Gleiten

Gleiten: 1. seitliche Verschiebung von Bauwerken; tritt ein, wenn die auf das Bauwerk einwirkenden waagerechten Kräfte größer werden als die Summe der Kräfte aus Sohlreibung beziehungsweise Schubfestigkeit der Erdstoffschichten unter der Bauwerkssohle sowie aus dem Erdwiderstand vor den Grundmauern des Bauwerkes.

2. bei plastischer Verformung von Kristallen erfolgende Verschiebung von Kristallbereichen gegeneinander längs kristallographisch ausgezeichneter Richtungen (Gleitrichtungen) und Ebenen (Gleitebenen), wobei die Kristallstruktur erhalten bleibt. Die Spuren der Gleitebenen auf der Kristalloberfläche heißen Gleitlinien. Sie sind im Elektronenmikroskop als parallele Streifen beobachtbar. Die sich bei der Ausbreitung des Gleiten ausbildende Begrenzung zwischen abgeglittenem und noch nicht abgeglittenem Bereich in der Gleitebene heißt Versetzung. Beim Gleiten wandern die Versetzungen durch den Kristall.

3. unerwünschte Fortbewegung eines Fahrzeugs bei stillstehenden (blockierten) Rädern; besonders bei Glatteis.

Gleitbau: monolithische Stahlbetonbauweise, besonders für den Bau gleichzeitiger, turmartiger Gebäude (Silos, Schornsteine unter anderem) geeignet. Die Gleitschalung (etwa 1,20 m hoch) wird nach dem Einbringen der Stahlbewehrung mit Hilfe einer mechanischen oder hydraulischen Hubvorrichtung kontinuierlich bei gleichzeitigem Einbringen des Pumpbetons hochgeführt.

Gleitfertiger: fahrbares Maschinenaggregat zur Herstellung von strangförmigen Betonfertigteilen oder Beton- beziehungsweise Bitumenstraßendecken. Der Frischmörtel wird durch den Gleitfertiger auf die Fertigungsbahn gleichmäßig aufgebracht, abgezogen und mit Rüttelbohlen verdichtet. Die Fertigteile werden aus dem Betonstrang maschinell herausgesägt.

Gleitflug: antriebsloser Flug eines Fluggerätes, das schwerer als Luft ist. Der Auftrieb wird durch Anströmung der Tragfläche erzeugt. Beim Gleitflug wird die erfordert, kinetische Energie aus der potentiellen gewonnen. Der Gleitflug ist demnach immer mit Sinken verbunden. Das Verhältnis von Sink zu Horizontalgeschwindigkeit oder von Höhenverlust zu Wegstrecke beziehungsweise von Widerstand zu Auftrieb heißt Gleitzahl, sie ist gleich dem Tangens des Gleitwinkels.

Gleitführung: Stützelement für hin- und hergehende Maschinenteile, dessen Gleitfläche zum Beispiel aus Lagermetall besteht; die Schmierung erfolgt meist mit Öl, deshalb sind Schmiernuten und Schmierstoffzuführungen erforderlich.

Gleithang: flachgeböschter Hang im konvexen Innenbogen einer Fluss- beziehungsweise Talkrümmung; der Fluss lagert am flachen Hang Sedimente ab. Siehe auch Prallhang.

Gleitlager: Bautechnik beweglicher Auflager zur Ausschaltung zusätzlichen Spannungen (Längenänderungen bei Temperaturschwankungen) bei Balkenbrücken oder Bindern beziehungsweise Rohrleitungen. Gleitlager bestehen aus Gusseisen oder Stahlblechen, die auf Stahlschienen und Graphitstaub gleiten.

Gleitmittel: Pharmazie den Kot geschmeidiger machende Abführmittel (zum Beispiel Paraffinöl).

Gleitreibung: Maschinenbau Reibungsart, bei der ein Gleiten als Relativbewegung zwischen sich berührenden Stoffbereichen vorliegt.

Gleitschleifen: spannendes Fertigungsverfahren der Feinbearbeitung, bei dem die Oberfläche des Werkstücks durch Gleit- und beziehungsweise oder Rollreibung (eventuell auch Stoßreibung) zwischen den Werkstückoberflächen untereinander und einem Schleif- oder Poliermittel sowie einer Flüssigkeit (meist wässrige Chemikalienlösung) bearbeitet wird. Man unterscheidet Rotationsgleitschleifen in der Trommel (gefüllt mit Werkstücken, Schleifmittel und Flüssigkeit), die in Rotation versetzt wird, und Vibrationsgleitschleifen in einem freischwingend aufgehängten Trog, der durch äußere Krafteinwirkung mit seinem Füllgut (wie oben) in Schwingungen versetzt wird. Das Verfahren dient zum Reinigen, Entrosten, Entgraten, Feinschleifen und Polieren meist von metallischen Werkstücken.