Haut

Haut, Integument, Derma: die äußere Oberfläche des Körpers bedeckende Grenzschicht gegen die Außenwelt. Die Haut besteht aus Oberhaut, Lederhaut und Unterhaut. Die Oberhaut (Epidermis) gliedert sich in die tiefe, dauernd teilungsfähige und für den Zellnachschub verantwortliche Keimschicht (Stratum germinativum) sowie die oberflächliche Hornschicht (Stratum corneum), deren verhornte Zellen laufend abgeschilfert werden. Abkömmlinge der Oberhaut sind Drüsen, Nägel und Haare. An der Lederhaut (Corium) unterscheidet man die äußere, an die Oberhaut mit warzen- oder leistenförmigen Fortsätzen (Bindegewebepapillen) grenzende Schicht (Stratum papillare) sowie die innere, durch ein grobmaschiges Netzwerk von Bindegewebefasern ausgezeichnete Schicht (Stratum reticulare), die der Haut ihre Festigkeit verleiht. Die Unterhaut (Subcutis) schließt sich ohne scharfe Grenze der Lederhaut an und besteht vorwiegend aus Binde- und Fettgewebe. Die Hautfarbe hängt vom Gehalt an Pigmenten, Blutgefäßen und der Dicke der Oberhaut ab. Die Haut ist ein lebenswichtiges Organ mit mehreren Funktionen. Sie dient als Schutzhülle (Hornschicht), Speicherorgan (Unterhautfettgewebe), Wärmeregulator (Blutgefäße, Schweißsekretion), Ausscheidungsorgan (Talg- und Schweißdrüsen), Sinnesorgan (Nervenendigungen) und ist für die Vitaminbildung verantwortlich.

Hautatmung: Gasaustausch durch die Haut, vor allem Abgabe von Kohlendioxid; beträgt beim Menschen nur 2 % des gesamten Gasaustausches. Bei Lurchen können etwa 70 % des Kohlendioxids durch die (feuchte) Haut abgegeben werden.

Hautdrüsen: in der Haut gelegene Drüsen, die ihre Sekrete an die Körperoberfläche absondern, zum Beispiel Duft-, Schweiß-, Talgdrüsen.

Häute: Rohmaterial für Leder, zum Beispiel Rindshäute, Rosshäute, Schweinshäute, Fischhäute; Häute kleiner (Schaf, Ziege, Kaninchen unter anderem) beziehungsweise junger Tiere (Kalb, Fohlen unter anderem) werden als Felle bezeichnet.

Hautgalvanische Reaktion, Abkürzung HGR, psychogalvanischer Reflex, Abkürzung PGR, elektrodermaler Reflex: bei äußeren oder inneren Reizen auftretende Veränderung des Widerstandes der Haut gegen galvanischen Strom; wird als Indikator für psychische Vorgänge verwendet.

Hautgrieß, Milien: hornhaltige, etwa stecknadelkopfgroße, weiße Knötchen in der Haut ohne Beziehung zu den Haarfollikeln, meist im Gesicht in Ein- oder Mehrzahl vorkommen das heißt kann durch Ausschälen mit einem Messerchen entfernt werden.

Hauthorn, Comu cutaneum: hornartige spitze Wucherung der Oberhaut; vor allem auf der Gesichtshaut älterer Menschen auftretend. Das Hauthorn muss operativ entfernt werden, da es zum Krebs entarten kann.

Hautknochen: direkt aus Bindegewebe in der Lederhaut gebildete Knochenplatten verschiedener Tiere, zum Beispiel Schuppen der Knochenfische und Eidechsen, Knochenplatten der Krokodile, Knochenpanzer der Schildkröten.

Hautkrankheiten, Dermatosen: mit verschiedenartigen Struktur- und Farbänderungen verbundene Erkrankungen des Hautorgans, für deren Entstehung und Verlauf unterschiedliche, außer- oder innerhalb des menschlichen Organismus liegende Ursachen und Bedingungen verantwortlich sind. Siehe auch Dermatologie.

Hautpanzer: durch Chitin Auflagerung, Verhornung beziehungsweise Verknöcherung in der Haut entstandene äußere Schutzhülle vieler Glieder- und Wirbeltiere (zum Beispiel Krokodil, Schildkröte).

Hautpflege: Behandlung der menschlichen Haut durch Säubern (Wasser, Seife, öl- und fetthaltige Präparate) und zum Erhalten ihrer Geschmeidigkeit (Hautcreme, Hautmilch, Hautfunktionsöl, Badezusätze). Für gesunde Haut sind sinnvolle Ernährung, Abhärtung (Bewegung im Freien, Sport), ausreichender Schlaf und gute Durchblutung (Massagen, Trockenbürsten und Wasser) erforderlich.

Hautpilze, Dermatophyten: Pilze, die Erkrankungen der Haut lind ihrer Anhangsgebilde (Nägel, Haare) hervorrufen, zum Beispiel die häufig zwischen den Zehen auftretenden Trichophyton-Arten.

Hautreizende Mittel, Imtantia: Stoffe, die die Durchblutung der Haut und indirekt die der inneren Organe verbessern.

Hautschädigende Kampfstoffe: seit dem 1. Weltkrieg bekannte Gruppe von Giften («Gelbkreuz»), die außer schwer heilenden Hautwunden (Blasenbildung, gefolgt von Geschwüren und nekrotischen Zerfall der Oberhaut) auch starke innere Vergiftungen (Leber, Niere, blutbildendes System) verursachen. Neben akuter Giftwirkung treten auch Spätschäden (Krebs) auf. Zu den hautschädigenden Kampfstoffen gehören Schwefel- und Stickstoff-Yperit sowie a-Lewisit; auch haben einige Augenreizstoffe zusätzlich Hautgiftwirkung. S. a. chemische Kampfstoffe.

Hautschutz: vorbeugende Maßnahmen zum Schutz der menschlichen Haut vor schädigenden äußeren Einflüssen verschiedener Art, insbesondere bei beruilischer Arbeit. Der Hautschutz ist Teil der Arbeitsschutzmaßnahmen in Berufen und Industriezweigen mit Hautgefährdung durch Unfall (zum Beispiel Verletzung, Verbrühung, Verätzung) oder langsam entstehende Berufskrankheiten (zum Beispiel Berufsekzem). Schutzmaßnahmen sind u. a. die Mechanisierung und Automatisierung hautgefährdender Arbeitsgänge, das Tragen von Schutzkleidung, insbesondere Schutzhandschuhen, die Anwendung von Hautschutzsalben und schonenden Hautreinigungsmitteln.

Hautsinn: komplexe Wahrnehmung der auf die Haut wirkenden Reize. Die wichtigste Komponente des Hautsinns ist der Tastsinn, dessen Rezeptoren auf die mechanische Wirkungen Druck, Berührung oder Vibration ansprechen. Außerdem gibt es in der Haut Rezeptoren für Wärme- und Kältewirkungen sowie für chemische Änderungen (Schmerzrezeptoren). Auf dem Hautsinn beruht ein wesentlicher Teil der Körperwahrnehmung. Siehe auch Körperschema.

Häutung: periodisch auftretende, saison- oder wachstumsabhängige Ablösung der verhornten, abgestorbenen Oberhaut, zum Beispiel bei Schlangen, Eidechsen und Insektenlarven. Siehe auch Exuvie.