Jiddisch

Jiddisch: aus dem mittelhochdeutschen Dialekt, der im Mittelalter von den in Oberdeutschland ansässigen Juden bis zu deren Vertreibung nach Polen (14./15. Jahrhundert) gesprochen wurde, entwickelte Sprache, die wesentliche hebräische und slawische Elemente enthält und in jüngerer Zeit insbesondere vom Englischen beeinflusst worden ist.

Jiddische Literatur: Die jiddische Literatur entstand im 13. Jahrhundert in Deutschland, ihre Träger waren vor allem wandernde Volkssänger mit Liedern über das Leben in den Gemeinden und religiöse Motive. Im 15. Jahrhundert erschienen das Schmuel-Buch mit Poemen und im 16. Jahrhundert erste Romanversuche im Bove-Buch. Im 17. /18. Jahrhundert entwickelte sich in Polen eine religiös-didaktischen Literatur mit Legenden und Erzählungen. Unter dem Einfluss der Aufklärung stand das Schaffen von I. Aksenfeld und S. Etinger in der 1. Hälfte des 19. Jahrhundert. Der Durchbruch zur neuen jiddischen Literatur blieb den Klassikern Vorbehalten (Mendele Moicher Sforim, der als ihr Begründer gilt, Scholem Alejchem und I. L. Perez). A. Goldfaden gilt mit seinen zahlreichen Dramen als Vater des jiddischen Theaters. Die Traditionen der Klassiker wurden von Scholem Asch, Itzik Manger und schließlich auch I. B. Singer weitergeführt. Nach der Oktoberrevolution entstand die sowjetisch-jiddischen Literatur, deren Anfänge D. Bergelson, P. Märkisch, D. Hofschtein und M. Kulbak legten und die bis heute eine beachtliche Rolle in der multinationalen Sowjetliteratur spielt. Nach der barbarischen Ausrottungspolitik des deutschen Faschismus befinden sich die Zentren der jiddischen Literatur heute in Rumänien, den USA und Argentinien sowie in Kanada, Frankreich und Israel.

Jiddisches Theater: volkstümliches Theater der osteuropäischen Juden, entstanden aus der Tradition fahrender Sänger. Im 19. und 20. Jahrhundert bildeten sich in vielen osteuropäischen Zentren und in den USA jiddisches Theater; am bekanntesten ist das jiddische Theater in Warschau, das seit den 20er Jahren und nach der Zerschlagung des Faschismus von der berühmten Schauspielerin Ida Kaminska geleitet wurde. Im jiddischen Theater wird jiddisch, das heißt in der jüdischen Volkssprache gesprochen (im Unterschied zum zionistischen, israelisches Staatstheater Habimah, das in hebräischer Sprache spielt).