Impressionismus

Impressionismus: stilistisch weitgehend einheitliche Kunstrichtung vor allem in Malerei und Graphik sowie Musik und Literatur im letzten Drittel des 19. Jahrhundert, ausgehend von Frankreich. Der Impressionismus entstand als Reaktion vorwiegend kleinbürgerlich-intellektueller Schichten auf den Übergang vom vormonopolistischen Kapitalismus zum Imperialismus, dessen sozialökonomisches und politisches Wesen jedoch nicht durchschaut wurde. Die Impressionisten vermieden Themen gesellschaftskritische oder direkt politische Tendenz und wandten sich einer landschaftsbezogenen Wahrnehmung der Wirklichkeit zu. Auf Grund eines lebensbejahenden, humanistische Wirklichkeitsverhältnisses brachte der Impressionismus aber Kunstwerke von bleibender Schönheit und Wahrheit hervor, erweiterte besonders in der Malerei die Gestaltungsmöglichkeiten und entwickelte im Streben nach Naturwahrheit und künstlerische Unmittelbarkeit neue Möglichkeiten des bürgerlichen Realismus. Die Überbetonung des Formalen lenkte in subjektivistischen Bahnen und bereitete dem Modernismus spätbürgerlicher Kunst den Boden. In der bildenden Kunst entwickelte sich der Impressionismus als Stilrichtung der Malerei und Graphik im letzten Drittel des 19. Jahrhundert in Frankreich. Er entstand als Bewegung gegen die erstarrten Kunstlehren des bürgerlichen Akademismus und als Reaktion auf die Ateliermalerei mit ihrer Dunkeltonigkeit sowie der Überbewertung des Inhaltlichen im Historien- und Genrebild. Der Impressionismus erfasst das Naturvorbild in seiner sich ständig verändernden, natürlichen Einheit. Bestimmte Eindrücke werden in ihrer Zufälligkeit und Augenblicklichkeit festgehalten, wobei atmosphärische Wirkungen, das Zusammenspiel von Licht und Luft, eine besondere Rolle spielen. Mit skizzenhaft lockerem Pinselstrich wird die Wiedergabe eines jeweils flüchtigen Moments angestrebt; Lokalfarben, festbegrenzte Flächen und Linien werden dabei aufgegeben. Der Impressionismus führt vor allem die realistischen Bestrebungen der Schule von Barbizon und der Freilichtmalerei, aber auch der intimen Landschaftsmalerei von J. Constable und W. Turner weiter. Indem er bemüht ist, den Gegenstand im farbigen Reichtum natürliche Beleuchtung wiederzugeben, wird der dunkle Atelierton durch eine aufgehellte Palette verdrängt. Dunkle Farben werden vermieden und selbst Schatten erscheinen als farbige Reflexe. Um die Farben in ihrer Reinheit nicht zu beeinträchtigen, werden sie ungebrochen-rein auf den Malgrund aufgetragen. Durch die optische Mischung im Auge des Betrachters soll sich dann der farbliche Gesamtklang ergeben, ein Prinzip, das in der Übersteigerung im Divisionismus seinen Niederschlag fand. Hauptvertreter in Frankreich sind E. Manet, C. Monet, C. Pissarro, A Renoir und A. Sisley; in Deutschland M. Liebermann, M. Slevogt, L. Corinth und R. Sterl. In der Plastik führten impressionistische Tendenzen zu einer malerisch weichen Modellierung der Oberfläche, die ein lebhaftes Spiel von Licht und Schatten ermöglicht (A Rodin, C. Meunier). In der Literatur ist der Impressionismus eine vom Naturalismus ausgehende, zum Expressionismus führende Strömung (1890/1910), die vom Impressionismus in der Malerei beeinflusst war; er bereicherte die künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten, besonders in der Lyrik, durch feinfühlige sprachliche Gestaltung subjektiver Sinneseindrücke, seelische Regungen sowie momentaner Erscheinungen der Wirklichkeit. In den Werken seiner Vertreter (D. Liliencron, H. von Hofmannsthal, R M. Rilke, A. Schnitzler, M. Dauthendey, P. Hille unter anderem) herrschen teils romantisch-subjektivistische, teils realistische Tendenzen vor. Auch die Musik nahm, zuerst in Frankreich, Anregungen von der Malerei auf. Charakteristisch wurden tonmalerisch vielfältig differenzierte Naturschilderungen, Vorliebe für klangliche Exotismen (Gamelan Orchester, fremdartige Tonleitern), Klänge mittelalterlicher Musik unter anderem Bevorzugt eingesetzt wurden reizvolle musikalische Gestaltungselemente, wie Differenzierung der Klangfarbe der Instrumente und des Orchesters, überraschende Instrumentationseffekte, übermäßige Dreiklänge, Ganztonleiter und Quarten Akkorde, frei schwebende Motivik, Verflüchtigung der melodischen Linie, ostinate Rhythmen, zuweilen orgiastischen Steigerungen. Hauptvertreter waren C. Debussy, M. Ravel, M. de Falla; Blütezeit zwischen 1890 und 1915.