Galle

Galle: 1. Galle (zu «gelb») Physiologie: von der Leber produzierte Flüssigkeit (etwa 11 täglich), die über den Lebergang der Gallenblase zugeführt, hier eingedickt, gespeichert und bei Bedarf durch reflektorische Kontraktionen der Gallenblase in den Zwölffingerdarm abgegeben wird. Die Gallensäuren dienen der Fettverdauung (Emulgierung), andere Gallebestandteile sind Ausscheidungsprodukte (Exkrete).

Gallenblase, Vesica fellea: dünnwandiger, birnenförmiger, mit glatter Muskulatur durchsetzter Schleimhautsack an der Eingeweidefläche der Leber. In der Gallenblase wird das Sekret der Leber (Galle) gespeichert und durch Wasserentzug eingedickt; das Fassungsvermögen der Gallenblase beträgt beim Menschen etwa 50 ml.

Gallenblasenentzündung, Cholezystitis: vorwiegend durch Bakterien (zum Beispiel Bacterium coli) verursachte entzündliche Reaktion der Gallenblase; tritt besonders häufig bei Gallensteinkrankheit auf. Die akute Gallenblasenentzündung ist durch Fieber, Koliken und schweres Krankheitsgefühl gekennzeichnet. Für die chronische Gallenblasenentzündung sind Druckschmerz im rechten Oberbauch, Völlegefühl und Unverträglichkeit von Fett, Hülsenfrüchten unter anderem Nahrungsmitteln charakteristisch. Gallenblasenentzündung ist oft mit Entzündung der Gallengänge (Cholangitis) kombiniert.

Gallenfarbstoffe: farbige Di- und Tetrapyrrole, die beim Abbau von Hämoglobin aus dem Porphyrinring entstehen und für die Stuhlfärbung verantwortlich sind. An der Bildung der Gallenfarbstoffe sind Enzyme in Leber und Milz, Darmbakterien und Oxydationsprozesse durch Luftsauerstoff beteiligte Vertreter der Gallenfarbstoffe sind unter anderem Biliverdin, Bilirubin, Stercobilin und Bilifuszin.

Gallengang, Ductus choiedochus: röhrenförmige Verbindung zwischen Gallenblasengang und Zwölffingerdarm. Beim Menschen mündet er gemeinsam mit dem Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse auf einer in das Darmlumen vorspringenden Falte aus.

Gallenkolik: heftige krampfartige, an- und abschwellende Schmerzen im rechten und mittleren Oberbauch mit gürtelförmiger Ausstrahlung in den Rücken bis zum rechten Schulterblatt, begleitet von Übelkeit und Erbrechen; charakteristisch für Gallenblasenentzündung und Gallensteinkrankheit.

Gallensäuren: in der Galle vorkommende, an Taurin oder Glyzin gekoppelte Carbonsäuren der Steroide, die die Nahrungsfette im Dünndarm emulgieren, zum Beispiel Cholsäure, Desoxycholsäure, Lithocholsäure. Therapeutisch genutzt wird von den Gallensäuren nur die halbsynthetische Dehydrocholsäure als Choleretikum.

Gallensteine: in der Gallenblase oder den Gallengängen infolge Gallestauung entstandene einzelne oder zahlreiche steinähnliche Gebilde verschiedener Größe; bestehen aus Cholesterol, Bilirubin und Kalkverbindungen.

Gallensteinkrankheit, Cholelithiasis (griechisch): durch Steinbefall von Gallenblase und -gängen hervorgerufene Krankheitserscheinungen; zum Beispiel Gallenkolik, Entzündung von Gallenblase und -wegen, Gallengangverschluss mit Gelbsucht, Gallensteindarmverschluss und Bauchspeicheldrüsenentzündung.

2. Galle: Veterinärmedizin: Flüssigkeitsansammlung in einem Gelenk, einem Schleimbeutel oder einer Sehnenscheide an den Gliedmaßen von Tieren ohne entzündliche Erscheinungen.