Goya y Lucientes

Goya y Lucientes, Francisco José de, 30.3.1746-16.4.1828, spanischer Maler und Graphiker; seit 1776 für die Teppichmanufaktur in Madrid tätig, 1799 Hofmaler Karls IV. In seiner Malerei von D. Velázquez, B. Tiepolo und A. R. Mengs ausgehend, gelangte er um 1795 durch das Studium der älteren spanischen Meister zu einer neuen Auffassung des Realismus. Seinen Stil kennzeichnen durchdringende Naturbeobachtung und eine außerordentlich kühne Malweise. Im «Bildnis Karls IV. mit seiner Familie» (1800) wird er zum schonungslosen Kritiker der Gesellschaft; in der «Erschießung der Aufständischen» (1814) unter anderem Bildern erschließt er der Malerei neue, revolutionäre Themen. Goyas Spätstil verzichtet auf die Farbkultur des Rokoko, die Technik wird beinahe impressionistisch, ein Hang zu Depression und Phantastik überwiegt zeitweilig («Hexensabbate, um 1815); es gibt aber auch von düsterer Stimmung völlig freie Werke wie das «Milchmädchen von Bordeaux» (um 1827) und Porträts der Emigrantenfreunde. Am stärksten kamen Goyas künstlerische Eigenart und seine revolutionäre Einstellung in der Graphik zum Ausdruck; es entstanden die Radierungszyklen «Los caprichos» (veröffentlicht 1799), «Los desastres de la guerra» («Schrecknisse des Krieges», etwa 1810/20; ein Bekenntnis zum spanischen Unabhängigkeitskampf), «Tauromaquia» («Stierkampfszenen», 1814/16), «Los disparates» («Torheiten», um 1820). Als einer der ersten Künstler bediente sich Goya y Lucientes der neuen Technik der Lithographie (seit 1819).