Hebräisch

Hebräisch: dem Nordwestsemitischen zugehöriger kanaanäischer Dialekt, der von den etwa im 13. Jahrhundert vor Christus in das palästinensische Kulturland erwandernden, ursprünglich aramäisch sprechenden israelitische Sippen- und Stammesverbänden übernommen und weiterentwickelt wurde. Bedeutendstes Sprachdenkmal ist das hebräische Alte Testament. Das moderne Hebräisch (Neuhebräisch, auch Iwrith), die Umgangs- und Verkehrssprache im heutigen Staat Israel, entwickelte sich seit dem Ende des 19. Jahrhundert unter zionistischen Einfluss auf der Grundlage des Alt- und Mittelhebräisch sowie unter Verwendung wesentlicher Elemente moderner westeuropäischen und slawischen Sprachen.

Hebräische Literatur: Die hebräische Literatur ist über 3000 Jahre alt; ihre Träger sind von etwa 1200 bis 600 vor Christus Israeliten und Judäer und von da an bis zur Gegenwart die Juden. Die Literatur der biblischen Zeit liegt hauptsächlich im Alten Testament vor; hinzu tritt ein kleinerer Teil außerbiblische Zeugnisse aus sehr verschiedenen Zeiten, unter anderem «Bauernkalender von Geser» (10. Jahrhundert vor Christus), «Ostraka von Samaria» (9. Jahrhundert vor Christus), die Bauinschrift des Siloah-Tunnels (8. Jahrhundert vor Christus), «Lachisch-Briefe» (6. Jahrhundert vor Christus), «Loblieder», «Sektenregel», «Damaskusschrift», «Kriegsrolle» (von I Qumran; 1. Jahrhundert vor Christus/l. Jahrhundert nach Christus). Das Alte Testament gilt als im 5. Jahrhundert vor Christus im Wesentlichen abgeschlossen, der überlieferungs- und redaktionsgeschichtliche Forschung ist jedoch der Nachweis weit älterer Traditionen gelungen. Es verfügt über einen großen Formenreichtum in Poesie und Prosa (Annalen- und Geschichtswerke, Lieder- und Gebetsammlungen, Weisheitssentenzen und Gesetzeskorpora unter anderem). In der nachbiblischen Zeit (zwischen 200 und 500 nach Christus) wird die Literatur bestimmt durch Interpretation und Erweiterung des Alten Testaments in «Mischna» und «Talmud». In Apokryphen und Pseudepigraphen sowie in den Schriften von Qumran (Essener) kommen unter anderem vom offiziellen Judentum abweichende Gruppen zu Wort. Im Mittelalter wehrten die Karäer (jüdische Sekte) durch ein reiches Schrifttum den Einfluss des Rabbinismus auf die Tradition ab. Hauptvertreter ist Jehuda Hadassi. Von 1100 an stellte die jüdisch-spanische Renaissance einen Höhepunkt im jüdischen Geistesleben des Mittelalters in Dichtung und Religionsphilosophie dar (Salomo ibn Gabirol, Jakob ibn Esra). In Frankreich sind zu gleicher Zeit die Bibelausleger Raschi und verschiedene Glieder der Familie Qimchi berühmt. Der größte jüdische Philosoph des Mittelalters ist Maimonides, der den Aristotelismus mit dem jüdischen Glauben zu verbinden versucht. Die jüdische Mystik hat seit dem ausgehenden 12. und beginnenden 13. Jahrhundert eine reiche Literatur hervorgebracht. Nicht ohne Wirkung auf die hebräische Literatur blieben Renaissance und Aufklärung. An Bibel und Tradition wurde wissenschaftlich Kritik geübt (Azaija ben. Moses de Rossi). Vom 17. Jahrhundert an entstand im osteuropäischen Judentum in eigenen Frömmigkeitstypen mystische und messianische Prägung ein ausgedehntes erbauliches Schrifttum (Chassidismus des Baal-Schem-Tow). In der Neuzeit war Moses Mendelssohn Haupt der jüdischen Aufklärung (hebräisch «Haskala»). Aus der Haskala-Literatur entwickelte sich ein neuhebräischer Romanstil, dessen Schöpfer A. Mapu war. Auf Grund eines erstarkenden nationalen Selbstbewusstseins der Juden entstand eine reiche Belletristik in der hebräischen Literatur, in der auch die soziale Frage behandelt wurde. Achad Haam setzte sich für die Wiederbelebung der hebräischen Sprache als National- und Umgangssprache (Iwrith) ein. Bedeutender Lyriker und Sprachschöpfer war C. N. Bialik. Nach Gründung des Staates Israel blühte (aber nicht nur dort) die hebräische Literatur in allen Literaturgattungen auf. Heute gibt es viele beachtete Literaten aller Genres (zum Beispiel M. Schamir, Y. Mosenson, N. Schaham, E. Kishon). Eine Sprachakademie wacht über Pflege, Förderung und Weiterentwicklung der Sprache. Hinzu treten unzählige Übersetzungen aus der Weltliteratur, hebräische Schrift: linksläufige, zu den nordsemitischen Schriften gehörende Konsonantenschrift, erstmals belegt 180 vor Christus Vokale werden seit etwa 500 nach Christus durch beigesetzte Punkte und Striche bezeichnet.