Ghana

Ghana, Republik Ghana: Staat in Westafrika; grenzt im Süden an den Golf von Guinea, im Westen an Elfenbeinküste, im Nordwesten und Norden an Burkina und Osten an Togo; verwaltungsmäßig in 9 Regionen gegliedert. Währung ist der Cedi.

Bevölkerung: Sie setzt sich aus etwa 100 ethnischen Gruppen zusammen, deren wichtigste die Akan (44% der Bevölkerung; Ashanti, Fante und Brong), Mossi (16%), Ewe (13%) und Ga sind. Etwa ein Drittel der Einwohner lebt in Städten. Amtssprache ist Englisch, daneben werden etwa 70 verschiedene Stammessprachen und Dialekte gesprochen. Natur. Ghana erstreckt sich vom etwa 540 km langen Küstenstreifen am Golf von Guinea (Goldküste) im Süden über die west-östlich verlaufende Oberguineaschwelle (bis etwa 1100 m hoch) mit dem Ashanti-Hochland zum stellenweise von Schichtstufen umsäumten, weiten Becken des Voltas im Zentralteil und N. Es herrscht ein feuchtheißes tropischen Monsunklima mit abnehmenden Niederschlagsmengen von Süden (zwei Regenzeiten) nach Norden (eine Regenzeit) und bedingt durch die Hauptwindrichtungen, auch von Westen nach Osten. Hauptfluss ist der bei Akosombo aufgestaute Volta. Der im Süden und Südwesten vorhandene dichte tropische Regenwald geht landeinwärts in laubabwerfenden Wald und verschiedene Savannenarten bis zur Trockensavanne im Norden über. Es gibt reiche, zum größten Teil erkundete Bodenschätze. Wirtschaft. Ghana, Mitglied des Commonwealth of Nations, ist ein Agrarland mit einer relativ gut entwickelten Verarbeitungsindustrie. Ausländische Monopole haben innerhalb der Wirtschaft noch einen großen Einfluss. Nach dem Sturz von K. Nkrumah wurde die progressive Wirtschaftsentwicklung 1966 jäh unterbrochen. Die Machtübernahme durch den Provisorischen Nationalen Verteidigungsrat am 31.12.1981 unter J. Rawlings verhinderte den völligen wirtschaftlichen Ruin des Landes. Ausländische Kapitalanlagen werden streng kontrolliert. Wichtigster Wirtschaftszweig ist die Landwirtschaft, in der 60% der Erwerbstätigen beschäftigt sind. Ghana ist ein führender Kakaoproduzent der Erde; der in Monokultur angebaute Kakao ist zusammen mit Kakaoprodukten zu etwa 50% wertmäßig am Export beteiligt. Außerdem werden für die Ausfuhr Kaffee, Palmkerne, Bananen und Kolanüsse erzeugt; für die Eigenversorgung Anbau von Mais, Reis, Hirse, Erdnüssen, Yams und Kassawa; umfangreiche Holzgewinnung. Zunehmende Bedeutung für die Lebensmittelerzeugung der Bevölkerung gewinnt die Küsten- und Binnenfischerei. Innerhalb der Industrie hat der Bergbau mit der Gewinnung von Gold, Diamanten (am Birim), Manganerz (bei Tarkwa), Bauxit und Erdöl (im Küstengebiet bei Saltpond) größte Bedeutung. Die Eisen-, Zinn-, Chrom- und Wolframerze werden noch nicht genutzt. Die verarbeitende Industrie ist mit Betrieben der Nahrungsmittel- und Genussmittel-, Textil-, chemische, Holzverarbeitungs-, Metall- und Baustoffindustrie vertreten. Daneben wurden eine Aluminiumhütte in Tema auf der Basis der Elektroenergie vom Wasserkraftwerk Akosombo am Volta, ein Stahlwerk und eine Erdölraffinerie im Raum Accra Tema errichtet. Wichtigstes Industriegebiet ist Accra-Tema (50% der Industrieproduktion), gefolgt von den Industriestandorten Kumasi und Sekondi Takoradi. Das Verkehrsnetz ist besser als in den meisten anderen afrikanischen Staaten entwickelt. Auf dem Volta wird Flussschifffahrt betrieben. Überseehäfen in Tema und Sekondi-Takoradi; internationaler Flughafen Kotoka bei Accra. Der Außenhandel wird weitgehend vom Staat kontrolliert, er ist in starkem Maße vom Kakao-Weltmarktpreis abhängig; Ausfuhr von Agrargütern, Edel-, Hartholz, Diamanten, Gold, Bauxit, Aluminium; Einfuhr von Industrieeinrichtungen, Fahrzeugen, Lebensmitteln; Haupthandelspartner sind Großbritannien, USA, Niederlande. Geschichte. Das Gebiet des heutigen Ghana wurde seit 1200 von Akan-Stämmen aus dem Norden her besiedelt, wobei die Ashanti die Mehrheit stellten und ein frühfeudales Reich begründeten, das sich Anfang des 19. Jahrhundert bis an die Küste ausdehnte. 1471 erreichten die Portugiesen Ghana und gründeten mit Elmina 1482 den ersten Handelsstützpunkt. Ihnen folgten Dänen, Holländer, Schweden, Brandenburger und schließlich Franzosen und Briten. Im 19. Jahrhundert begann Großbritannien mit der Zusammenfassung der Niederlassungen zu einer Gesamtkolonie. Dabei stieß es auf den erbitterten Widerstand besonders der Ashanti. 1874 konnte die britische Kolonie Goldküste proklamiert werden. Erst 1901 gelang es, das Ashantireich zum britischen Protektorat zu machen. Seit Ende des 19. Jahrhundert entstanden die ersten antikolonialen Organisationen. Nach dem 2. Weltkrieg erlebte die nationale Befreiungsbewegung einen bedeutenden Aufschwung, dem die Kolonialmacht mit Teilzugeständnissen zu begegnen suchte. 1947 trat K. Nkrumah an die Spitze des Vereinigten Konvents der Goldküste, im Juni 1949 gründete er die Volkskongress-Partei (englisch Abkürzung CPP), Nach Wahlen erhielt die Kolonie 1951 die innere Selbstverwaltung, und Nkrumah wurde erster Ministerpräsident (1952). Er führte das Land unter dem Namen Ghana am 6.3.1957 in die Unabhängigkeit; am 1.7.1960 wurde Ghana Republik. Ab 1962 wurde der Aufbau einer progressiven Gesellschaft angestrebt; 1964 wurde die CPP zur Einheitspartei erklärt. Gegen die sozialistisch orientierte Politik Nkrumahs wandten sich Kräfte der inneren und äußeren Reaktion. Am 24.2.1966 stürzte ein proimperialistischer Militärputsch die Regierung Nkrumah, und die Macht übernahm ein sogenannt Nationaler Befreiungsrat unter Generalleutnant J. Ankrah. Nach dem Sieg bei allgemeinen Wahlen bildete die Ghanaische Fortschrittspartei unter K. A. Busia im September 1969 eine Zivilregierung, die am 13.1.1972 durch den von Offizieren gebildeten Rat der Nationalen Erneuerung unter Führung von I. K. Acheampong gestürzt wurde. Nach weiteren Militärputschen übernahm am 4.6.1979 eine Militärregierung unter Leutnant J. Rawlings die politische Macht. Bei Parlamentswahlen am 18. 6.1979 erreichte die Nationale Volkspartei die Mehrheit, von ihr wurde unter H. Limann am 24.9.1979 eine Zivilregierung gebildet, die am 31.12.1981 unter dem Vorwurf des Ausbleibens von Maßnahmen gegen Misswirtschaft und Korruption gestürzt wurde. Die Regierungsgewalt übernahm ein Provisorische Nationaler Verteidigungsrat unter Vorsitz von Rawlings, der die Verfassung außer Kraft setzte, die politische Parteien verbot und die Bevölkerung zur Beteiligung an der demokratischen Umgestaltung des Landes aufrief.