Humus

Humus: (lateinisch, «Erde», «Boden») Gesamtheit der im Boden befindliche abgestorbene organische Substanz, die durch biologische und chemische Vorgänge einer ständigen Umwandlung unterworfen ist. Bei den biochemischen Vorgängen der Humusbildung (Humifizierung) wirken Mikroorganismen und Bodentiere in komplexer Weise. Nach dem Stoffcharakter unterscheidet man Huminstoffe und Nicht-Huminstoffe. Nährhumus(hauptsächlich Nicht-Huminstoffe) ist biologisch leicht angreifbar. Dauerhumus (Huminstoffe) verbessert durch Kopplung mit Tonteilchen (organo-mineralische Komplexe) die physikalischen und chemischen Bodeneigenschaften. Außerdem klassifiziert man die Humusauflage von Waldböden nach Humusformen in Rohhumus, Moder und Mull. Die ungünstigste Humusform ist der Rohhumus. Dem Humus kommen im Boden wichtige Funktionen zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit zu. Neben physikalisch-bodenverbessernder Wirkung ist sein Nährstofftransformations- und -speicherungsvermögen (auch für Wasser) von großer Bedeutung.

Humusakkumulation: Anreicherung der im Boden vorhandenen Humusmenge im Allgemeinen auf mehr als 1 %; charakteristischer Prozess für A-Horizonte. Ackerkrumen von Mineralböden haben im Mittel 1,5 bis 4 %, A-Horizonte von Waldböden bis 15 % Humus. Böden mit starker Humusakkumulation sind Schwarzerden, Schwarz- und Staugleye, Gleye, Anmoore und Moore.

Humusbedarf: Menge an organischer Substanz, die zur Aufrechterhaltung des naturgegebenen Humusspiegels im Boden und damit zur Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit erforderlich ist. In Ackerböden liegt er bei etwa 15 bis 20 dt Trockenmasse je Hektar und Jahr.

Humusbilanzierung: Berechnung des Humusbedarfs der Böden unter Berücksichtigung des Gehalts an abbaufähigem und nicht abbaufähigem Humus im Boden, der Menge des jährlichen Zugangs an organischen Stoffen und von Koeffizienten für die Zersetzungsbedingungen.

Humusdünger: zusammenfassende Bezeichnung für alle Dünger, durch die organische Substanz in den Boden gebracht wird, zum Beispiel Stalldung, Kompost, Stroh, Gründünger.

Humuskohle: Kohlengestein, das aus pflanzlichen Substanzen (Torf) durch Inkohlung von Zellulose und Lignin entstanden ist; dagegen bildet sich die Bitumenkohle vorwiegend aus Harzen und Wachsen.

Humusmehrer: Kulturpflanzen, die dem Boden viel Ernterückstände, insbesondere Wurzelmasse hinterlassen (zum Beispiel Luzerne, Klee, Gräser).

Humustheorie: von A. D. Thaer aufgestellte Theorie, die besagt, dass der Humus von der Pflanze unmittelbar aufgenommen und zur Neubildung organischer Substanz verwendet werden kann; wurde durch die Mineralstofftheorie von J. von Liebig 1840 widerlegt.

Humuswirtschaft: Gesamtheit aller Maßnahmen zur Gewinnung, Pflege und Nutzung von organischen Stoffen zur Humusversorgung der Böden. Die Humuswirtschaft ist eine wesentliche Voraussetzung zum Wirken aller Intensivierungsfaktoren.

Humuszehrer: Kulturpflanzen, bei deren Anbau mehr organische Substanz im Boden abgebaut als ihm durch Ernterückstände zugeführt wird; zum Beispiel Hackfrüchte.