Italien

Italien, Italienische Republik: Staat im Süden Europas, im Nordwesten an Frankreich, im Norden an die Schweiz und Österreich, im Westen, Osten und Süden an das Mittelmeer mit seinen Nebenmeeren (Tyrrhenische, Ligurische, Adriatische und Ionische Meer) grenzend; in 20 Regionen, von denen 5 (Sizilien, Sardinien, Aostatal, Trentino-Alto Adige und Friaul-Julisches Venetien) Sonderstatut besitzen, und weiterhin in 94 Provinzen gegliedert. Währung ist die Lira. Bevölkerung 98 % der Einwohner sind Italiener, an nationalen Minderheiten gibt es Österreicher (über 200000 im Alto Adige), Franzosen, Katalanen, Ladiner, Slowenen unter anderem Amtssprache ist Italienisch. Die Bevölkerungsdichte ist am höchsten in Kampanien, der Lombardei und Ligurien, am niedrigsten in den Alpen und auf Sardinien. 65 % der Bevölkerung wohnt in Städten, darunter 30 % in Großstädten. Die Einwohnerzahlen der Großstädte gehen zurück. 64 % der Bevölkerung befinden sich im erwerbsfähigen, 21 % im Kindes- und 15 % im Rentenalter. Von den Berufstätigen sind 48 % im Dienstleistungssektor und in der Verwaltung, 38 % in der Industrie und 14 % in der Landwirtschaft beschäftigt. Mangelnde Arbeitsmöglichkeiten und niedriger Lebensstandard sind die Ursachen für Landflucht und Auswanderung, besonders aus Süditalien. Etwa 5 Millionen Italiener arbeiten ständig oder befristet im Ausland, 2,4 Millionen Italiener sind arbeitslos. In Italien gibt es 600000 Analphabeten.

Natur - Oberfläche

Italien liegt im tertiären Faltengebirgsgürtel Europas und hat im Norden und Nordwesten Anteil an den Alpen, die Oberitalien bogenförmig umgeben (Mont Blanc 4 810 m an der französischen, Monte Rosa 4 633 m an der Schweizer Grenze). Daran schließt sich als Gebirgsrückgrat Mittel- und Unteritaliens der 1000 km lange Apennin an, der sich in Sizilien fortsetzt. Die Bruchzone an seinem Westrand ist mit vulkanischer Tätigkeit verbunden, die noch heute anhält (Vulkane: Ätna, Vesuv, Stromboli, Vulcano; Ausbrüche von Schwefeldampf und Kohlensäure; häufige Erdbeben); Sardinien und Elba sind Reste einer ins Meer abgesunkenen Gebirgsmasse (meist Granite und Gneise) mit kleinen Kohle- und Erzlagerstätten. Die dem Apennin aufgelagerten Sedimente (Mergel, Tone, Sande) sind arm an Bodenschätzen. Wenn Kalke diese Decke durchstoßen, treten auch schroffe, alpine Gebirgsformen auf (Abruzzen mit Gran Sasso d’Italia, 2 914 m). Aus dem Schutt der abgetragenen Gebirge haben die Flüsse Arno und Tiber junge Schwemmlandebenen gebildet. Die Poebene zwischen Apennin und Alpen (46000 km2) war im Quartär ein Golf der Adria und schiebt sich auch heute noch weiter ins Meer vor.

Klima

In Oberitalien ähnelt es dem Mitteleuropas. Der Frühling zieht jedoch früher ein, und die Sommer sind wärmer. Im Schutze der Alpen sind die Ufer der Seen am Alpenrand und die Riviera fast frostfreie Klimaoasen. Mittelmeerklima herrscht nur auf der eigentlichen Apenninhalbinsel, aber auch hier können relativ kalte Winter auftreten. Niederschläge gibt es in den Alpen zu jeder Jahreszeit. Die Oberitalienische Tiefebene und die südlichen Nachbargebiete haben 2 Regenzeiten (Frühjahr und Herbst), der weitere Süden kennt im Allgemeinen nur kurze Winterregen. In Mittel- und noch mehr in Unteritalien herrscht im Sommer viele Wochen Trockenheit bei wolkenlosem Himmel. Gewässer. Die Wasserführung der Flüsse ist schwankend. Außer dem Po mit seinen Nebenflüssen (gefürchtete Herbsthochwässer) haben noch Adige, Tiber, Arno und Piave Bedeutung. Der Po ist im Unterlauf als Dammfluss ausgebildet und eingedeicht. Die wichtigsten Seen sind neben den Alpenrandseen (Lago Maggiore, Corner See, Gardasee) Lago Trasimeno und Lago di Bolsena. Pflanzen- und Tierwelt. In Oberitalien gleicht die Vegetation etwa der Mitteleuropas. In Mittel- und Unteritalien bilden verschiedene Arten von Hartlaubgewächsen, die heute stark dezimiert sind, die ursprüngliche Vegetation. In höheren Lagen findet man Edelkastanien und mitteleuropäische Baumarten. Größere wildlebende Tiere kommen fast nur noch in den Naturparks der Alpen vor. Bodenschätze. Italien ist verhältnismäßig arm an Bodenschätzen. Es gibt Vorkommen von Erdöl, Erdgas, Eisen, Quecksilber, Mangan, Uran, Blei, Zink, Bauxit, ferner Marmor, Schwefel, Salz und Natursteinen.

Kunst

Anfänge und Kunst der antiken Sklaverei Gesellschaft etruskische Kunst, römische Kunst und frühchristliche Kunst. Die eigentlichen Anfänge der italienischen Kunst kommen erst in der Romanik zum Durchbruch, wobei spätantike Überlieferungen ebenso nachwirken wie frühchristlich-byzantinische Einflüsse und germanische Elemente. Erschwert wurde die Bildung eines nationalen Stils durch die politische Zersplitterung des Landes, deren Folge seine regional sehr ungleichmäßige Entwicklung war. Die romanische Baukunst übernahm von der frühchristlichen die querschifflose Basilika, den daneben freistehenden Kampanile (Glockenturm); bei Domen ist dieser Baugruppe das Baptisterium (Taufkirche) angeschlossen. Eine spezifische Bauschule entstand in der Lombardei (Mailand, Como, Verona, Pavia), daneben in der Toskana (Pisa, Lucca). In Mittelitalien (Rom) gab es keine bedeutenden Bauvorhaben, bemerkenswert ist die dekorative Bereicherung der altchristlichen Kirchen durch die Steinintarsien der Cosmaten. An byzantinischen Vorbildern orientiert blieben Venedig (S. Marco) sowie Sizilien und Unteritalien (Palermo, Monreale, Cefalü), wobei hier arabische und normannische Formengut einfloss. Die Plastik blieb baugebunden (Portale, Kanzeln); früh wurden einzelne Künstlerpersönlichkeiten fassbar (B. Antelami, in Parma tätig). Die erhaltenen Wandbilder und Mosaiken (Rom, Formis, Venedig, Sizilien), ausgehend von der byzantinischen Kunst, bezeugen ebenso wie die Buchmalerei den hohen Rang der Malerei. Früh fand das Tafelbild Verbreitung, besonders in Form bemalter Triumphkreuze in Pisa und Lucca. In der 2. Hälfte des 13. Jahrhundert erfüllte G. Cimabue die «Maniera greca» noch einmal mit innerer Größe, während Duccio di Buoninsegna zum neuen Wirklichkeitsbild der Gotik überleitete, in der die Künstlerpersönlichkeit in Italien endgültig aus der Anonymität tritt.

Die Gotik drang im 13. Jahrhundert von Frankreich in die Baukunst Italiens ein, allerdings vielfach reduziert und umgedeutet (Ordenskirchen und Dome in Fossanova, Assisi, Florenz, Mailand, Orvieto). Hauptbaumeister in Florenz war Arnolfo di Cambio. Bedeutende Leistungen wurden, schon seit der Romanik, auch im kommunalen Profanbau erreicht (Florenz: Palazzo Vecchio, Bargello; Siena: Palazzo Pubblico; Venedig: Dogenpalast). In der Plastik leitete N. Pisano im Zusammenhang mit der toskanischen Protorenaissance die großartige Blüte der italienischen Bildhauerkunst ein. Sein Sohn G. Pisano war Hauptmeister der gotischen Skulptur Italiens. Neben ihm ist A. Pisano hervorzuheben. besonders in Verona und Bologna entstanden Meisterwerke der Grabmalkunst. Einzigartig entfaltete sich um 1300 Wand- und Tafelmalerei des sogenannten Trecento. Florenz und Siena wurden die Zentren dieser Entwicklung. Der Florentiner Giotto, eigentlicher Begründer der italienischen Malerei, schuf mit seinem Hauptwerk, den Fresken der Arenakapelle in Padua, eine neue monumentale Bildsprache. T. und A. Gaddi, B. Daddi, A Orcagna folgten ihm nach. In Siena dominierte eine lyrische, gefühlsbetonte gotischen Malerei, deren Hauptvertreter, S. Martini, schulbildend für viele Maler war (L. Memmi, Bartolo di Fredi, Bama da Siena unter anderem). Neben ihm wirkten P. und A. Lorenzetti, die unter Giottos Einfluss standen.

Renaissance

Die in Italien zuerst einsetzende, zu höchsten Leistungen gesteigerte und weit ausstrahlende Periode der Renaissance war «die größte progressive Umwälzung, welche die Menschheit bis dahin erlebt hatte» (F. Engels). Die Blütezeit dieser für die Weltkultur außerordentlich bedeutsamen Epoche der «Entdeckung der Welt und des Menschen» vollzog sich über die Früh- bis zur Hochrenaissance in 2 großen Etappen. Die Frührenaissance des 15. Jahrhundert (Quattrocento), die sich, von Florenz ausgehend, auf der Grundlage der schnellen Entwicklung des Frühkapitalismus herausbildete, war die bahnbrechende Periode der Erfassung der Wirklichkeit mit Hilfe neuer künstlerischer Mittel (Perspektive, Proportionslehre, Akt- und Naturstudium, Kunsttheorie). Diese Entwicklung wurde gefordert durch die Rückbesinnung auf die jetzt als nationales Erbe empfundene Antike und die enge Verbindung, die Kunst und Wissenschaft im Zeitalter des Humanismus eingingen. Die Baukunst strebte in rigoroser Abwendung von der Gotik nach überschaubarer Gliederung, Regelmäßigkeit, Diesseitigkeit, Betonung von Horizontalen und ruhenden Flächen. Der Profanbau (vor allem Palastbauten) steht gleichberechtigt neben dem Sakralbau. Hauptbaumeister sind F. Brunelleschi, L. B. Alberti (führender Theoretiker der Frührenaissance), B. di Michelozzo, B. da Maiano, A. und G. da Sangallo, L. Laurana, F. di Giorgio. In der Plastik ist das systematische Natur- und Antikenstudium besonders deutlich. Die Bildhauer bemühten sich, den menschlichen Körper in kraftvoller Schönheit wiederzugeben. Weltliche Aufgaben (Bildnisse, Reiterstatuen) wurden immer bedeutungsvoller. Genialster Schöpfer ausdrucksstarker Formen in der Porträtbüste, dem Akt, dem Relief war Donatello, der die Plastik von der Architektur befreite. Neben und nach ihm wirkten Meister wie J. della Quercia, L. Ghiberti, L. della Robbia, A. Pollaiuolo, A. del Verrocchio, B. da Maiano, Desiderio da Settignano, Mino da Fiesole, P. Lombardi. In der Malerei wurden die religiösen Bildinhalte durch realistische Darstellungsformen verweltlicht. Die individualisierten Gestalten erscheinen oft im Zeitkostüm und bewegen sich in realen, nach den Gesetzen der Zentral- und Luftperspektive wiedergegebenen Räumen oder Landschaften, die den mittelalterlichen Goldgrund verdrängen. Gleichzeitig häufen sich profane Themen (Porträt, historische und mythologische Darstellungen, Allegorien). Fresko und Tafelmalerei stehen auf gleicher Höhe. Die zunehmende Subjektivierung der Kunst äußert sich auch in der Ausbreitung der Handzeichnung. Die starke Betonung des Zeichnerischen gehört überhaupt zum Wesen der Frührenaissancemalerei. Der entscheidende Wegbereiter war der Florentiner Masaccio. Weitere Hauptmeister waren A. Pisano, P. Uccello, A. del Castagno, D. Veneziano, Fra Angelico, Fra F. Lippi, P. della Francesca, A. del Pollaiuolo, D. Ghirlandaio, P. Perugino, L. Signorelli, Antonello da Messina, Gentile und Giovanni Bellini, V. Carpaccio, A. Mantegna, C. Tura, F. del Cossa, C. Crivelli. In der um 1500 ersetzenden Hochrenaissance konzentrierten sich alle künstlerischen Kräfte im päpstlichen Rom. Allein Venedig entwickelte sich davon unabhängig. Der Realismus des 15. Jahrhundert wurde von der Hochrenaissance weiterentwickelt und klassisch vollendet. Doch die Kunst hielt sich nur kurz auf dieser Höhe. Schon im 2. Viertel des 16. Jahrhundert folgte der Umschwung zum Manierismus. In der Baukunst wurde die Bewältigung von Baumassen und Axialität als Ziel angestrebt; der Zentralbau, in dem alle Kräfte ruhen, wurde zum Ideal. Davon ausgehend, entwarf D. Bramante den Neubau der Peterskirche in Rom, an dem viele Architekten des 16./17. Jahrhundert beteiligt waren, unter ihnen Raffael und besonders Michelangelo, der Schöpfer der Kuppel des gewaltigen Bauwerkes. Weitere Hauptbaumeister waren A. da Sangallo, B. Peruzzi, M. Sanmicheli, J. Sansovino. Bei G. Romano und G. Vasari (Begründer der Künstlerhistoriographie) zeigen sich bereits manieristische Züge. A. Palladio, der größte Baumeister und Architekturtheoretiker nach der Mitte des Jahrhunderts, begründete einen strengen Klassizismus, der bis ins 19. Jahrhundert als Gegenpol der Barockbaukunst fortwirkte. In der Plastik steht der Vielzahl der Künstler des Quattrocento allein die geniale Persönlichkeit Michelangelos gegenüber, von dessen kraftvoll verinnerlichtem Schaffen tiefgreifende Wirkungen ausgingen, die den Barock einleiteten und über ihn hinauswirkten. Zu seinen unmittelbaren Nachfolgern gehören: B. Bandinelli, G. della Porta, B. Ammanati. B. Cellini und Giovanni da Bologna unterliegen bereits dem Manierismus. Die Malerei der Hochrenaissance wurde von Leonardo da Vinci eingeleitet. Klare, ausgewogene Kompositionen vereinen sich mit harmonischer Menschendarstellungen und einer durchgeistigten Malweise, die die Zeichner. Spröde des Quattrocento überwand. Raffael führte das Streben nach idealer Schönheit, Ausgeglichenheit und feierl. Ruhe zu höchster Vollkommenheit. Das Fresko verlor, trotz überragender Leistungen Raffaels (Stanzen des Vatikans) und Michelangelos (Sixtinische Kapelle), allmählich seine Gleichstellung mit der Tafelmalerei. Weitere Hauptmeister waren Fra Bartolomeo, A. del Sarto, G. Romano, S. del Piombo, Correggio; als führender Kupferstecher galt M. Raimondi. In Venedig entwickelte sich eine unabhängige Malerschule mit Giorgione, Tizian, Palma Vecchio. Eine Blütezeit erlebten auch Kleinkunst und Kunsthandwerk im 15./16. Jahrhundert (Medaillen, Kleinplastik, Möbel, Goldschmiedekunst, Fayencen, venezianisches Glas).

Seit etwa 1520 bildete sich in Florenz und Parma (J. Pontormo, A Bronzino, Parmigianino) der Manierismus, ein durch politische Wirren, durch die Entwicklung von Gegenreformation und Absolutismus verursachter Krisenstil, heraus, der sich besonders eindringlich in der Malerei äußert. Hauptkennzeichen sind eine Abkehr von der Wirklichkeit, Neigung zu Spiritualismus, Deformation der Figuren und unruhig grelle Farbigkeit. In Venedig ragen die farbenprächtigen Gemälde P. Veronese und die durch das religiöse Pathos gekennzeichneten Werke Tintorettos heraus.

Der Barock, Stil der Gegenreformation und des Absolutismus, entwickelte sich aus den von der Renaissance geschaffenen Gegebenheiten. Doch an die Stelle von Würde und maßvoller Verhaltenheit treten leidenschaftliche Bewegung, erfindungsreiche Prachtentfaltung und eine Vielfalt malerischen-illusionistischen Formen. In der Baukunst, aber auch in der Plastik, zeigt sich dieser Wandel am entschiedensten. Dies gilt besonders für Rom, das einer repräsentativen und propagandistischen Kirchen- und Palastbaukunst bedurfte und der Architektur die meisten und großzügigsten Aufgaben stellte. Mit genialer Raumphantasie und Erfindungskraft schufen die Barockbaumeister dynamisch schwingende, plastisch gegliederte Innenräume, Fassaden und weiträumige Platzanlagen. L. Bemini, der bedeutendste Bildhauer und Architekt des 17. Jahrhundert, vollendete mit der Innen- und Vorplatzgestaltung die Peterskirche in Rom, nachdem zuvor C. Madema das riesige Langhaus und die Fassade anfügte. Weitere Baumeister waren G. Vignola (sein frühbarocker Bau II Gesu, mit der Fassade von G. della Porta, wurde Vorbild zahlreicher Barockkirchen), F. Borromini, C. Rainaldi, P. da Cortona. In Venedig wirkte B. Longhena, in Oberitalien G. Guarini und F. Juvarra, bei dem sich schon der Klassizismus ankündigte. Auch in der Plastik war Bemini der Hauptrepräsentant des Hochbarocks. Daneben stehen A. Algardi und F. Duquesnoy. Bedeutender Vertreter der klassizistischen Plastik war A. Canova. Im Kampf um die Überwindung des Manierismus trat um 1600 in der Malerei der Gegensatz zwischen Idealismus und Realismus zum ersten Mal offen zutage. Die idealistische Richtung sah in der aus dem Formengut der Hochrenaissance eklektizistisch auswählenden Malerei A. Carraccis ihr Leitbild. Die durchaus positiven Ziele seiner «Akademie» in Bologna bekamen unter den Verhältnissen der siegreichen Gegenreformation jedoch zwiespältigen Charakter und führten zu einer formalen, dekorativen Malerei. Dies wird besonders bei den zahlreichen Anhängern ersichtlich (G. Reni, Domenichino, Guercino). Bedeutungsvoller für die europäischen Malerei wurde die Gegenrichtung: der Naturalismus des M. da Caravaggio, mit dem spannungsgeladenen Helldunkel und den als Heilige verkleideten Volkstypen. Seine außerordentliche Wirkung erstreckte sich besonders auf den Norden Italiens. Nachfolger sind J. de Ribera, O. Gentileschi, D. Fetti, B. Strozzi. Illusionistische Wirkungen erzielte die Deckenmalerei (P. da Cortona, A. Pozzo).

Im 18. Jahrhundert erlebte die Malerei in Oberitalien durch G. M. Crespi und A. Magnasco, besonders aber in der geistreichen, sinnenfrohen Malerei Venedigs eine Spätblüte (G. Piazzetta, G. B. Tiepolo). G. B. Piranesi radierte architektonische Ansichten von Rom und bizarre Architekturphantasien und Bestandsaufnahmen antiker Ruinen. Das phantastische Element spiegelt sich auch wieder in den Bühnendekorationen der Familie Galli-Bibiena. Diesen Szenerien steht die venezianische Vedutenmalerei nahe, vertreten durch A. und B. Canaletto, F. Guardi. Ein Meister der Genremalerei ist P. Longhi. Der Klassizismus, der sich seit Mitte des 18. Jahrhundert entwickelte, hatte zwar neue Aufgaben wie Theater- und Museumsbauten gestellt (Museo Pio Clementino, seit 1774; Vatikan. Pinakothek, 1815; Etruskisches Museum, 1836; Ägyptisches Museum, 1839), doch insbesondere das 19. Jahrhundert unterlag weiterhin Stagnation und Eklektizismus, da tragende gesellschaftliche Kräfte fehlten und die politische Verhältnisse die Herausbildung einer neuen nationalen Kultur verhinderten. Vorhandene Ansätze aus dem 18. Jahrhundert wurden von Ausländern getragen (J. J. Winckelmann, A. M. Mengs, J. L. David).

19.und 20. Jahrhundert. Hervorzuheben sind die dem Impressionismus und Naturalismus verwandten Maler aus dem Kreis der «Macchiaioli» (Fleckenmaler) sowie G. Toma, G. Segantini oder G. Pellizza. Erst im 20. Jahrhundert jedoch errang die italienische Kunst wieder internationale Geltung. In der Baukunst setzte sich das funktionalistische Bauen, das A. Sant’Elia zuerst gefordert hatte, seit den 20er Jahren immer stärker durch. Es entstanden bedeutende Wohn-, Verkehrs-, Sport-, Kultur- und Industriebauten. Namhaftester Architekt ist P. L. Nervi. Die beachtliche Entwicklung der modernen Plastik leitete M. Rosso ein. Die bedeutendsten Bildhauer der Gegenwart sind M. Marini und G. Manzú; daneben M. Mascherini, E. Greco; Vertreter abstrakter Plastik sind Mirko, G. Pomodoro, A. Cascella. Die Gefährdung und Versehrtheit des Menschenbildes in der kapitalistischen Gesellschaft zeigen beklemmende, von der Pop-art beeinflusste Bildwerke von G. Vangi und R. Iandolo. Zur spätbürgerlichen Malerei leistete Italien um 1910 einen wesentlichen Beitrag mit dem Futurismus (U. Boccioni, G. Severini, G. Baila). Während des

1. Weltkrieges entstand die «Pittura metafisica» (G. de Chirico, C. Carrá), eine Vorstufe des Surrealismus. Dem französischen Fauvismus nahe stehen die Bildnisse und Akte A Modiglianis. Ein überlegener Meister des Stilllebens war G. Morandi. Gegen die neusachliche, bald in sterile Akademik und faschistische Gefolgschaft geratene Bewegung des «Novecento» (C. Carrá) richtete sich in den 30er Jahren die leidenschaftlich-phantastische Malerei des römischen Kreises um Scipione. Unter dem Einfluss der internationalen Kunst-Biennalen in Venedig wurden nach dem

2. Weltkrieg fast alle Spielarten der spätbürgerlichen Kunst aufgegriffen (G. Santomaso, E. Vedova, A. Burri unter anderem). Eine neue, die revolutionären Kämpfe unterstützende Kunst entstand aus der im 2. Weltkrieg gegründet Bewegung des «Realismo», die einen wichtigen Beitrag zur sozialistischen Weltkunst der Gegenwart leistete (R. Guttuso, A. Pizzinato, G. Zigaina, G. Mucchi). Große Bedeutung besitzt auch die zeitgenössische Graphik.

Literatur

Dichtung des Mittelalters. In Italien entwickelte sich erst im 13. Jahrhundert eine nicht in Latein, sondern in der Volkssprache verfasste Literatur. Die Vertreter der «Sizilianische Schule» am Hofe Friedrichs II. in Palermo knüpften an die höfliche-feudale Minnedichtung der Provence an. In Kanzonen und Sonetten behandelten sie die konventionellen Themen der Troubadourdichtung. Neben der Minnelyrik entstand in Oberitalien eine didaktische Dichtung religiöser Thematik, deren Verfasser meist Geistliche waren. Vertreter einer volkstümlichen geistlichen Lyrik in Mittelitalien sind Franz von Assisi und Jacopone da Todi. In der Toscana knüpften Guittone d’Arezzo und C. Davanzati an die sizilianischer Hofpoesie an, verliehen aber auch den politischen Auseinandersetzungen ihrer Zeit dichterischen Ausdruck. In Bologna wurde G. Guinizelli zum Begründer der von Dante Alighieri vollendeten neuen Art der Dichtung Dolce stil nuovo, die die Minnelyrik mit platonischen Ideen zu verbinden suchte. Humanismus und Renaissance. Im 14. Jahrhundert erreichte die italienische Literatur ihren ersten großen Höhepunkt mit der Gestaltung der gesellschaftlichen Widersprüche beim Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Epoche. Dante verlieh in seiner «Göttlichen Komödie» dem Weltbild des mittelalterlichen Menschen meisterhaft künstlerischen Ausdruck, doch finden sich bei ihm schon Ansätze humanistischen Geistes. Er trug entscheidend dazu bei, dass das Florentinische zur italienischen Schriftsprache wurde. Auf dem Gebiet der Lyrik wurde F. Petrarcas «Liederbuch» zum Vorbild der europäischen Dichtung, doch artete die Petrarca-Nachahmung bei vielen Epigonen in die Manier des Petrarkismus aus. G. Boccaccio schuf mit seinem realistischen-sinnenfreudigen «Decamerone» die Gattung der modernen Novelle. Die 1. Hälfte des 15. Jahrhundert ist die Blütezeit des italienischen Humanismus, der als nationale Bewegung entstand und entscheidend für den Durchbruch der Renaissance in ganz Europa wurde. Da sich die Humanisten vor allem der Erforschung und Nachahmung der Antike widmeten, wurde die Literatur in italienischer Sprache zurückgedrängt. Erst seit der Mitte des 15. Jahrhundert setzte sich das Italienische wieder stärker als Literatursprache durch, so in der Lyrik des Lorenzo Medici und A. Poliziano sowie in den Ritterepen von L. Pulci und M. M. Boiardo. Gegen Ende des 15. Jahrhundert entstand nach antikem Vorbild (Theokrit, Vergil) die wirklichkeitsferne Schäferpoesie, deren Hauptvertreter J. Sannazaro mit seinem Roman «Arcadia» ist. Die 1. Hälfte des 16. Jahrhundert, die Blütezeit der Renaissance, ist durch klassische Vollkommenheit der dichterischen Formen charakterisiert. L. Ariosto schuf mit seinem ironischen Epos «Der rasende Roland» die bedeutendste Dichtung dieser Epoche. N. Machiavelli, der mit «Mandragola» die beste Renaissancekomödie schrieb, forderte in seiner politischen Schrift «Der Fürst» für Italien einen absolutistischen Herrscher, der das zerrissene Land mit allen Mitteln zu einem Nationalstaat einen sollte. Das Idealbild des Renaissancemenschen, dessen körperliche, geistige und musische Fähigkeiten gleichmäßig entwickelt sind, zeichnete B. Castiglione in seinem Buch «Der Höfling». Eine realistische Schilderung der Zeit gab M. Bandello in seinen Novellen. Stark Sitten- und gesellschaftskritisch sind die Werke und Briefe P. Aretinos. Der einzige originelle Lyriker ist Michelangelo Buonarroti. Feudale Reaktion und Fremdherrschaft. Die 2. Hälfte des 16. Jahrhundert zeigt einen unter anderem durch die sich ausbreitende Gegenreformation und fortwirkende Fremdabhängigkeit bedingten Niedergang der Literatur. Die politische und geistige Unterdrückung zur Zeit der spanischen Herrschaft führte bei den Schriftsteilem zu Unsicherheit und Resignation oder zu formalistischen Virtuosentum. Vom Widerspruch zwischen Renaissancegeist und religiösen Skrupeln zeugt auch das Epos «Das befreite Jerusalem» von T. Tasso, dem bedeutendsten Dichter dieser Periode. Die Literatur des 17. Jahrhundert wurde vom Marinismus beherrscht, dem schwülstigen, barocken Stil der Nachahmer G. Marinos. Doch entstand in dieser Zeit auch die Commedia dell’arte, die volkstümliche Stegreifkomödie. Eine klare, ungekünstelte Prosa entwickelte sich unter dem Einfluss bedeutender Wissenschaftler (G. Bruno, G. Galilei, T. Campanella). In der 1. Hälfte des 18. Jahrhundert versuchte die 1690 in Rom gegründet literarische Akademie «Arcadia» ein Gegengewicht zum Marinismus zu schaffen, doch artete die Dichtung der Arkadier ebenfalls in Formalismus aus. Erst in der 2.Hälfte des 18. Jahrhundert nahm die Literatur unter dem Einfluss der europäischen Aufklärungsbewegung und der Französischen Revolution neuen Aufschwung. Durch die Behandlung nationaler und sozialer Fragen bereiteten die Schriftsteller ideologisch die als Risorgimento bezeichnete Bewegung des 19. Jahrhundert zur Erneuerung und Einigung Italiens vor. G. Parini prangerte in seinen «Oden» und der satirischen Dichtung «Der Tag» die Sittenlosigkeit des Adels an und ergriff Partei für das ausgebeutete Volk. V. Alfieri forderte mit seinen klassizistischen Tragödien zur nationalen Befreiung auf. C. Goldoni wurde mit seinen volksnahen Sitten- und Charakterkomödien, deren aufklärerisches Anliegen unverkennbar ist, zum Reformator des italienischen Theaters.

Das 19. Jahrhundert war gekennzeichnet durch den Kampf gegen die österreichische Fremdherrschaft, der mit der nationalen Befreiung und Einigung Italiens endete, aber keine Lösung der sozialen Probleme brachte. Vor allem unter dem Einfluss der englischen und deutschen Literatur entwickelte sich die romantische Dichtung, deren besonderer Charakter in der Betonung des nationalen Moments liegt (U. Foscolo, G. Berchet, S. Pellico). Demgegenüber treten pessimistische und irrationale Züge, die teilweise bei G. Leopardi dominieren, in den Hintergrund. A. Manzoni, der vielseitigste Vertreter der italienischen Romantik, erlangte durch seinen historischen Roman «Die Verlobten» Weltgeltung. Unter seinen Nachfolgern ragt Italien Nievo hervor, der in dem Roman «Bekenntnisse eines Achtzigjährigen» den Typ des für die Freiheit seines Vaterlandes kämpfenden Helden schuf. Nach der nationalen Einigung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert klang die Romantik aus; es entwickelte sich unter dem Einfluss des europäischen bürgerlichen kritischen Realismus und Naturalismus der Verismus. In den stark regional geprägten veristischen Romanen und Erzählungen wurden Schicksale und Leiden von Menschen aus den unteren sozialen Schichten gestaltet, ohne dass Auswege und revolutionäre Veränderungen angedeutet wurden. Zu den Veristen gehören neben G. Verga, dem bedeutendsten Vertreter, M. Serao, S. di Giacomo und G. Deledda. Die Lyrik dieses Zeitraums ist klassizistisch; Hauptvertreter sind G. Carducci und G. Pascoli.

20. Jahrhundert. Überbetonung der Form, Ästhetentum und aggressiver Nationalismus sind auch in Italien literarische Charakteristika einer bürgerlichen Krisensituation zu Beginn der imperialistischen Epoche. In der 1. Hälfte des 20. Jahrhundert erreichte die «dekadente» Literatur ihre stärkste Ausprägung bei G. d’Annunzio, der von den Faschisten als ideologischer Wegbereiter in Anspruch genommen wurde und vorübergehend großen Einfluss auf die westeuropäische Literatur ausübte. An den Verismus knüpfte L. Pirandello an, der in seinen Novellen und Dramen (besonders «Sechs Personen suchen einen Autor») die Gespaltenheit des Menschen in der spätbürgerlichen Gesellschaft gestaltete. Mit der subjektivistischen Ästhetik des Kulturphilosophen und Literaturkritikers B. Croce setzte sich A. Gramsci auseinander und gab in seinem Werk wichtige Anregungen für das künstlerische Schaffen. In der Zeit der faschistischen Diktatur nahmen zahlreiche Schriftsteller aktiv am Widerstandskampf teil, wurden verfolgt und verbannt. Mit der Gestaltung des Widerstandskampfes entstand nach 1945 eine relativ geschlossene Literatur mit progressivem sozialem und nationalem Gehalt, die einen Höhepunkt in der literarischen Entwicklung Italiens darstellt. Bedeutende Werke mit antifaschistischer Thematik schufen R. Viganö, C. Levi, C. Pavese, E. Vittorini, N. Ginzburg, C. Cassola und Italien Calvino, die alle der KP angehörten oder ihr nahe standen. Die herrschende literarische Richtung, die sich nach dem 2. Weltkrieg nach dem Vorbild von C. Alvaros Novellenband «Die Hirten vom Aspromonte» und E. Vittorinis «Gespräch in Sizilien» herausbildete, war der Neorealismus. Zu den Neorealisten, die das Leben der Besitzlosen in Stadt und Land schildern, gehören besonders L. Bartolini, F. Jovine, V. Pratolini und P. P. Pasolini. Einige dieser Autoren resignierten Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre, weil sich die an die Befreiung vom Faschismus geknüpften sozialen Hoffnungen nicht erfüllt hatten, und wandten sich der Gestaltung subjektiv-persönliche Probleme zu. Andererseits stand aber noch in den 60er Jahren die antifaschistische Thematik weiterhin im Mittelpunkt vieler Werke, unter anderem bei G. Bassani («Die Gärten der Finzi Contini»), G. Dessl («Das Lösegeld»), A. Benedetti («Die Mauern von Lucca»), B. Fenoglio («Eine Privatsache»). A. Moravia, einer der bedeutendsten und erfolgreichsten Erzähler nach dem 2. Weltkrieg, zeigt in seinen Romanen und Erzählungen den Wertzerfall in der spätbürgerlichen Gesellschaft. Die italienische Lyrik des 20. Jahrhundert entwickelte sich unter dem Einfluss der französischen Symbolisten. Die bedeutendsten Vertreter des Hermetismus sind G. Ungaretti, E. Montale und S. Quasimodo (in seinen Anfängen). Auf dem Gebiet der Dramatik setzte U. Betti die Tradition H. Ibsens und Pirandellos fort. Ein neues Volkstheater begründeten der Neapolitaner E. de Filippo mit seinen Komödien und Dario Fo mit seinen gesellschaftskritischen Farcen.

Musik

Vom Reichtum der alten Volksmusik ist nur wenig überliefert. Umfangreich sind hingegen die Zeugnisse liturgischer Musik der römischen Kirche. Diese frühe Kunst wurde gefestigt durch die Theoretiker A. M. S. Boethius und Cassiodor (6. Jahrhundert), durch die Fixierung des Gregorianischen Gesangs (7. Jahrhundert) sowie die Reform der Notenschrift (Guido von Arezzo, 11. Jahrhundert) und sicherte sich wesentlichen Einfluss auf die europäischen Musikentwicklung.

Ende des 13. Jahrhundert trat der einstimmige Gesang hinter mehrstimmige Musizierformen zurück, und in Wechselwirkung mit der Polyphonie der französischen Ars nova entwickelte sich eine hochstilisierte weltliche Liedkunst (Ballade, Caccia, Madrigal). Im 14 Jahrhundert: gelangte F. Landini zu europäischen Berühmtheit. Im 15./16. Jahrhundert entstanden unter dem Einfluss der Volksmusik neue Vokal- und Instrumentalformen (Frottola, Villanella, Canzonetta, Balletto unter anderem).

Mit Komponisten nördlicher Länder, insbesondere mit Vertretern der Frankoflämische Schule (J. Obrecht, H. Isaac, J. Desprez, A. Willaert waren zeitweise in Italien tätig), begann ein reger Kulturaustausch; das führte zu einer Bereicherung des musikalischen Ausdrucks, wie sie sich Ende des 16. Jahrhundert in den Madrigalen L. Marenzios, Gesualdo da Venosas und danach bei C. Monteverdi zeigt. Der Notendruck förderte die Entwicklung. Neben den bisher in Orgel- und Lautentabulaturen fixierten Werken dokumentieren nun durch Notendruck vervielfältigte Canzoni, Ricercari, Fantasien, Toccaten und so weiter eine hochentwickelte Instrumentalkunst für Orgel, Clavicembalo, Streich- und Blasinstrumente.

Innerhalb der Kirchenmusik setzte eine Differenzierung ein. In Rom führten Palestrina unter anderem die kontrapunktische Kunst in Messen, Motetten unter anderem zu einem Höhepunkt. In Venedig und Neapel schufen A. und G. Gabrieli mehrchörige Kirchenmusik, die zugleich den Ausgangspunkt zu einer selbständigen Orchester- und Kammermusik bildete. G. Gastoldi, 0. Vecchi unter anderem entwickelten hier auch ihre zum Teil volkstümlicher Villanellen, Madrigale und so weiter

Um 1600 setzte sich der monodisch-homophone Stil durch. Wesentlicher Anstoß dazu gab die Florentiner Camerata (Humanistenkreis von Dichtern, Musikern und Gelehrten in Florenz). Bei den Bemühungen um eine Wiedererweckung der antiken Tragödie entstanden hier die ersten Opern (1597 «Dafne» von J. Peri, 1600 «Euridice» von Peri beziehungsweise G. Caccini). Der neue Musikstil beeinflusste bald alle Musikformen. Die Oper wurde von C. Monteverdi zu einem ersten Höhepunkt geführt. Er verhalf ihr aus anfängliche aristokratische Enge zu umfassender öffentlicher Wirkung (1637 Eröffnung des ersten öffentlichen Opernhauses in Venedig). Im letzten Drittel des 17. Jahrhundert war die Opera seria voll ausgebildet, und ihre Hauptvertreter (A. Scarlatti, L. Vinci, L. Leo) beeinflussten auch die ausländischen Opernkomponisten. Ende des 17. Jahrhundert trat von Neapel und Rom aus die volkstümliche Opera buffa ihren Siegeszug an; ihre wichtigsten Komponisten im 18. Jahrhundert waren G. B. Pergolesi, N. Piccini, G. Paisiello, D. Cimarosa. Parallel zur Oper entwickelten sich im 17. Jahrhundert Kantate und Oratorium (G. Carissimi, A. Stradella).

In der Instrumentalmusik standen lange die Tasteninstrumente im Mittelpunkt (G. Frescobaldi). In der 2. Hälfte des 17. Jahrhundert wurde jedoch, von A. Corelli ausgehend und von der Geigenbaukunst (Amati, Stradivari, Guameri unter anderem) gefördert, die italienische Violin-Tradition begründet. A. Vivaldi, F. Veracini, G. Tartini, P. Locatelli unter anderem trugen zur weiteren Ausbildung selbständiger Instrumentalmusik (Solo- und Triosonate, Concerto grosso, Solokonzert, Ouvertüre, Suite) bei. Im 18. Jahrhundert hatten D. Scarlatti und M. Clementi Anteil an der Herausbildung der Klaviersonate; G. B. Sammartini entwickelte das Concerto grosso weiter, L. Boccherini die Form des Streichquartetts und -quintetts, G. B. Viotti und N. Paganini (dieser im 19. Jahrhundert) das Violinkonzert. Im 19. Jahrhundert steht die Opernkunst im Mittelpunkt. G. Rossini, dann die melodiösen Opern V. Beliinis und G. Donizettis, auch die Gesangskünste vieler italienischer Sänger begeisterten ganz Europa. Im Schaffen G. Verdis, dessen Frühwerke in engem Zusammenhang mit den nationalen Bestrebungen des Risorgimento stehen, offenbart sich eine ganz neue Qualität des Musikdramatischen. Ende des 19. Jahrhundert entstanden veristische Opern von R. Leoncavallo, P. Mascagni und U. Giordano. An diese knüpfte G. Puccini an und gelangte zu überzeugendem Realismus (Verismus). E. Wolf-Ferrari und F. Busoni wirkten zu Beginn des 20. Jahrhundert vornehmlich im Ausland. Eine Gruppe um 1880 geborener Komponisten (unter anderem O. Respighi, Italien Pizzetti, F. Malipiero, A. Casella) bemühte sich, die Instrumentaltradition neu zu beleben. zwischen 1910 und 1925 gingen von Italien die Experimente des Futurismus und die Theorien des Bruitismus («Lärmkunst») aus, ohne aber gültige Werke zu hinterlassen. Von der um 1900 geborenen Generation vermochte sich nur G. C. Menotti mit Kammeropern andauernd im Ausland durchzusetzen. Andere Komponisten, wie G. Petrassi, L. Dallapiccola, M. Peragallo, blieben, trotz humanistischer Orientierung, in ihrer Wirkung beschränkt. B. Madema, L. Berio unter anderem haben international beachtete, zum Teil sehr experimentelle Werke vorgelegt. L. Nono, L. Lombardi unter anderem ist es gelungen, in engem Kontakt zur Arbeiterklasse ihre Kunst progressiver Aussage nutzbar zu machen. Die Operntradition setzten in jüngster Zeit unter anderem N. Rota, F. Mannino, B. Bartolozzi fort.

Italiener

Aus Italien stammende Haushuhnrasse des Legetyps. Von der Vielzahl der Farbschläge hat der rebhuhnfarbige die größte Verbreitung gefunden. Die Tiere werden vorzugsweise in Kleinbetrieben gehalten.

Italienisch

Eine der aus dem Latein hervorgegangenen romanischen Sprachen. Unter den zahlreichen italienischen Dialekten hat sich auf Grund der ökonomischen und kulturellen Vormachtstellung von Florenz ab 13. Jahrhundert das Toskanische zur Nationalsprache entwickelt. Italienisch wird auch in Teilen der Schweiz sowie auf Korsika gesprochen.

Italienischer Kilometer

Bahnradsport gemeinsames Zeitfahren zweier Partner. Gibt der anfangs führende seine Position auf, muss er ausscheiden und der verbleibende Partner bestreitet das Rennen bis zum Ende allein.

Italienisches Jagdrennen

Bahnradsport Disziplin, bei der zahlenmäßig gleichstarke Mannschaften in gleichen Abständen voneinander starten. Jeder Fahrer führt eine Runde und scheidet dann aus. Die Länge des Rennens ist abhängig von der Mitgliederzahl der Mannschaften, eingeholte Mannschaften scheiden aus.

Italienisch-Türkischer Krieg

Aggressionskrieg des italienischen Imperialismus um neue Kolonien; ausgelöst durch die Annexion Tripolitaniens und der Cyrenaika durch Italien (1911), welches beide zur Kolonie Libyen vereinigte. Entgegen den Bestimmungen des Friedens von Ouchy vom 18.10.1912 behielt es auch den im April 1912 besetzten Dodekanes, den es erst im Frieden von Sèvres (1920) de jure zugesprochen bekam. Arabische Partisanen leisteten in der Nähe der Oasen bis Anfang der 30er Jahre Widerstand.

Italiker

Indoeuropäische Stämme, die im 2. Jahrtausend vor Christus nach Mittel- und Süditalien erwanderten, unter anderem Latiner, Sabiner, Osker, Samniten; wurden bis Mitte des 3. Jahrhundert vor Christus von den Römern unterworfen.