Islam

Islam: (arabisch, «Hingabe (an Gott)») im 7. Jahrhundert von Muhammad im Zusammenhang mit der politischen Einigung der arabischen Stämme geschaffene Religion, hervorgegangen aus arabischen, jüdischen und christlichen Elementen. Die Anhänger des Islam nennen sich Muslime (Moslems, persisch Muselmanen), das heißt «Gottergebene». Heilige Schrift und Glaubensgrundlage ist der Koran, dazu tritt die Sunna («Brauch»), die aus Berichten über Worte und Taten Muhammads und der Urgemeinde besteht. Der Islam ist ein strenger Monotheismus, das heißt Allah ist der einzige, unbedingten Gehorsam fordernde Gott, der in absoluter Allmacht die Geschicke des Menschen und der Welt bestimmt (Kismet). Der Prophet des Islam ist Muhammad. Zu den Grundpflichten des Muslims gehören das fünfmalige tägliche Gebet, das Almosengeben, Fasten (Ramadan) und die Pilgerreise nach Mekka. Der Kult ist bildlos. Ein Priesterstand fehlt, seine Stelle nimmt der Schrift- und Rechtsgelehrte ein. Im Streit um die Nachfolge Muhammads spaltete sich die Gemeinde in Sunniten und Schiiten. Der Islam breitete sich im 7. Jahrhundert über Syrien, Persien und Ägypten aus, im 8. Jahrhundert über Nordafrika bis nach Spanien (bis 1492), seit 1000 in Indien, im 11. Jahrhundert über Kleinasien, nach der Eroberung Konstantinopels (1453) bis ins 19. Jahrhundert über Südosteuropa, ferner bis Turkestan, Indonesien und über weite Teile Afrikas.

Islamische Kunst: Wichtigste Grundlage der islamische Kunst ist der Islam. Von der Arabischen Halbinsel ausgehend, wurden zahlreiche Völkerschaften Träger dieser Kultur, vor allem die arabische, iranische, mongolische und türkische Kunst wurden vom Islam geprägt. Die unter Einbeziehung vorhandener Traditionen (spätantike, byzantinische, persisch-sassanidische, indische) beziehungsweise durch Auseinandersetzung mit ihnen neu entwickelten Kunstformen zeigen trotz geographischer Weiträumigkeit (Spanien bis Indien, Mittelasien bis Afrika) ähnliche Tendenzen. Gemeinsame Merkmale, bedingt durch gleichartige künstlerische Aufgaben, sind: starker Hang zur Abstraktion, der sich vor allem in Dekoration und Schrift zeigt, ausgewogenes ästhetisches Empfinden, hoher Stand des technischen Könnens und der Präzision im Handwerk, ausgeprägter Erfindungsreichtum und intensiver Austausch künstlerischer Stilformen. Die Berufung von Architekten, Künstlern und Kunsthandwerkern aus vielen Teilen der beherrschten Reiche begünstigte diese Entwicklung und steigerte die Produktivität. Architektur. Während im Wohnbau lokale Traditionen vorherrschen, setzen sich neue Ideen in großen Bauaufgaben durch: Moschee, Medrese, Grabmal (Türbe, Kuppelmausoleum), Befestigungsanlagen, Paläste und Gärten, Bäder, Krankenhäuser (Muristan), Rasthäuser (Karawansereien) in Städten und an Landstraßen, Brücken. Diese Bauwerke sind durch klare, übersichtliche Anlagen mit ausgewogenen Proportionen gekennzeichnet. Höchste Vollendung erreicht die Baukunst in den Wölbungsformen (Kuppel, Iwan, Portal) mit teilweise kompliziertem Schmuckwerk (Zellentreppen- und Stalaktitengewölbe). Als Baumaterial dienen Stein, Ziegel, Lehm. Die Baudekoration bilden Steinmetzarbeit, Ziegelomamentik, farbig glasierte Fliesen und Fayencemosaik, auch Steinintarsien, im Innenraum Reliefs und Stalaktit Werk (Stuck, Holz, Keramik), hölzernes Kassettenwerk und Fliesendekoration. Das Vermeiden bildlicher Darstellungen von Lebewesen im sakralen Bereich führte zur Vorherrschaft von Ornament und Schrift als schmückende Elemente in Architektur und Kunsthandwerk (geometrische Muster, Flechtband, Arabeske, florales Dekor, kufisches Schriftduktus in verschiedenen Varianten). In der Buchkunst gilt das gleichfalls für die Koran-Illustrationen; wissenschaftliche, historische, literarische Werke werden aber oftmals mit farblich und szenisch reichen Miniaturen geschmückt, die zu den kostbarsten Zeugnissen der islamischen Kunst gehören (Bagdader Schule, iranischer, türk, und indischer Miniaturen). Höchstleistungen bringt das islamische Kunsthandwerk hervor; seine hervorragenden Erzeugnisse waren seit dem frühen Mittelalter in Europa begehrt. Berühmt sind Knüpfteppiche, Brokat- und Seidenweberei, tauschierte Metallarbeiten, Waffen, Glas- und Keramikwaren, Bergkristallarbeiten (Hedwigs Gläser), Holz- und Elfenbeinschnitzerei, Lederarbeiten (zum Beispiel Bucheinbände). Der Stilwandel zwischen den einzelnen Epochen erklärt sich aus den unterschiedlichen politisch-ökonomischen Verhältnissen unter den jeweils aufsteigenden Herrscherdynastien mit ihren Kulturzentren, der geographischen Verlagerung der Schwerpunkte der Kunstentwicklung und der Bestimmung des künstlerischen Inhalts durch den Auftraggeber: Omaijaden (661/750 Damaskus), Abbasiden (750/1258, Bagdad und Samarra), Fatimiden (969/1171) und Mamluken (1250/1517) in Ägypten, Seldschuken (1055/13. Jahrhundert) in Iran und Kleinasien, Mongolen und Timuriden (Anfang 13./Anfang 16. Jahrhundert) in Iran und Mittelasien, Mauren (12./16. Jahrhundert) in Spanien und Nordafrika, Osmanen (14./20. Jahrhundert) in Kleinasien (später Syrien, Teile Nordafrikas, Balkangebiete), Safawiden (1502/1736) in Iran, Moguln (1526/1838) in Indien. Nach dem Niedergang der spätislamischen Großreiche im 18./19. Jahrhundert bleibt eine qualitätvolle Volkskunst erhalten, die die nationalen Eigenheiten bewahrt und die Kunstäußerungen der Gegenwart beeinflusst.