Humanismus

Humanismus: Streben nach Menschlichkeit (Humanität) und menschenwürdiger Daseinsgestaltung; Gesamtheit jener Ideen und Bewegungen in der Geschichte der Menschheit, die von der Bildungs- und Entwicklungsfähigkeit des Menschen, von der Achtung seiner Würde und Persönlichkeit ausgehen und auf die allseitige Ausbildung und freie Betätigung seiner schöpferischen Kräfte sowie auf die Höherentwicklung der menschlichen Gesellschaft gerichtet sind; beruhen auf den jeweiligen konkreten historischen Bedingungen einer Gesellschaftsformation und sind wesentlich durch die Interessen und Bedürfnisse der Klassen geprägt. Gemeinsame Grundgedanken verbinden alle Formen des Humanismus miteinander. ursprünglich bezeichnet Humanismus die frühbürgerliche geistig kulturelle Bewegung in der Renaissance (14./16. Jahrhundert), die sich auf der ökonomischen Grundlage frühkapitalistische Produktionsverhältnisse entwickelte. Der frühbürgerliche Humanismus wandte sich gegen die geistige Vorherrschaft der Scholastik, gegen die Macht der Kirche sowie gegen feudale Privilegien und stellte den Menschen als lebensbejahende, diesseitsbezogene und vernunftbegabte freie Persönlichkeit in den Mittelpunkt. Er blieb im Wesentlichen auf einen Kreis von Gebildeten beschränkt; seine Vertreter (Dante Alighieri, F. Petrarca, G. Boccaccio, G. Pico della Mirandola, F. Rabelais, U. -von Hutten, J. Reuchlin, Erasmus von Rotterdam, S. Franck, T. More unter anderem) sahen im antiken Bildungsideal (philosophisch-wissenschaftlich einschließlich mathematischer und künstlerisch-ästhetischer Bildung, Gymnastik, Wettkämpfe, Redekunst, sittliche Erziehung, staatsbürgerliche Kenntnisse und öffentlicher Dienst für die Polis) die Verkörperung der freien, entfalteten Persönlichkeit und des wahren Menschentums. Sie erstrebten die Wiederbelebung, Erforschung und Pflege antiker Sprachen, Literatur, Kunst und Kultur. Im 17. und 18. Jahrhundert erfuhr der Humanismus mit der ökonomischen, politischen und kulturellen Erstarkung des Bürgertums Erneuerung in der Aufklärung, im utopischen Sozialismus und im sogenannt klassischen Humanismus (deutsche Philosophie, Literatur und Kunst). Seine Vertreter (J. Locke, B. Spinoza, G. W. Leibniz, Voltaire, D. Diderot, C. A. Helvetius, P. T. d’Holbach; G. B. de Mably, Morelly, J. Meslier; J. Winckelmann, I. Kant, J. G. Fichte, G. W. F. Hegel, L. Feuerbach, G. E. Lessing, G. Herder, J. W. Goethe, F. Schiller, W. von Humboldt unter anderem) stellten Freiheit, Recht und Würde des Menschen sowie soziale Gleichheitsforderungen in den Mittelpunkt menschlichen Strebens. Ihre Vorstellungen konnten unter halbfeudalen und kapitalistischen Verhältnissen nicht verwirklicht werden. Der konsequente, umfassende und reale Charakter des sozialistischen Humanismus ergibt sich daraus, dass er untrennbar mit der historischen Mission der Arbeiterklasse als Schöpfer der von Ausbeutung und Unterdrückung freien sozialistischen Gesellschaft verbunden ist und auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Marxismus-Leninismus beruht; er ist frei von jeglichen Zügen eines Utopismus. Die Arbeiterklasse kann ihre eigene Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung nur erreichen, indem sie die Bedingungen aller Ausbeutung und der Existenz von Klassen überhaupt aufhebt und durch den Aufbau des Sozialismus und Kommunismus jene Ökonom Gesellschaftsformation schafft, «die mit dem größten Aufschwung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit die allseitigste Entwicklung des Menschen sichert» (Marx). Seit der Großen sozialistischen Oktoberrevolution ist der sozialistische Humanismus nicht mehr nur Theorie, sondern zugleich geschichtliche Realität. Er verkörpert sich in den Errungenschaften und Werten der sozialistischen Gesellschaftsordnung in den sozialistischen Staaten und realisiert sich in der schöpferischen Arbeit der Werktätigen dieser Länder zur Gestaltung und zum weiteren Ausbau der entwickelten sozialistische Gesellschaft ebenso wie in der Politik der friedlichen Koexistenz der Sowjetunion und der sozialistischen Länder und der umfassenden Unterstützung des Kampfes der nach Befreiung von imperialistischer Herrschaft strebenden Völker.

Humanistische Psychologie: Strömung der bürgerlichen Psychologie, die, ohne die Schranken bürgerlichen idealistischen Gesellschafts- und Lebensauffassungen überwinden zu können, der wachsenden Entfremdung und geistig-moralischen Verkrüppelung der Persönlichkeit im Imperialismus vor allem mit praktisch-therapeutischen Mitteln entgegenzuwirken sucht.

Human: (lateinisch) menschlich; menschenfreundlich. Humangenetik: Erblehre des Menschen. Sie hat die Aufgabe, den erblichen Anteil an der körperlichen und psychischen Variabilität des Menschen zu erkennen und zu analysieren. Methodisch bedient sich die Humane der Zwillings- und Familienforschung sowie der Populationsuntersuchung. Die Humanität hat unter anderem für das Verständnis zahlreicher Krankheitsursachen, die Erbprognose in der Eheberatung, den Vaterschaftsnachweis bei fraglicher oder unbekannter Vaterschaft und die Eiigkeitsdiagnose von Zwillingen eine wesentliche praktische Bedeutung erlangt.