Gewölbe

Gewölbe: 1. Gewölbe: Anatomie - Bezeichnung für bogenförmig verlaufende oder gestaltete Gebilde, zum Beispiel Fornix cerebri (im Bogen zwischen Groß- und Zwischenhirn verlaufendes Nervenfaserbündel).

2. Bautechnik: gekrümmte Raumdecke aus Steinen, Beton oder Stahlbeton, die ihre Eigen- und Nutzlast als Gewölbeschub über Widerlager auf Wände, Stützen oder Fundamente überträgt, und zwar beim geschlossenen Gewölbe auf alle Umfassungswände, beim halboffenen Gewölbe auf 2 einander gegenüberliegende Wände und beim offenen Gewölbe auf Pfeiler oder Stützen. Das Tonnengewölbe, ein halboffenes Gewölbe, ist ein liegender Teilzylinder, dessen 2 offene Seiten als Kappen und die 2 geschlossenen Seiten als Wangen bezeichnet werden. Das Klostergewölbe, ein geschlossenes Gewölbe, besteht aus 4 Wangen, das davon abgeleitete Kuppelgewölbe ist bei rechteckigem Grundriss als Hänge- oder Zwickelkuppel, bei kreisförmigem Grundriss mit halbkugelförmiger Überdeckung ausgebildet. Andere Gewölbeformen entstehen als Durchdringung mehrerer Tonnengewölbe Beim Kreuzrippengewölbe leiten die 4 Kappen den Schub nach den 4 Jochecken ab, die Grate sind als Rippen ausgebildet, im Scheitelpunkt liegt der sogenannte Schlussstein. Das Grundgewölbe ist ein auf wenig tragfähigem Baugrund aufliegendes umgekehrtes Gewölbe zur Bauwerksgründung. Schon im alten Ägypten bekannt, erfuhr die Kunst des Gewölbebaus bei den Römern eine hohe technische Entwicklung (Pantheon und Maxentiusbasilika in Rom). Die Byzantiner haben vor allem das Kuppelgewölbe weiterentwickelt (Hagia Sophia in Istanbul), das in der Renaissance und im Barock zur Grundlage des Zentralbaugedankens wurde (Peterskirche in Rom). Die Wölbung der abendländischen Basilika begann erst im 11. Jahrhundert und wurde bis zur Spätgotik technisch und künstlerisch ständig vervollkommnet. Moderne Methoden der Raumüberspannung haben das Gewölbe technisch überholt.