Genetik

Genetik, Vererbungslehre: Teilgebiet der Biologie; befasst sich mit Vererbung und Variabilität. Die Genetik untersucht Phänologie und Physiologie dieser Erscheinung (Klass. Genetik) und deren molekulare Grundlagen, wie Natur des genetischen Materials, dessen Replikation und die Realisierung der genetischen Information sowie die Prozesse, die zu Rekombination und Mutation führen (Molekulargenetik). Die Populationsgenetik beschreibt mit mathematischer Terminologie die genetischen Zusammensetzung einer Population und deren Evolution als Konsequenz von Vererbung und verändernden Faktoren (insbesondere Mutation und Selektion). Eine Unterteilung ist auch auf Grund des Untersuchungsobjekts möglich (zum Beispiel Human-, Mikrobengenetik).

Genetische Drift: Zufallsfaktor in der Zusammensetzung der genetischen Information in kleinen Populationen, oft maßgeblicher Faktor der Evolution; siehe auch Zufall.

Genetische Information, Erbinformation: die als Basensequenz der DNS (bei einigen Viren RNS) vorliegende materielle Grundlage für die (in Wechselwirkung mit äußeren Faktoren) Ausprägung des Phänotyps eines Organismus,

Genetische Manipulation: gezielte Veränderung der Erbinformation. Bei Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren Weg zur Erzielung angestrebter Eigenschaften. Beim Menschen ist eine genetische Manipulation gegenwärtig noch nicht möglich, aber als Gen-Therapie bei bestimmten Erbkrankheiten in Zukunft denkbar, wobei in jedem Einzelfall menschenfeindliche Zielstellungen ausgeschlossen sein müssen. Beim Menschen wird die humangenetische Beratung (humangenetische Beratungsstellen) auf lange Sicht die effektivste Möglichkeit der Verhinderung von Erbkrankheiten in der Folgegeneration sein.

Genetischer Kode: bei allen Organismen verwendeter Schlüssel zur Übersetzung der genetischen Information in die Aminosäuresequenz der Proteine. Jeweils 3 aufeinanderfolgende Nukleotide bilden ein Kodon (Nukleotid-Triplett) und enthalten die Information für eine Aminosäure. Siehe auch Genwirkung.

Genfrequenz: der proportionale Anteil eines Allels an der Gesamtheit der Allele eines bestimmten Genortes in einer Population.

Genkopplung: die vorzugsweise gemeinsame Weitergabe von Allelen solcher Gene, die auf dem gleichen Chromosom liegen. Der Grad der Kopplung wird als Maß für den Abstand der Gene voneinander genutzt.

Genmutation: Mutationsform, bei der die spezifische Basensequenz eines Gens verändert ist. Resultat sind die verschiedenen Allele eines Gens.

Genom: Gesamtheit der Gene eines Chromosomensatzes.

Genopathien: erblich bedingte Missbildungen, im Unterschied zu den umweltbedingten Phänopathien. Genopathien können durch krankmachende Gene, genbedingte Unverträglichkeitsreaktionen und durch strukturelle oder zahlenmäßige Veränderungen der Chromosomen verursacht werden.

Gentechnik, Gentechnologie: Übertragung von Genen bekannter Eigenschaften in Empfängerzellen, denen der Experimentator diese Eigenschaft entweder aus wissenschaftlichen Züchter, oder therapeutisches Interesse verleihen möchte (Stamm- und Produktverbesserung, Herstellung von Hormonen, Interferon, Antikörpern, Antigenen und so weiter in Bakterien, Übertragung der Gene für die Stickstoff-Fixierung auf Pflanzen, Heilung von Erbkrankheiten bei Haustieren und beim Menschen und so weiter). Möglichkeiten und Grenzen dieser Technik sind bisher noch nicht überschaubar.

Genwirkung: Ausbildung eines Merkmals nach der als Basensequenz der DNS vorliegenden genetischen Information. Im Prozess der Proteinbiosynthese wird nach der Basensequenz eines Gens ein Polypeptid mit entsprechend Aminosäuresequenz gebildet (Transkription, Translation). Auf Grund seiner Aminosäuresequenz faltet sich das Polypeptid zu der für seine Wirkung ausschlaggebenden räumlicher Struktur und kann so zum Beispiel als Enzym einen Stoffwechselschritt katalysieren oder als Strukturprotein am Aufbau des Organismus beteiligt sein und damit zur Ausbildung eines Merkmals beitragen.