Herz

Herz: Cor, Cardia: Anatomie - im Brustraum über dem Zwerchfell und zwischen beiden Lungen liegendes muskulöses Hohlorgan, das durch Zusammenziehen (Systole) beziehungsweise Erschlaffen (Diastole) und die Funktion der Herzklappen für den Blutumlauf verantwortlich ist. Bei Säugetieren und dem Menschen besteht das Herz aus 4 Hohlräumen: 2 Herzvorhöfen (Atrien) und 2 Herzkammern (Ventrikel). In den rechten Vorhof münden die obere und die untere Hohlvene, die das venöse Blut aus dem Körper zum Herz zurückführen, sowie die Herzkranzvene ein; aus der rechten Herzkammer entspringt die Lungenarterie, die das venöse Blut zur Lunge leitet. In den Lungenvenen fließt das sauerstoffreiche Blut von den Lungen zum Herz und gelangt in den linken Herzvorhof. An der linken Herzkammer beginnt die Aorta, durch die das Blut zu den einzelnen Körperregionen beziehungsweise den Organen transportiert wird; die Blutversorgung des Herz selbst übernehmen die Herzkranzgefäße (Koronararterien). Die Hohlräume sind von der Herzinnenhaut (Endokard) ausgekleidet, außen wird das Herz vom Herzbeutel (Perikard) umhüllt. zwischen Herzvorhöfen und Herzkammern befinden sich die Segelklappen, am Beginn der aus den Herzkammern entspringenden Gefäße die Taschenklappen; sie verhindern jeweils den Rückstrom des Blutes. Die Tätigkeit der Herzmuskulatur (Myokard) wird vom Erregungsleitungssystem gesteuert.

Herzbeutel, Perikard: aus innerem und äußerem Teil bestehende Umhüllung des Herzens; zwischen beiden Teilen befindet sich ein mit Flüssigkeit gefüllter Spalt.

Herzbeuteltamponade: Ansammlung größerer Mengen von Blut oder entzündliche Flüssigkeit im geschlossenen Herzbeutel durch Verletzungen oder als Folge eines Myokardinfarktes.

Herzchirurgie: Spezialfach der Chirurgie; operative Behandlung angeborener oder erworbener Herzfehler und der Erkrankungen der Herzkranzgefäße. Herzchirurgie wird durch das Anwenden der Herz-Lungen-Maschine und moderner Narkoseverfahren ermöglicht.

Herzfrequenz: Anzahl der Herzschläge je Minute; beim Erwachsenen 60 bis 70 in körperlicher Ruhe, 100 bei mittelschwerer Belastung, 150 und mehr bei schwerer Belastung. Bei Höchstleistungen werden Werte um 200 erreicht. Die Herzfrequenz beim Pferd beträgt 20 bis 70, beim Sperling 700 bis 850.

Herzgeräusche: von den «Herztönen» abweichende, als Folge von Wirbelbildungen im strömenden Herzblut entstehende Schallphänomene («Strömungsgeräusche»), die unter anderem bei Herzklappenfehlern auftreten können.

Herzinsuffizienz: Herzmuskelschwäche; Missverhältnis zwischen Förderleistung des Herzens und Bedarf des Organismus; verursacht zum Beispiel durch arteriosklerotische (ischämische) Herzkrankheit, Bluthochdruck, Herzklappenfehler und Herzmuskelentzündung. Kennzeichen sind Leistungsminderung, nächtliche Harnflut, Atemnot, Leberschwellung, Beinschwellungen.

Herzkatheterismus: Einführen von Spezialkathetern und beziehungsweise oder Elektroden über eine Vene und beziehungsweise oder Arterie in die Herzhöhlen oder Herzkranzgefäße zur Diagnostik von Herzmuskel- und Herzklappenfehlern, Durchblutungsstörungen sowie Reizbildungs- und Erregungsleitungsstörungen des Herzens. Durch Kontrastmittelanwendung werden Herzhöhlen und Herzkranzgefäße einschließlich Krankhafter Veränderungen röntgenologisch dargestellt, es werden Saueistoffkonzentrationen im Blut und die Drücke im Herzen registriert. Zunächst war der Herzkatheterismus eine ausschließlich diagnostische Methode zur Feststellung der Operationsmöglichkeiten. Inzwischen dient er zunehmend unmittelbarer Behandlung, zum Beispiel zur Auflösung von Blutgerinnseln oder zur Erweiterung örtlich begrenzter Einengungen der Herzkranzgefäße.

Herzklappenfehler: verengte oder beziehungsweise und schlussunfähige Herzklappe(n) als angeborene Hemmungsmissbildung oder infolge Herzinnenhautentzündung; Aorten- und Zweizipfel- (Mitral-) Klappenfehler kommen am häufigsten vor.

Herzklopfen: gesteigerte Empfindung der Herzaktionen, zum Beispiel bei Bluthochdruck, Erregung und Stress.

Herzkranzgefäße, Koronargefäße: in der Herzkranzfurche verlaufende Blutgefäße für die Blutversorgung des Herzens. Die Arterien entspringen aus dem Anfangsteil der Aorta, die Venen sammeln sich im Sinus coronarius, der in den rechten Herzvorhof mündet.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Sammelbegriff für Krankheiten des Herzens und des Blutkreislaufsystems (Arterien, Venen, Lymphgefäße). Auf Grund ihrer Häufigkeit sind die Herz-Kreislauf-Erkrankungen von überragender sozialmedizinische und gesundheitspolitische Bedeutung, insbesondere die ischämische Herzkrankheiten (Angina pectoris, Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz), der Bluthochdruck und die arteriellen Durchblutungsstörungen. Siehe auch Arteriosklerose, Myokardinfarkt.

Herz-Lungen-Maschine: Apparat, der längerdauernde Operationen unter künstlichen Herzstillstand ermöglicht. Eine das Herz ersetzende Pumpe treibt das aus den Hohlvenen abgesaugte Blut unter Umgehen von Herz und Lungen durch einen Oxygenator (Sauerstoffbelader) wieder zurück in den Kreislauf.

Herzmassage: bei plötzlichen Herzstillstand zur Wiederbelebung angewandte Maßnahme als äußere Herzmanovsky-Orlando (manuelle rhythmische Druckausübung auf das Brustbein) oder innere Herzmanovsky-Orlando (manuelles rhythmisches Zusammendrücken des Herzens nach operativer Eröffnung des Brustkorbs).

Herzmittel, Kardiaka: die Herzleistung besonders bei Herzschwäche und Kompensationsstörungen verbessernde Arzneimittel. Zu den Herzmitteln gehören die Kardiotonika, Kardio-Rhythmika und Koronardilatatoren.

Herzmuskel, Myokard: in Spiralsystemen angeordnete Muskulatur des Herzens; nach innen durch die Herzinnenhaut, nach außen durch den Herzbeutel begrenzt.

Herzmuskelentzündung, Myokarditis: infektiös oder toxisch bedingte Entzündung des Herzmuskelgewebes. Akute Herzmuskelentzündung kann bei allen Infektionskrankheiten, insbesondere im Verlauf von Gelenkrheumatismus, auftreten; wird entweder durch Ansiedlung der Bakterien im Herzmuskel oder infolge Schädigung des Herzmuskels durch Bakteriengifte (Toxine) verursacht. Bei fortschreitendem Untergang von Herzmuskelfasern tritt Dekompensation ein.

Herzrhythmusstörungen: bei Herzkrankheiten, zahlreichen anderen organischen Erkrankungen und zum Teil funktionellen Regulationsstörungen auftretende unregelmäßige und beziehungsweise oder zu schnelle oder zu langsame Herzschlagfolge, zum Beispiel infolge vorzeitig einsetzender Herzaktionen abnormen Erregungsursprungs (Extrasystolie) oder infolge hochfrequenter Aktionen der Herzvorhöfe mit unregelmäßiger Kammererregung (absolute Arrhythmie). Bedrohlich sind hochfrequente Kammeraktionen durch den Verlust der Förderleistung des Herzens (Kammerflattern, -flimmern).

Herzruptur: Zerreißen der Herzwand nach ausgedehntem Myokardinfarkt oder starker Gewalteinwirkung.

Herzschrittmacher, Pacemaker: mit elektrochemische Energiespendern (Lithiumzelle) betriebenes Gerät zur Behandlung von Erregungsleitungsstörungen innerhalb des Herzmuskels mit meist verlangsamter Herzschlagfrequenz. Der Herzschrittmacher wird unter die Haut eingepflanzt, die mit ihm verbundene Elektrode über eine Vene in die rechte Herzkammer eingeführt und verankert. Es gibt Herzschrittmacher mit unveränderbaren (starrfrequenten) Impulsen und Herzschrittmacher, die durch spontane Aktionspotentiale des Herzens gesteuert werden. Die Lebensdauer der Herzschrittmacher beträgt gegenwärtig bis zu 10 Jahren.

Herztod, Herzschlag, Sekundenherztod: plötzlicher irreversibler Herzstillstand meist durch Kammerflimmern, zum Beispiel nach Myokardinfarkt, bei Aortenklappenverengung oder Herzmuskelentzündung.