ozeans gemäßigtere Wintertemperaturen und größere Niederschlagshöhen gemessen, der Westen an der Küste des Stillen Ozeans hat warm-gemäßigtes, niederschlagsreiches Meeresklima, der Norden subpolares Klima mit relativ hohen Julitemperaturen und Dauerfrostboden. Gewässer. Kanada besitzt zahlreiche große Flüsse (Mackenzie, Yukon, Nelson, Sankt-Lorenz-Strom unter anderem), von denen sich nur wenige zur Schifffahrt eignen, die aber über große Wasserkraftreserven verfügen. Von den Großen Seen hat Kanada Anteil am Oberen, Huron-, Erie- und Ontariosee, von Bedeutung sind ferner Großer Bären-, Großer Sklaven-, Winnipegsee unter anderem Pflanzenwelt.29% der Fläche gehören zur Vegetationszone des borealen Nadelwaldes, der sich von Britisch-Kolumbien im Westen nach Labrador im Osten zieht; nach Norden schließt sich das Gebiet der Tundren (Barren Grounds) an; der Südteil der Provinzen Alberta, Saskatchewan und Manitoba hat am Prärie- und Steppengebiet, Südost-Kanada an der Mischwaldzone Nordamerikas Anteil; insgesamt sind 50% der Gesamtfläche bewaldet (davon 75% nutzbar). Bodenschätze. Bekannt sind Vorkommen an Stein- und Braunkohle, Erdöl, Erdgas, Ölsanden, Asbest, Eisen-, Nickel-, Kupfer-, Blei-, Zink-, Uran-, Wolfram-, Molybdän-, Antimon-, Kobalterz, Wismut, Selen unter anderem; zunehmende Erforschung.

Landwirtschaft: Sie ist hoch mechanisiert und produziert zu einem erheblichen Teil für den Export, obwohl der Agrarsektor (einschließlich der Lebensmittelindustrie) nur einen Anteil von etwa 11% am Exporterlös hat. In diesem Wirtschaftszweig, in dem nur noch 6% der Erwerbsfähigen beschäftigt sind, schreitet der Konzentrationsprozess ständig voran, so dass die Anzahl der Farmen kontinuierlich zurückgeht. Infolge riesiger Waldflächen und ausgedehnter Gebiete mit ewigem Frostboden werden nur etwa 8 % der Landesfläche landwirtschaftlich genutzt, wovon etwa die Hälfte Ackerland ist. Hauptzweige sind der Getreideanbau, die Fleisch- und Milchviehhaltung, des Weiteren der Obstbau und Gemüseanbau (Neuschottland, Neubraunschweig, im Süden von Quebec und in Britisch-Kolumbien) sowie die Geflügelzucht. Ackerbau. Schwerpunkt des Getreideanbaus sind die Prärieprovinzen Alberta, Saskatchewan und Manitoba. Wichtigste Anbaukulturen sind Weizen, der mit 5 % am Ausfuhrwert beteiligt ist, sowie Hafer und Gerste. In den wärmeren Gebieten des Südens, vor allem in der Provinz Ontario, wird Mais angebaut. Der Anbau von Kartoffeln (Prinz-Eduard-Insel und Neubraunschweig) sowie von Zuckerrüben spielt eine untergeordnete Rolle.

Etwa 60% aller Geldeinnahmen erzielt die Landwirtschaft aus der Viehzucht-, in den Provinzen Ontario und Quebec Milchvieh-, in Alberta Fleisch- und Wollviehzucht. Forstwirtschaft. Etwa 50% des Gesamtterritoriums sind waldbedeckt. Schwerpunkte der Holzgewinnung sind die Provinzen Quebec und Ontario (für Zellulose) sowie Britisch-Kolumbien (für Schnittholz); ein Großteil der Wälder bleibt infolge ihrer Verkehrsabgelegenheit ungenutzt. Intensive Pelztierzucht, im hohen Norden Pelztierfang. Fischerei. Kanada ist auf Grund ertragreicher Fischgründe sowohl an der Ost- (Neufundland, Neuschottland) als auch an der Westküste (Britisch-Kolumbien führend) ein bedeutender Fischexporteur. Verkehr. Relativ dichtes Eisenbahn-, Straßen-, Luftverkehrs- und Pipelinenetz (1300 km lange Trans-Alaska-Pipeline), das aber vorwiegend von Norden nach Süden ausgerichtet ist, während die Ost-West-Verbindung weitaus schwächer entwickelt ist; im Norden Luftverkehr vorherrschend. Große Bedeutung hat die Binnenschifffahrt, besonders auf den Großen Seen und dem Sankt-Lorenz-Strom. Haupthäfen sind Vancouver, Montreal, Thunder Bay, Pointe Noir. -

Geschichte: Kanada wurde vor der Kolonisation von Eskimo und zahlreichen indianischen Stämmen (Algonkin, Irokesen unter anderem) bewohnt. 5 Stämme der Irokesen bildeten um 1570 den Irokesenbund. Nach der Entdeckung, seit Ende des 15. Jahrhundert, wurde K von J Cartier (1534/36) und S. Champlain (1603) erforscht und seit 1604 von Frankreich kolonisiert (Neufrankreich), überwiegend zur Kontrolle des Pelzhandels im Sankt-Lorenz-Stromgebiet. 1663 wurde Kanada französische Kronkolonie und nach absolutistischen Grundsätzen verwaltet. Britisches Vordringen zwang Frankreich im Frieden von Utrecht (1713), britische Rechte an der Hudsonbucht und auf Neuschottland, anzuerkennen; im Siebenjährigen Krieg (1756/63) wurde nach der Einnahme von Louisbourg auf der Kap-Breton-Insel (1758) sowie der Kapitulation von Quebec (1759) und Montreal (1760) Kanada von Großbritannien erobert, legalisiert im Frieden von Paris 1763. Kanada wurde britische Kolonie. Der Quebec Act von 1774 hielt die französischen Siedler (Frankokanadier) in Unter-K durch Zugeständnisse davon ab, sich der Unabhängigkeitsbewegung der 13 amerikanischen Kolonien Großbritanniens anzuschließen, und sicherte die Privilegien der Oberschichten sowie der katholischen Kirche. Durch Zuwanderung von britischen «Loyalisten» aus den USA nach Ober-Kanada wurde ein britischer Bevölkerungsanteil (Anglokanadier) begründet; damit entstand ein nationaler und verwaltungsmäßiger Dualismus, da sowohl Ober als auch Unter-Kanada Gouverneur und Vertretungskörperschaft erhielten. Amerikanischer Versuche zur Eroberung Kanadas 1775 und 1812/14 blieben erfolglos. Die bürgerliche Unabhängigkeitsbewegung erreichte 1836 die Aufhebung der dualistischen Verfassung und setzte mit Aufständen von 1837 (W. L. Mackenzie, L. J. Papineau) antifeudale Reformen durch. Die koloniale Selbstverwaltung von 1840 (Unionsakte) gestattete ein gemeinsames Parlament; 1850 gelangte die kanadische Bourgeoisie an die Regierung, und es entstanden die Fortschrittliche Konservative Partei (1854) und die Liberale Partei (1873). Annexionsbestrebungen der USA zwangen Großbritannien 1867, Kanada im British North America Act den Dominion Status (unter Anschluss von Neuschottland und Neubraunschweig) zu gewähren. Bodenspekulation, Verdrängung und Ausrottung der Indianer führten 1869 zum Aufstand unter L. Riel, der niedergeschlagen wurde. Die Angliederung der Gebiete der Hudson’s Bay Company (1869) eröffnete die Erschließung des Westens und vergrößerte Kanada um die späteren Provinzen Manitoba, Alberta und Saskatchewan. 1871 wurde Britisch-Kolumbien, 1873 die Prinz-Eduard-Insel, Neufundland aber erst 1949 angeschlossen. Hohe Schutzzölle gegen die USA förderten die wirtschaftliche Entwicklung. Seit Mitte des 19. Jahrhundert wuchs die Gewerkschaftsbewegung; erste marxistische Zirkel entstanden zurzeit der I. Internationale. 1905 wurde die sozialistische Arbeiterpartei Kanadas, 1911 die sozialistische Partei Kanadas gegründet; beide standen unter opportunistischen Führung. 1883 schlossen sich die Gewerkschaften zum Fach- und Arbeiterkongress zusammen, 1900/11 organisierten sich sechs größere Farmerverbände, und Anfang des 20. Jahrhundert entstand in Quebec die bürgerlich-antiimperialistische Bewegung der Frankokanadier unter H. Bourassa gegen die imperialistische Politik Großbritanniens. Unter dem Einfluss der Oktoberrevolution wurde 1921 die KP Kanadas gebildet, 1922 die Kanadische Arbeiterpartei, die sich 1924 in KP umbenannte (bis 1940 als KP, 1943/59 als Fortschrittliche Arbeiterpartei, seit 1959 erneut als KP tätig). 1931 wurde Kanada durch das Westminster Statut Mitglied des British Commonwealth of Nations. Kanada unterstützte im 2. Weltkrieg (1939/45) Großbritannien; 1942 nahm es Beziehungen zur UdSSR auf. Es geriet zunehmend unter den Einfluss der USA, der sich nach dem Krieg weiter verstärkte (Militärabkommen 1947, 1949 Gründungsmitglied der NATO). Gegen den beherrschenden Einfluss des US-Kapitals in der kanadischen Wirtschaft entfaltete sich eine demokratisch-nationale Bewegung. 1963 stürzte die konservative Regierung J. Diefenbaker (seit 1957), und die Liberalen unter L. Pearson (1963/68) und P. Trudeau (1968/79 und 1980/84) übernahmen die Regierung. Obwohl außenpolitisch weiterhin auf die NATO orientiert, beteiligte sich Kanada in den 70er Jahren an der von den sozialistischen Staaten eingeleiteten Entspannungspolitik (1971 Abkommen über gegenseitigen Austausch zwischen Kanada und der UdSSR), begann eine selbständigere Politik gegenüber den Entwicklungsländern und machte erhebliche Fortschritte in seiner industriellen Entwicklung. Die hohe Abhängigkeit vom US-Monopolkapital sowie die schwere sozialpolitische Lage der Werktätigen wirken sich, wie die Regierungsübernahmen durch die Konservativen (1979/80 Ministerpräsident J. Clark und seit 1984 B. Mulroney) zeigen, in zunehmender politischer Labilität aus; außenpolitisch wächst die Orientierung auf die USA.

Canadier, (nach dem Herkunftsland Kanada (Canada)) Kanadier, Abkürzung C: Sammelbezeichnung für alle mit Stechpaddel bewegten Kanutypen. Im Wettkampfsport gibt die Abkürzung C in Verbindung mit einer römischen Zahl die Bootsklasse an: CI = Einer-Canadier, C II = Zweier-Canadier, C IV oder C X = Mannschafts-Canadier. Im Kanurennsport erfolgt der Antrieb bei CI ausschließlich auf einer Seite, Im CII und Mannschafts-Canadier wechselseitig; im Kanuslalom und Wildwasserrennen wird entsprechend den Wettkampferfordernissen die Seite gewechselt.

Kanadisch-arktischer Archipel: Inselgruppe im Arktischen Ozean vor der Nordküste Nordamerikas; zu Kanada gehörend; die größten Inseln sind Baffin-, Ellesmere- und Victoriainsel; etwa 1,3 Millionen km2; von etwa 6000 Einwohner (überwiegend Eskimo) besiedelt; stark gegliederte Küsten (besonders Fjordbildungen), im östlichen und nordöstlichen Teil bis zu 2900m hoch; zum Teil mit Inlandeis bedeckt.

Kanadischer Schild, Laurentisches Massiv (nach dem Sankt-Lorenz-Strom): altkristalline Rumpffläche, die den Kern des nordamerikanischen Kontinents darstellt; im Präkambrium gefaltet, bis zum Tertiär eingeebnet und im Pleistozän vom Inlandeis überformt; nimmt etwa die Hälfte der Fläche Kanadas ein; bis zu 1995 m hoch; der Norden des Kanadischen Schilds gehört zur Tundra Zone, an die sich in südlicher Richtung die Zone der Waldtundra und die Nadelwaldzone anschließen; reiche Bodenschätze, insbesondere Nickel-, Uran-, Kupfer-, Blei-, Zink-, Eisenerz sowie Gold und Platin.