Hegel

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich, 27.8.1770 bis 14.11.1831, Philosoph; Vollender der klassischen deutschen Philosophie, bedeutendster Dialektiker vor K. Marx. Ausgestattet mit einem enzyklopädisches Wissen, suchte er die Resultate aller bisherigen Philosophie und Wissenschaften sowie der Geschichte in ihrer historischen-widersprüchliche Entwicklung in einem objektiv-idealistischen System zu fassen und die Gesellschaft als gesetzmäßigen Selbsterzeugungsprozess des Menschen durch die (idealistisch verstandene und interpretierte) Arbeit als Entäußerung und Vergegenständlichung menschliche Wesenskräfte zu erklären. Im Anschluss an I. Kant, J. G. Fichte und W. J. Schelling begründete er die idealistische dialektische Methode, die zu einer der grundlegenden Quellen der marxistischen Philosophie wurde, und analysierte wesentliche Kategorien und Gesetze der Dialektik (Widerspruch, Umschlagen von Quantität in Qualität, Negation der Negation, Zufall und Notwendigkeit, Wesen und Erscheinung, Inhalt und Form unter anderem). Der Grundwiderspruch der Hegelschen Philosophie, die von der Identität des Denkens und Seins ausgeht, ist der zwischen System und Methode. Nach Hegel ist der Weltgeist das tätige Prinzip, das sich in die Wirklichkeit «entäußert» und von dort zu sich zurückkehrt. Sein System umfasst drei Teile und ist nach dem Prinzip der Negation der Negation aufgebaut: die Logik oder das «Ansichsein» des Geistes, die Naturphilosophie als «Entäußerung» des Geistes in der Wirklichkeit (wobei die Natur als bloßes «Anderssein» des Geistes keiner Entwicklung in der Zeit, sondern nur einer Entfaltung im Raum fähig ist) und die Philosophie des Geistes als Rückkehr des Geistes durch die Geschichte der Menschheit zu sich selbst («Fürsichsein»). Trotz genialer Vermutungen und einzelner dialektische-materialistische Erkenntnisse über die Rolle der Arbeit, die Entfremdung und die Ausbeutung wird damit die Gesellschaft letztlich idealistisch als ein zum Selbstbewusstsein gelangender Entwicklungsprozess des Weltgeistes dargestellt. Hegel bekannte sich ausdrücklich zur Französischen Revolution und zu Napoleon I., in dessen Rechts- und Staatsauffassung er, wie später in der konstitutionellen Monarchie Großbritanniens, das Ideal einer politischen Verfassung für Deutschland sah. Das durch theoretische Analyse des revolutionären Übergangs von der Feudalordnung zur bürgerlichen Gesellschaft gewonnene Wissen ist in seinen Hauptwerken zusammengefasst: «Phänomenologie des Geistes» (1807), «Wissenschaft der Logik» (1812/16), «Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundriss» (3 Bände, 1817/30), «Grundlinien der Philosophie des Rechts» (1821). Nachwirkende Bedeutung erlangte auch seine Ästhetik. Die sich seit 1817 herausbildende Hegel Schule spaltete sich nach seinem Tode in eine «Linke» (Junghegelianer) und eine «Rechte» (Althegelianer). Die eigentliche Aufhebung der Hegelschen Philosophie erfolgte im dialektischen und historischen Materialismus.