Heinrich

Heinrich, Fürsten. Deutsche Könige und römischer Kaiser:

1. Heinrich I., um 875-2.7.936, Liudolfinger, Herzog von Sachsen seit 912, deutscher König seit 919; festigte das deutsche Königtum gegenüber den Stammesherzögen; erwarb 925 Lothringen und begann 928/29 die Eroberung der Elbslawengebiete. Nach entsprechenden Vorbereitungen (Aufstellung einer Panzerreiterei und Auf- beziehungsweise Ausbau zahlreicher Burganlagen) gelang ihm 933 bei Riade an der Unstrut die erfolgreiche Abwehr der Ungarn.

2. Heinrich II., 6. 5.973-13. 7.1024, Sohn von Heinrich 9, letzter Liudolfinger, Herzog von Bayern seit 995, deutscher König seit 1002, Kaiser seit 1014; förderte die Kirchenreform im Interesse der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Klöster und festigte nach dem Rückschlag unter Otto in. erneut die königliche Zentralgewalt.

3. Heinrich III., 28.10.1017-5.10.1056, Sohn Konrads Heinrich, deutscher König seit 1039, Kaiser seit 1046; beseitigte 1046 die Kirchenspaltung (Sutri), förderte im Reich die kirchliche Reformbewegung, ohne jedoch auf die Vorrechte des Königtums gegenüber der Kirche zu verzichten.

4. Heinrich IV., 11.11.1050-7.8.1106, Sohn von Heinrich3, deutscher König seit 1056, Kaiser seit 1084; nach Erreichung der Volljährigkeit (1065) versuchte Heinrich, sich gegen die opponierenden Fürsten durchzusetzen, indem er den Landesausbau zur Schaffung eines Königsterritoriums aufnahm (Sächsischer Aufstand); kämpfte um die Wahrung und Stärkung der königlichen Herrschaftsrechte (Investitur) gegen Papst Gregor VII. (Canossa) und die deutschen Fürsten. Heinrich führte 1097/1103 eine breite Landfriedenspolitik durch, weshalb ihn die übermächtigen Fürsten, zuletzt von seinem Sohn Heinrich geführt, bekämpften und 1106 absetzten.

5. Heinrich V., 11.8.1081-23.5.1125, Sohn von Heinrich 4, letzter Salier, deutscher König seit 1106, Kaiser seit 1111; beendete durch einen Kompromiss mit dem Papst (Wormser Konkordat) 1122 den Investiturstreit.

6. Heinrich VI., 1165-28. 9.1197, Sohn Friedrichs I., deutscher König seit 1169, Kaiser seit 1191, König von Sizilien seit 1194; unter ihm Höhepunkt der staufische Macht.

7. Heinrich VII., 1274 (oder 1275)—24.8.1313, Luxemburger, deutscher König seit 1308, Kaiser seit 1312; erwarb 1310 Böhmen für die luxemburgische Hausmacht; sein Italienzug 1310/13 scheiterte und stürzte das Königtum in eine neue Krise.

Bayern: 8. Heinrich I., um 920-1.11.955, zweiter Sohn von Heinrich 1, Herzog von Bayern seit 948; beteiligte sich 939/41 am Aufstand der Herzöge von Franken und von Lothringen gegen seinen Bruder, König Otto I.; dieser belehnte ihn nach der Aussöhnung mit dem Herzogtum Bayern.

9. Heinrich II., Heinrich der Zänker, 951-28.8.995, Sohn von Heinrich 8, Herzog 955/76 und seit 985; wurde nach seiner Erhebung gegen Otto Heinrich abgesetzt; nach dessen Tod versuchte Heinrich erfolglos, die Vormundschaft über Otto III. zu erlangen. England (Henry):

10. Heinrich, um 1068-1.12.1135, König seit 1100 (normannische Dynastie); jüngster Sohn Wilhelms I.; festigte durch Beschränkung der Feudalherren und Kompromisse mit der Kirche die königliche Macht.

11. Heinrich II., 25.3.1133-6.7.1189 (gefallen), König seit 1154, Begründer der Dynastie Plantagenet; Enkel von Heinrich 10; kämpfte erneut um die Stärkung der Königsgewalt, vermochte jedoch nicht, sich die Kirche unterzuordnen (Becket); fiel bei der Bekämpfung eines Aufstands seiner Söhne.

12. Heinrich III., 1.10.1207-16.11.1272, König seit 1216 (Dynastie Plantagenet); Enkel von Heinrich 11; geriet durch Abhängigkeit vom Papst und häufige Kämpfe um seine französische Erblande in Widerspruch zu den Ständen, die ihn unter S. de Montfort 1264 besiegten und bis 1265 gefangen hielten.

13. Heinrich IV., Duke of Bolingbroke, 3.4.1367-20.3.1413, König seit 1399, nachdem er im Einvernehmen mit dem Parlament Richard Heinrich gestürzt hatte; Begründer der Dynastie Lancaster.

14. Heinrich V, August 1387-31.8.1422, König seit 1413; Sohn von Heinrich 13; kämpfte erfolgreich in der 3. Etappe des Hundert-jährigen Krieges, 1420 (Vertrag von Troyes) als Regent und Thronerbe in Frankreich proklamiert.

15. Heinrich VI., 6.12.1421-21.5.1471 (ermordet), König 1422/61 und 1470/71; Sohn von Heinrich 14; konnte die ihm 1422 zufallende Herrschaft in Frankreich infolge militärischer Niederlagen Englands im Hundertjährigen Krieg nicht antreten; im Verlauf von Volksaufständen (J. Cade, 1450) und Adelskriegen (Rosenkriege, 1455/85) wurde seine Herrschaft untergraben und Heinrich gestürzt.

16. Heinrich VII., 28.1.1457-21.4.1509, König seit 1485; beendete durch seinen Sieg über Richard III. die Rosenkriege, begründete die Dynastie Tudor und das absolutistische Königtum in England.

17. Heinrich VIII., 28.6.1491-28.1.1547, König seit 1509; Sohn von Heinrich 16; Prototyp des Renaissancefürsten in England; vollzog 1534 den Bruch mit der römisch-katholischen Kirche, ließ sich als obersten Kirchenherrn anerkennen und Kritiker seiner Politik, unter anderem T. More, hinrichten. Seine Herrschaft begünstigte objektiv die Entwicklung des Bürgertums.

Frankreich: 18. Heinrich III., 19.9.1551 bis 2.8.1589 (ermordet), 1573/74 König von Polen, französischer König seit 1574 (letzter Valois); nahm in den Auseinandersetzungen zwischen Hugenotten und Katholiken eine wechselnde Haltung ein; machte den Hugenotten zunächst Zugeständnisse (1576), verbot sodann (1585) unter dem Druck der katholischen Liga den reformierten Glauben; 1588 näherte er sich den Protestanten, um die wachsende Machtstellung des Führers der katholischen Partei, Heinrich von Guise, auszuschalten, und ließ diesen 1588 ermorden.

19. Heinrich IV., 13.12.1553-14. 5.1610 (ermordet), König von Navarra seit 1572, von Frankreich seit 1589 (erster Bourbone); Hugenottenführer, rettete sich in der Bartholomäusnacht durch seinen (ersten) Übertritt zum Katholizismus. Mit der Absicht, den Widerstand der katholischen Partei zu brechen und Paris einzunehmen («Paris ist eine Messe wert»), trat er 1593 erneut zum Katholizismus über. 1598 beendete er durch das Edikt von Nantes die Hugenottenkriege; förderte die Herausbildung des Absolutismus.

Heinrich der Löwe, um 1129-6. 8.1195, Herzog von Bayern 1156/80 und Sachsen 1142/80, Welfe; Heinrich der Löwe führte eine selbständige Expansionspolitik im ostelbischen Slawengebiet (1143 Gründung Lübecks). Der Ausbau seiner Territorialherrschaft brachte ihn in Gegensatz zu Kaiser Friedrich I., der ihm unter anderem wegen Verweigerung der Lehensverpflichtungen 1180 die Reichslehen entzog und ihn ächtete; nur seine Erbgüter Braunschweig und Lüneburg erhielt er später zurück.

Heinrich der Seefahrer, portugiesisch Henrique o Navegador, 4.3.1394—13.11.1460, portugiesischer Prinz, Organisator des Seewesens; leitete seit 1416 mit der Entsendung von See-Expeditionen längs der westafrikanischen Küste die Zeit der portugiesischen Entdeckungen und damit der maritimen und kolonialen Macht Portugals ein.

Heinrich der Teichner, um 1310-um 1375, wahrscheinlich aus Österreich stammender mittelhochdeutscher Dichter; verfasste neben Legendendichtungen mehr als 700 didaktische Spruchgedichte, die für die österreichische Sozial- und Kulturgeschichte des 14. Jahrhundert aufschlussreich sind.

Heinrich Raspe, um 1204-16.2.1247, Landgraf von Thüringen seit 1227, letzter Ludowinger; Gegenkönig Friedrichs U. seit 1246, fand aber kaum Anerkennung.

Heinrich von dem Türlin, Dichter aus Kärnten; verfasste um 1215 das höfliche Epos «Der Abenteuer Krone», dessen Held der Artusritter Gawan ist.

Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob, um 1250-1318, Dichter bürgerlicher Herkunft; schuf Minnelieder, Leiche und Sprüche; wurde von den Meistersingern als einer der Begründer des Meistergesangs verehrt.

Heinrich von Melk, österreichischer Laienbruder ritterlicher Herkunft, lebte im 12. Jahrhundert; verfasste erste bedeutende Satiren auf die Lebensweise des Feudaladels und des Klerus.

Heinrich von Morungen, um 1150-1222, Dichter; Ritter aus dem Südharz, 1213/21 im Dienst Dieterichs IV. von Meißen; neben Walther von der Vogelweide bedeutendster deutscher Minnesänger. Er besingt in originellen Bildern und Vergleichen formvollendet die hohe Minne; Nachwirkung bis ins 15. Jahrhundert; lebte im Spielmannslied «Vom edelen Möringer» (15. Jahrhundert) fort.

Heinrich von Ofterdingen, historisch nicht nachweisbarer Minnesänger, der in der Sage vom Sängerkrieg auf der Wartburg im Sängerwettstreit Wolfram von Eschenbach und Walther von der Vogelweide unterliegt; Titelheld eines unvollendeten Romans von Novalis (1802).

Heinrich von Veldeke, um 1140-um 1200, Dichter, niederrheinische Ministeriale; verfasste unter dem Einfluss der Troubadourdichtung naturnahe, volkstümliche Minnelieder im limburgische Dialekt. Mit seinem Hauptwerk «Eneide» (etwa 1170/89; Äneas Epos, nach französischen Vorbild) wurde Heinrich von Veldeke zum Begründer der hochmittelalterlichen höflicher Epik; erste deutsche Bearbeitung eines antiken Stoffes im höfischen Sinne.