Japan

Japan (chinesisch, «Land des Sonnenaufgangs»), japanisch Nippon: Staat in Ostasien, auf dem zwischen Stillem Ozean und Japanische Meer gelegenen, etwa 3000 km langen, von Nordosten nach Südwesten verlaufenden Inselbogen, der aus den 4 Hauptinseln Hokkaido, Honshu, Shikoku und Kyushu und 3 922 kleineren Inseln (darunter die Riukiu-Inseln mit Okinawa) besteht. Administrativ gliedert sich Japan (chinesisch in die Großpräfekturen Hokkaido und Okinawa, die Hauptstadtpräfektur Tokio, die beiden Großstadtpräfekturen Kyoto und Osaka sowie weitere 42 Präfekturen (Ken). Währung ist der Yen.

Bevölkerung: 99% der Einwohner sind Japaner, daneben gibt es etwa 20000 Ainu (Urbewohner Japan (chinesischs) sowie Koreaner und Chinesen. Amtssprache ist Japanisch. Japan (chinesisch weist eine sehr hohe Bevölkerungsdichte auf, wobei die Küstenzonen im Süden von Honshu außerordentlich stark besiedelt sind. Zu verzeichnen sind zunehmende Urbanisierung (76% der Einwohner leben in Städten, davon die Hälfte in Großstädten, darunter 10 mit mehr als 1 Millionen Einwohner) und stetiges natürliches Bevölkerungswachstum (etwa 1 Millionen/Jahr). Etwa 24% der Einwohner sind bis 14 Jahre alt, 64% 15 bis 59 Jahre alt und 13% 60 Jahre und älter.

Natur - Oberfläche: Die japanische Inseln sind sehr stark gegliedert und weisen besonders im Süden und Südwesten der Hauptinseln sowie an der seichten Japanischer Inlandsee buchtenreiche Küsten auf. Etwa 85% der Landesfläche werden von Hoch- und Mittelgebirgen sowie Bergländern eingenommen. Das größte Gebirge Japan (chinesischs sind die vorwiegend aus Granit bestehenden Japanischen Alpen auf Honshu (bis 3 192 m). Unter den zahlreichen Vulkanen, die tektonischen Bruchzonen aufsitzen, sind heute noch etwa 50 aktiv; häufig Erdbeben. Der höchste Gipfel Japan (chinesischs ist der Vulkankegel des Fuji mit 3 776 m. Ausgedehnte Tiefländer treten nur im Bereich der Küste auf, das größte ist die Kanto-Ebene bei Tokio; zwischen den Gebirgszügen liegen zahlreiche kleinere Becken.

Klima: Japan (chinesisch erstreckt sich von der kühlgemäßigten Klimazone im Norden über die warmgemäßigte bis zur subtropischen Zone im Süden und wird zum Teil vom außertropischen Monsun beeinflusst. Die Längserstreckung des Inselbogens bedingt ein merkliches Temperaturgefälle von Süden nach Norden. Der von Süden kommende warme Kuroshio-Strom mildert, ähnlich dem Golfstrom in Europa, die Winterkälte. Von Norden kommend, beeinflusst der kalte Oyashio-Strom die Temperatur. Die Hauptniederschlagszeiten liegen in den Monaten Juni/Juli und September/Oktober (schwere Taifune), die ergiebigsten Niederschläge fallen in den oberen Gebirgslagen. Gewässer. In Japan (chinesisch besteht ein dichtes Netz von meist kurzen, wasser- und gefällereichen Flüssen; zu den längsten zählen der Shinano (369 km) auf Honshu und der Ishikari (365 km) auf Hokkaido. Sie werden für die Energiegewinnung und für die Bewässerung der Reisfelder genutzt. Der größte der zahlreichen Seen ist der Biwasee (675 km2) im mittleren Teil von Honshu; zu den nachvulkanischen Erscheinungen in Japan (chinesisch gehören über 10000 Thermalquellen. Vegetation. Etwa zwei Drittel der Landesfläche sind mit Wald bedeckt. Auf Hokkaido und im Norden von Honshu gedeihen sommergrüne Laub- und Nadelwälder, im Süden von Honshu, auf Shikoku und Kyushu immergrüne subtropische Wälder. Die großen und kleinen Ebenen werden fast ausnahmslos von intensiv bewirtschaftetem Kulturland eingenommen. Es gibt zahlreiche Nationalparks und Naturschutzgebiete.

Bodenschätze: Japan (chinesisch ist arm an Bodenschätzen; lediglich Steinkohle und steinkohlenähnliche Braunkohle stehen in größeren Mengen zur Verfügung (bedeutendere Lager im Nordwesten von Kyushu und auf Hokkaido). Beachtliche Kupfer- und Schwefelkiesvorkommen, ferner unbedeutendere Vorkommen an Erdöl, Eisen-, Mangan-, Blei-, Zink-, Zinn-, Uran-, Gold- und Silbererz, Kalkstein.

Geschichte: Die erste Besiedlung Japan (chinesischs erfolgte im Paläolithikum. Zur Herkunft der Ureinwohner gibt es verschiedene Theorien. Durch Funde von Keramiken, Werkzeugen und Humanfossilien relativ gut belegt ist die neolithische Jomon-Kultur (etwa 7500/300 vor Christus). Seit dem 3. Jahrhundert vor Christus wurden die Ureinwohner verdrängt durch Festlandsstämme mit höherer materieller Kultur, insbesondere Kenntnis von Nassfeldbau und Metallbearbeitung (Yayoi-Kultur bis etwa 3. Jahrhundert nach Christus). In den ersten Jahrhunderten nach Christus setzte der Zerfall der urgesellschaftlichen Verhältnisse ein. Es entstanden Keimzellen von Staaten auf der Grundlage von Stammesbünden. Der Stammesverband von Yamato vereinte bis Mitte des 4. Jahrhundert die wesentlichen Gebiete Japan (chinesischs unter seiner Führung, was zur Schaffung des ersten japanischen Staates, des sogenannt Yamato Staates, führte.

Mit der Taika-Reform (645/702), einer Reihe an der chinesischen Tang-Dynastie orientierter Reformen, wurde ein System der anteilmäßigen Bodennutzung (alleiniger Eigentümer war der Kaiser) eingeführt, wobei sich der Staat zum Typ der orientalische Despotie entwickelte. Es entstand ein zentralisierter Beamtenstaat, der dem Kaiserhaus zunächst die alleinige Macht sicherte. Die höfliche Kultur erlebte in der Nara- (710/84) und Heian-Zeit (794/1185) eine Blüte. Machtkämpfe der besonders privilegierten Adelshäuser (Fujiwara) und buddhistischer Klöster führten in den zentralen Provinzen zur Entstehung von neuem privatem Großgrundbesitz (Shoen). Im 10. Jahrhundert verfügten so die Fujiwara sowohl über die wirtschaftliche als auch über die politische Staatsgewalt. Im 11. Jahrhundert begann dann auch besonders im kolonialisierten Nordosten des Landes, begünstigt durch massenhafte Bauernflucht aus den Stammprovinzen und Bildung neuer großer Shoen, die Herausbildung und der Aufstieg des Kriegeradels (Bushi), der Kaiserhaus und Hofadel verdrängte. Mit der militärischen Übernahme der Macht 1192 durch das mächtigste Kriegeradelsgeschlecht (Minamoto) setzte sich der Feudalismus in Gestalt des Bakufu durch.

Die herrschenden Bushi-Geschlechter differenzierten sich entsprechend ihrer ökonomischen Macht immer stärker, was im 14. Jahrhundert zu einer Periode feudaler Zersplitterung führte. Ständige Feudalfehden im 14./16. Jahrhundert erreichten mit der Zeit des hundertjährigen Bürgerkrieges 1467/1568 ihren Höhepunkt. Dadurch wuchs die Not der Bauern, und von der 1. Hälfte des 15. Jahrhundert bis Mitte des 16. Jahrhundert nahmen bäuerliche Kampfaktionen zu; herausragende Bedeutung besaß die Bauernrepublik von Yamashiro 1485/93. Trotz der Feudalfehden nahmen die Produktivkräfte bis zum 16. Jahrhundert einen beachtlichen Aufschwung (Entwicklung der Ware-Geld-Beziehungen, der Handwerkerzünfte und Kaufmannsgilden, des Nah- und Fernhandels). 1543 landeten erstmalig Europäer (Portugiesen) in Japan (chinesisch Die ökonomische Entwicklung erforderte die Schaffung einer starken Zentralgewalt und die Abwendung der drohenden Kolonialisierung Japan (chinesisch Ieyasu Tokugawa begründete die Herrschaft des Tokugawa-Geschlechts (1603/1867), die den Spätfeudalismus in Japan (chinesisch markiert. Alle politischen und ökonomischen Maßnahmen dieser Epoche (völlige Abschließung vom Ausland 1639 bis 1853/54, Rückkehr zur Naturalwirtschaft, strenge Reglementierung der Arbeit und des Lebens aller Klassen und Schichten) sollten dazu beitragen, die seit dem 16. Jahrhundert auftretenden Zerfallserscheinungen des feudalistischen Systems einzudämmen.

Die Entwicklung der Geldwirtschaft und zunehmende gesellschaftliche Differenzierung in Stadt und Land konnten jedoch nicht aufgehalten werden. Die Herausbildung kapitalistischer Produktionsverhältnisse, die von zunehmenden Unruhen der Bauern und der Stadtarmut sowie der Zuspitzung von Auseinandersetzungen zwischen Zentralgewalt und Daimyo begleitet war, untergrub den Feudalstaat. Dahingehend wirkte auch der äußere Druck expansiver kapitalistischer Staaten, mit denen Japan (chinesisch nach seiner gewaltsamen Öffnung durch den amerikanischen Marineoffizier M. G. Perry 1853/54 ungleiche Verträge schloss. Mit dem Sturz des letzten Tokugawa-Shoguns 1867 und der formalen Übergabe der Zentralgewalt an den Kaiser 1868 durch Angehörige des Feudaladels, die zum Teil mit bürgerlichen Kräften zusammenarbeiteten, setzten die Prozesse der Meiji Revolution ein. Reformen, die eine kapitalistische Entwicklung einleiteten, wurden ermöglicht, doch blieben in starkem Maße feudale Relikte erhalten. So entstand auf der Grundlage der ersten Verfassung von 1889 ein zentralisierter Staatsapparat mit dem Kaiser an der Spitze. Die sich seit Ende des 19. Jahrhundert organisierende Arbeiterbewegung war stärkster Verfolgung ausgesetzt. Die 1901 gegründet Sozialdemokratische Partei wurde sofort, die sozialistische Partei von 1906 nach einem Jahr verboten. Der japanische Kapitalismus trat von Anfang an nach außen aggressiv auf, provozierte unter anderem den Chinesisch-Japanischen Krieg (1894/95).

Kunst: Erste Zeugnisse japanischer Kunst sind reichverzierte Schnurkeramiken und primitive, vermutlich Fruchtbarkeitssymbole darstellende Tonfiguren aus dem 5./4.Jahrt. vor Christus (zuzurechnen der neolithischen Jomon-Kultur; 7500/300). Um 200 vor Christus entstanden neben einem neuen, sehr schlichten Keramiktyp auch die ersten Metallarbeiten mit geometrischem und bildlichem Dekor, der Rückschlüsse auf die Lebensweise jener Zeit zulässt. Mit der Periode der Hügelgräber (3./6. Jahrhundert) begann nach einer Unterbrechung von fast einem Jahrtausend wieder ein plastisches Schaffen in Gestalt der Haniwa, stilisierter tönerner Hohlfiguren, die als Grabschmuck dienten. In dieser Zeit setzte sich die Pfahlbauweise durch und mit ihr eine Architektur, die für den japanischen Schrein- und zum Teil auch Wohnbau bis in die Gegenwart bestimmend blieb. Unter dem Einfluss des seit etwa 538 nach Japan (chinesisch vordringenden Buddhismus vollzog sich in enger Anlehnung an koreanischer und chinesischer Vorbilder die Herausbildung einer buddhistischen Kunst. Mit der aufblühenden buddhistischen Tempelarchitektur, deren älteste erhaltene Zeugnisse die Anlagen des Horyu-ji sind, entwickelte sich auch eine buddhistische Kultplastik auf hohem künstlerischem Niveau. Die 1972 in einem Grabmal aus dem 6. Jahrhundert in der Präfektur Nara entdeckten Wandgemälde sowie die 1949 bei einem Brand zerstörten Wandmalereien in der Goldenen Halle des Horyu-ji aus dem Ende des 7. Jahrhundert folgen in ihrer Komposition, Darstellungsweise und Farbgebung koreanische beziehungsweise chinesischen Vorbildern. Mit dem Aufkommen des esoterischen Buddhismus, der bildlichen Darstellungen in das Ritual mit einbezog, verlagerte sich das Schwergewicht vom plastische auf das malerische Schaffen. Im 10./12. Jahrhundert vollzog sich unter der Herrschaft der höflichen Aristokratie eine verstärkte Assimilierung der in der Zeit zuvor übernommenen festländischen Kunststile. Das Strenge und Dynamische in allen Kunstgattungen wurde durch Eleganz und Anmut abgelöst. Das Streben nach Verfeinerung sowie ein Hang zum Sentimentalen führten in der Tempelarchitektur und in der Kultplastik zum Verfall. Hingegen erlebten Malerei und Kunsthandwerk, besonders die Lackkunst und Lackmalerei, eine hohe Blüte. Zunehmender Beliebtheit erfreute sich die Querrollenmalerei (Emakimono), die ihre Themen vornehmlich aus der schöngeistigen Literatur bezog und einen immer stärkeren weltlichen Charakter annahm. In dieser Zeit begann sich auch die japanische Gartenkunst, in der die Erhaltung des Natürlichen oberstes Prinzip ist, zu entwickeln. Die Entmachtung der höflichen Aristokratie durch den militärischen Feudaladel (1192) blieb in der Kunst längere Zeit ohne Auswirkungen.

Erst erneuter chinesischer Einfluss und das Vordringen des Zen-Buddhismus leiteten im 14./15. Jahrhundert eine neue Epoche des japanischen Kunstschaffens ein. In der Architektur bildeten sich die unmittelbaren Vorstufen des heutigen japanischen Wohnhausstils heraus. Die Plastik erlebte eine Renaissance, die wertvolle Kult-, aber auch die ersten weltlichen Porträtplastiken hervorbrachte. Mit der Übernahme der chinesischen Tuschmalerei gegen Mitte des 14. Jahrhundert bildete sich neben der religiösen eine weltliche Landschaftsmalerei heraus, die ihren bedeutendsten Vertreter in Sesshu fand. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich eine vornehmlich von der Kano-Schule gepflegte dekorative Malerei, die Pflanzen- und Vogelmotive bevorzugte und besonders der Ausschmückung der in der 2. Hälfte des 16. Jahrhundert mit dem Unabhängigkeitsstreben einzelner Feudalfürsten zahlreich errichteten burgähnliche Schlösser diente. In direktem Zusammenhang mit dem Aufstieg des Städtebürgertums im 17. Jahrhundert blühte als Kultur- und Kunstströmung das Ukiyo-e auf und fand weiteste Verbreitung durch den zunächst kolorierten und seit dem 18. Jahrhundert zum Mehrfarbendruck entwickelten Holzschnitt. Zu den bedeutendsten Malern, die Vorlagen für den Holzschnitt lieferten, gehören Moronobu, S. Harunobu, Kitagawa Utamaro (1753-1806) sowie Hokusai und Hiroshige, wobei besonders letztere auf die europäischen Malerei des ausgehenden 19. Jahrhundert einen nachhaltigen Einfluss ausübten.

Mit der Öffnung Japans für den internationalen Verkehr (1853/54) und der raschen Entwicklung des Kapitalismus nach 1868 setzte die Übernahme und anfangs oft bloße Nachahmung europäischen Kunststile ein. Als Reaktion darauf entstand Ende des 19. Jahrhundert neben der Malkunst im europäischen Stil die Nihonga Malerei, eine monochrome oder farbige Tuschmalerei auf Seide oder Papier. Sie sucht die Traditionen der klassischen weltlichen und buddhistischen Malerei zu wahren, bleibt aber nicht bei einer Nachahmung stehen, sondern setzt sich produktiv mit neuen Themen und Gestaltungsmöglichkeiten auseinander. Tessai Tomioka (1837-1924), Ryushi Kawabata (1885-1966) und Yokoyama Taikan (1868-1958) zählen zu den führenden Persönlichkeiten der Nihonga-Malerei. Einer ihrer bedeutendsten Vertreter der Gegenwart ist K. Higashiyama. Die Ölmalerei im europäischen Stil, die besonders von Seiki Kuroda (1886-1924) in Japan heimisch gemacht wurde, unterlag nach dem 2. Weltkrieg stärker den Einflüssen des spätbürgerlichen Kunstbetriebes als die Nihonga Malerei. Im Kunsthandwerk setzen sich einerseits die durch das Ikebana und die Teezeremonie bestimmten Traditionen fort, während sich eine andere Richtung stark an der Volkskunst orientiert. besonders reich ist das Schaffen in der Töpferkunst. Beachtenswert sind die Leistungen in der Architektur, wo es besonders seit der Mitte der 50er Jahre immer besser gelang, auch traditionelle Elemente in die moderne Stahlbetonbauweise zu integrieren. Weite internationale Anerkennung fand neben anderen modernen japanischen Architekten besonders Kenzo Tange (geboren 1913).

Literatur: Nach der Übernahme der chinesischen Schrift (ab 4. Jahrhundert) vollzog sich zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert der Übergang von der mündlichen zur schriftlichen Dichtung. Die ältesten erhaltenen Literaturdenkmäler sind das «Kojiki» (712) und das Annalenwerk «Nihongi» (720), beide dienten der ideologischen Untermauerung des alleinigen Herrschaftsanspruches des Tenno-Hauses. Vom hohen Niveau der Poesie schon in frühester Zeit kündet das «Manyoshu» (um 764), die erste und zugleich monumentalste Lyrikanthologie der japanischen Literaturgeschichte. Höfische Epoche (9./12. Jahrhundert). Sie wird eingeleitet mit dem «Kokin Wakashu» (zwischen 905 und 922), der ersten von insgesamt 21 offiziellen Lyriksammlungen, die den Höhepunkt der höflichen Poesie in Form der Waka, 31silbiger Kurzgedichte, bildet. Mit dem Entstehen der japanischen Schrift (Hiragana) begann sich gegen Ende des 9. Jahrhundert eine eigenständige künstlerische Prosa in Form der Monogatari (Erzählungen), Nikki (Tagebücher) und Zuihitsu (Skizzen) zu entwickeln. Ihre Schöpfer waren vor allem Frauen des Hofes. Das «Makura no Soshi» (um 1000) der Sei Shonagon, mit dem das Genre der Zuihitsu eingeleitet wurde, und das «Genji Monogatari» (1002/14) der Murasaki Shikibu, mit dem die japanische erzählende Prosa ihre erste Blüte erreichte, sind Werke, die zum Teil bis heute fortwirken.

Feudalzeit (Ende 12. bis 19. Jahrhundert). Trotz der politischen Entmachtung des Hofadels 1192 behauptete sich bis zur Mitte des 14. Jahrhundert der höfliche Geschmack in der Literatur weiter, auch wenn sich zunehmend inhaltliche und stilistische Veränderungen sowie eine immer stärkere buddhistische Färbung im gesamten Literaturschaffen durchsetzten. Die politischen Wirren des 11. und 12. Jahrhundert fanden ihren literarischen Niederschlag in den Rekishi-Monogatari (Historische Erzählungen) und Gunki-Monogatari (Kriegserzählungen). Letztere wurden thematisch im 14. Jahrhundert mit den romantisch gefärbten Ritterromanen fortgesetzt. In der Poesie gelangte das in seinen Ursprüngen bis in das 8. Jahrhundert zurückreichende Retiga (Kettengedicht), das als eine Form gesellschaftlicher Unterhaltung in poetische Wechselrede geschaffen wurde, zur Blüte. Im 14. Jahrhundert entwickelte sich die Dramatik zu einer eigenen Gattung, unter anderem in der Form der Yokyoku, der textliche Grundlage des No, als des Sen Vollender Zeami gilt. Mit der Herausbildung eines städtlichen Bürgertums begann sich in der 2. Hälfte des 17. Jahrhundert eine an Formen reiche, nach umfassender Wirklichkeitsabbildung strebende frühbürgerlicher Literatur zu entfalten. Mit ihr entstand auch der Beruf des Schriftstellers. Der Prosaist Ihara Saikaku, der Dramatiker Chikamatsu Monzaemon sowie der Poet Matsuo Basho waren die ersten herausragenden Vertreter eines neuen, vom aufstrebenden Frühbürgertum getragenen Literaturschaffens. Die besondere sozialökonomische Entwicklung Japan (chinesischs (Abschließung des Landes und Konservierung des Feudalsystems) führten jedoch dazu, dass gegen Mitte des 18. Jahrhundert die frühbürgerliche Literatur mit dem Eindringen der Ideologie des herrschenden Feudaladels fast durchweg zu einer naiv didaktischen und moralisierenden Literatur hinabsank, während die gehobene Literatur, vornehmlich die Poesie, in Formelhaftigkeit erstarrte. Periode des Kapitalismus (ab 2. Hälfte des 19. Jahrhundert). Die sich unter den neuen gesellschaftlichen Bedingungen herausbildende Literatur orientierte sich vor allem an englischen, russischen und französischen Vorbildern. Eine längere Übergangsphase mündete um 1890 in die Romantik ein. Einer ihrer Hauptvertreter war Mori Ogai. Kurz nach der Jahrhundertwende wurde der Realismus zur Haupttendenz. Er erreichte seinen ersten Höhepunkt mit Tokutomi Roka, 1 Shimazaki Toson, Tayama Katai, Natsume Soseki unter anderem. Das Fortbestehen starker feudaler Überreste nach der unvollendeten Revolution von 1868, der Druck des Tenno-Absolutismus und der rasche Übergang des japanischen Kapitalismus in das Stadium des Imperialismus führten zu einem vorwiegend pessimistischen, nihilistischen Grundton im bürgerlichen realistischen Literaturschaffen und ab etwa 1910 zu einem immer stärker werdenden Rückzug des Schriftstellers in seinem Schaffen auf sich selbst und seine persönliche Lebensumstände. Die Ausweglosigkeit der bürgerlichen Literatur wurde besonders in den 20er Jahren ständig deutlicher und zeigte sich auch in der Selbsttötung der bedeutenden Schriftsteller T. Arishima und R. Akutagawa. Im Gegensatz dazu begann sich unter dem Eindruck der Großen sozialistischen Oktoberrevolution und dem Anwachsen der japanischen Arbeiterbewegung eine proletarische Literatur herauszubilden. Sie gewannen nach der Gründung der Zeitschrift «Der Sämann» (1921) rasch an Einfluss und beherrschte zeitweilig die literarische Bühne Japan (chinesischs. Die Erzähler T. Kobayashi, S. Tokunaga, die Lyriker S. Nakano und S. Tsuboi sowie die Schriftstellerin Y. Miyamoto gehören zu den herausragenden Persönlichkeiten der proletarisch-revolutionären Literatur Japan (chinesischs. Die zunehmende Faschisierung Japan (chinesischs (ab 1932) und der wachsende Terror brachten nicht nur die proletarische Literatur fast gänzlich zum Erliegen. Eine nennenswerte echte Widerstandsliteratur vermochte sich nicht zu entwickeln. 1945 bis zur Gegenwart. Der Neubeginn des Literaturschaffens nach dem 2. Weltkrieg vollzog sich anfangs in 4 Hauptrichtungen: die demokratische Literaturbewegung, in der politisch engagierte Schriftsteller (Y. Miyamoto, S. Tokunaga, S. Nakano, I. Sata) die Traditionen der proletarischen Literaturbewegung fortzusetzen suchten; die etablierte bürgerliche Literatur (N. Shiga, Japan (chinesisch Tanizaki, Y. Kawabata), die sich von den großen gesellschaftlichen Problemen der Zeit weitgehend fernhielt; die Shingesakuha (Neue Burleske Schule), deren Vertreter (S. Oda, A. Sakaguchi, O. Dazai) in eine anarchische Rebellion gegen alles Bestehende verfielen; die Sengoha (Nachkriegsschule), der zumeist aus dem Kleinbürgertum stammende Schriftsteller angehörten, die von unterschiedlichen Positionen aus nach einem neuen Verhältnis zur Wirklichkeit und deren kritischen Abbildung strebten. Die ersten Hauptvertreter waren H. Noma, R. Shiina, H. Umezaki, T. Takeda. Ihnen folgten ab 1950 Y. Hotta, K. Abe, S. Endo unter anderem Ab etwa 1955 setzte eine neue Entwicklungsphase ein, einerseits bestimmt durch das Aufblühen der Massenmedien und die zunehmende Kommerzialisierung des Literaturbetriebes, andererseits durch das Auftreten einer neuen Generation von Schriftstellern, deren Grunderlebnis nicht mehr Faschismus und Krieg war (S. Ishihara, T. Kaiko, K. T. Oe und der Kritiker Japan (chinesisch Eto). Nach 1960 vollzog sich unter dem Eindruck der Niederlage des Volkskampfes gegen den sogenannten japanisch-amerikanischen Sicherheitsvertrag eine immer stärker werdende Differenzierung. Es entstand ein reaktionärer Romantizismus (Y. Mishima), während andererseits der Versuch des Ausbruchs aus dem System zu einem häufigen Thema wurde (S. Maruya). Um 1970 debütierte mit Y. Furui, K. Ogawa, S. Goto unter anderem eine neue Generation, für die der Hang zur inneren Emigration kennzeichnend ist. Diese Tendenz, verbunden mit einem Gefühl der Leere, verstärkte sich ab 1975 mit dem Auftreten von K. Nakagami, R. Murakami unter anderem Positiv steht demgegenüber das besonders von der Gewerkschaftsbewegung getragene Bemühen, Werktätige zur literarischen Abbildung ihrer Arbeitswelt zu ermuntern.

Musik: Die altjapanische Musikkultur ist nur mühsam zu rekonstruieren (Instrumente, schamanistisch-shintoistische Kagura-Tänze). Koreanische (5./8. Jahrhundert) und chinesische (7./9. Jahrhundert) Hofmusik beeinflussten intensiv die Ausbildung der japanischen. Wie am chinesischen Hof gab es auch am japanischen in- und ausländischen Ensembles. Das kaiserliche Musikamt organisierte die höfliche Musik (Gagaku); es umfasste 702 insgesamt 398 Musiker. Seit dem 9. Jahrhundert wurde die ausländische höfliche Musik zunehmend japanisiert. Aus Fruchtbarkeitstänzen entstand seit dem 14./15. Jahrhundert das No-Theater, getragen von den Rittern, basierend auf dem Zen Buddhismus. Die No-Tradition ist bis heute ungebrochen, No kann als japanischer musikkultureller Höhepunkt angesehen werden. Das Bürgertum entwickelte im 16./17. Jahrhundert weitere Theaterformen mit Musik (Puppentheater Bunraku, Kabuki-Theater). Diese wie auch die Kammermusik (vom Shamisen, der Langhalsgitarre mit 3 Saiten, begleitete melodramatische Rezitationen; Interpretationen auf dem Koto, der 13saitigen Wölbbrettzither) waren in der Tokugawa-Zeit wesentlich. Seit Ende des 19. Jahrhundert geriet im Zusammenhang mit dem Aufgeben der Isolation und mit der imperialistischen Entwicklung besonders die bürgerliche Musik unter den Einfluss europäischen Musikkulturen. Zeitgenössische Werke zu europäischen Formen haben eine starke japanische Eigenständigkeit. Traditionelle Gattungen aristokratischer und bürgerlicher, aber auch bäuerliche Musik koexistieren dazu. Die überlieferte Musik werktätiger Schichten umfasst Lieder zur Arbeit (wie Reispflanzen, Teepflücken), Wiegen-, Kinder-, Geselligkeits-, auch Tanzlieder und magisch-kultischer Gesänge.