Hethiter

Hethiter, Hettiter: altorientalisches Volk, zu Anfang des 2. Jahrtausend vor Christus vom Kaukasus oder von der unteren Donau in das östliche Kleinasien eingewandert. Die Hethiter gründeten um 1600 vor Christus das althethitische Großreich. Die Blütezeit des neuhethitischen Großreiches lag im 14. Jahrhundert vor Christus Um 1200 vor Christus zerfiel das Reich unter dem Ansturm von Stämmen aus dem südlichen und westlichen Anatolien (Kleinasien). Östlich und südlich des Kernlandes Chatti existierten noch bis ins 8. Jahrhundert vor Christus mehrere hethitischer Königreiche. Das letzte davon, Karkemisch, wurde 717 vor Christus vom Assyrerkönig Sargon II. erobert. Die Hethiter betrieben vorwiegend Viehzucht, aber auch Erzbergbau und -Verarbeitung (Silber, Kupfer, Eisen).

Hethitisch, Keilschrifthethitisch: bedeutendste anatolische Sprache, am frühesten fixierte indoeuropäische Sprache (seit 18. Jahrhundert vor Christus). Die hethitische Keilschrift entstammt einer altakkadischen Keilschriftform. 1915 wurde das Hethitisch von B. Hrozn dechiffriert und sein indoeuropäischen Charakter bewiesen. Es besitzt auf Grund sehr altertümlicher Züge große Bedeutung für die Indoeuropäistik.

Hethitische Kunst: Die hethitische Kunst entwickelte sich aus älterer kleinasiatischen Kunst unter nordsyrischen und mesopotamischen Einflüssen zu einer Blüte der monumentalen Steinarchitektur (Kult- und Profanbauten, Felsheiligtümer). Nach dem Zerfall des Hethiterreiches (um 1200 vor Christus) lebte die hethitische Tradition in der syro-hethitische Kunst (Teil Halaf) weiter und beeinflusste auch die assyrische und griechische Kunst.

Hethitische Literatur: im weiteren Sinne die gesamte schriftliche Überlieferung in hethitische Sprache und in babylonischer Keilschrift aus dem 12./7. Jahrhundert vor Christus. Die auf Tontafeln geschriebenen Texte wurden in Anatolien, Nordsyrien und Ägypten (Amama) entdeckt; Hauptfundort ist Hattuscha. Die bisher etwa 20000 Tontafeln und Tafelfragmente enthalten politische, administrative, juristische sowie vor allem religiös-kultischen Texte. im engeren Sinne gehören zur hethitischen Literatur insbesondere die Geschichtsschreibung (Annalen, historische Einleitungen von Staatsverträgen, Biographien und so weiter) und historische Erzählungen, Gebete, Hymnen, Mythen und Epen. In der hethitischen Literatur wurden teils anatolische Überlieferungen formuliert, teils fremde (babylonische, hurritische, syrische) Traditionen nachgezeichnet. Die besondere Leistung der hethitischen Literatur liegt auf dem Gebiet der Historiographie, die eine klare Gliederung und einen lebendigen Erzählstil entwickelte, sowie in der Ausformung der anatolische Mythen vom verschwundenen Gott (Telipinu Mythos) und dem Drachenkampf (Illuyanka-Mythos), ferner einiger Erzählungen (Appu-Erzählung, Keschsche-Erzählung, Ullikummi-Epos). Unter den in Bogazköy entdeckten babylonischen Literaturwerken ist insbesondere das Gilgamesch-Epos hervorzuheben.