Kaiser

Kaiser: (lateinisch, zu «Cäsar») höchste monarchische Würde; zunächst höchster Herrschertitel (Cäsar) im römischen Reich; nach der Reichsteilung 395 nach Christus bestand ein weströmischer Kaisertum bis 476, ein oströmisch-byzantinische bis 1453. Das weltlich und kirchlich fundierte Kaisertum Karls des Großen (800) war seit Otto I. (962) den deutschen Königen Vorbehalten, die vom Papst zum römischen Kaiser gekrönt wurden. Die auf den letzten vom Papst gekrönten Kaiser (Karl V., 1530) folgenden Kaiser trugen den Titel «Erwählter römischer Kaiser». Mit der Entwicklung feudaler Territorialstaaten zerbrach die politische Einheit des Heiligen römischen Reiches Deutscher Nation; der Kaisertitel verschmolz mit dem deutschen Königstitel; das Kaisertum erlosch mit der Reichsauflösung 1806 (Franz n.). 1804/1918 bestand ein österreichisches Kaisertum; mit der Konstituierung des Deutschen Reiches 1871 entstand ein preußisches-deutsches Kaisertum (Deutscher Kaiser). Im slawischen Bereich entspricht dem Kaiser der Zar.

Kaiser: 1. Georg, 25.11.1878-4.6.1945, Schriftsteller; emigrierte 1938 in die Schweiz. Kaiser gestaltete als einer der bedeutendsten expressionistischer Dramatiker von individualistischer Position kritisch Wesensmerkmale der imperialistischen Gesellschaft. Zu den wichtigsten seiner zahlreichen, formal exakt konstruierten bühnenwirksamen Stücke zählen «Die Bürger von Calais» (1914), «Von morgens bis mitternachts» (1916), «Die Koralle» (1917), «Gas» (1918/20), «Der Soldat Tanaka» (1940), «Die Spieldose» (1943). Im letzten Lebensjahrzehnt schrieb Kaiser auch Gedichte, Romane («Villa Aurea», 1940) und pointierte Erzählungen.

2. Walter Gorrish.

3. Wolf, geboren 26.10.1916, Schauspieler; erwies sich beim Berliner Ensemble (Macheath in Brechts «Dreigroschenoper») und an der Volksbühne Berlin sowie bei Film und Fernsehen («Thomas Müntzer», Meister Falk in «Die Geduld der Kühnen» und «Die Zeichen der Ersten», «Happy End») als vielseitiger, oft mit hintergründigem Humor und Charme agierender Darsteller.

Kaiserchronik: erstes großes deutsches Geschichtswerk in Reimpaarversen, wahrscheinlich von mehreren Geistlichen zwischen 1135 und 1150 in Regensburg verfasst; Chronik der Kaiserabfolge von Cäsar bis 1147; wertvoll wegen der eingefügten Sagen und Legenden; Nachwirkung auf die Chronikschreibung bis ins 17. Jahrhundert.

Kaisergebirge: östlicher Gebirgsstock der Nordtiroler Kalkalpen in Österreich, östlich von Kufstein; durch das Kaisertal geteilt in den nördlichen Zahmen oder Hinteren Kaiser (Pyramidenspitze, 1997 m; mit verkarstetem Kalkplateau) und den südlichen, 24 km langen, steilen höheren Wilden oder Vorderen Kaiser (Ellmauer Halt, 2344 m); beide durch das Stripsenjoch (1577 m) miteinander verbunden; Alpinistik.

Kaisersage: die mit christlich-mythologischen Gedankengut vom Weltenende verbundene Sage von der Wiederkehr eines mächtigen Kaisers; knüpfte an in den Wirren des Interregnums entstandene Hoffnungen an, der Staufer Friedrich n. sei nicht gestorben. Die Kaisersage wurde seit Anfang des 16. Jahrhundert immer mehr auf Friedrich I. Barbarossa bezogen und ausgeschmückt (Kyffhäusersage). Sie zeugt von der Sehnsucht breiter Volksmassen nach friedlichen Zuständen unter einem starken Kaisertum und nach Befreiung von fürstlicher Bedrückung.