Gletscher

Gletscher: unter dem Einfluss der Schwerkraft und Schubkräften aus dem Nährgebiet langsam gleitender Eisstrom. Durch den wiederholten Wechsel von Anschmelzen und Wiedergefrieren wird oberhalb der Schneegrenze der Schnee zu Firn umgewandelt. Weiträumige flache Becken im Nährgebiet des Gletschers werden als Firnfelder bezeichnet. Unter zunehmendem Druck der übereinander lagernden Firnschichten entwickelt sich allmählich körniges Gletschereis, das in den unteren Teilen des Gletschers plastisch wird und das Fließen ermöglicht. Die Fließgeschwindigkeiten bewegen sich zwischen einigen Zentimetern und mehr als 20 m pro Tag. Durch Zugspannungen verschiedener Art entstehen im Gletschereis Risse, Klüfte oder Querspalten (Gletscherspalten). Bei starkem Gefälle löst sich der Gletscher in Blöcke auf (Gletscherbruch), an Stufen reißt er stückweise ab (Gletschersturz) und gefriert unterhalb der Stufe wieder zusammen. Im Zehrgebiet unterhalb der Schneegrenze taut der Gletscher ab. Das sich in subglazialen Gerinnen unter dem Gletscher sammelnde Schmelzwasser tritt an der Stirnseite der Gletscherzunge in einem oder mehreren Gletscherbächen durch Gletschertore aus. Man unterscheidet als Gletschertypen Deckgletscher und Gebirgsgletscher. Deckgletscher werden eingeteilt in Inlandeis (bedeckt große Festlandsgebiete und große Inseln zum Beispiel Antarktika, Grönland) und Plateaugletscher (bedecken reliefarme Hochflächen, von denen einzelne Eiszungen unterschiedlicher Länge abströmen.) Zu den Gebirgsgletscher gehören Talgletscher (Eisstrom in den Tälern), Vorlandgletscher (flächenhafte Ausbreitung großer Talgletscher im Gebirgsvorland) und Hang- (Hänge-) und Kargletscher als Kleinformen des Gletschers. Die Gletscher haben große Bedeutung für den Gesamtwasserhaushalt der Erde und bei benachbarter Lage zu Trockengebieten für die Wasserversorgung, insbesondere für den Bewässerungsfeldbau (zum Beispiel in den mittelasiatischen Sowjetrepubliken).

Gletscherbrand: im Hochgebirge auftretende Entzündung der Haut und Augenbindehäute infolge Einwirkung starker direkter sowie durch Schnee und Eis reflektierter Sonnenstrahlung. Siehe auch Sonnenbrand.

Gletschermilch: durch hohen Schwebstoffanteil getrübtes Schmelzwasser des Gletschers.

Gletscherschliffe, Gletscherschrammen: kerbenartige Schleifspuren auf felsigem Untergrund, entstanden durch schürfende Wirkung der am Boden des Gletschers bewegten Geschiebe. Freiliegende Gletscherschliffe geben Hinweise auf die Bewegungsrichtung ehemaliger Gletscher.

Gletschertopf: schachtartige Hohlform in festem Gestein am Grunde von Gletscherspalten; durch strudelndes Schmelzwasser mit darin rotierenden Steinen entstanden.