Freud

Freud, Sigmund, 6.5.1856-23.9.1939, österreichischer Psychiater und Neurologe; Professor in Wien; emigrierte 1938 nach Großbritannien. Freud ist der Begründer der Psychoanalyse, die er zunächst nur als eine besondere Behandlungsmethode von Neurosen, deren Entstehung er aus ins Unterbewusste verdrängten Konflikten im Triebleben erklärte, entwickelte. Kommt ihm zum einen das Verdienst zu, die Bedeutung unterbewusster und teilbewusster Vorgänge in der Pathogenese der Neurosen herausgearbeitet und therapeutische Lösungswege aufgezeigt zu haben, so ließ er jedoch zum anderen bei seiner Neurosekonzeption die soziale Determiniertheit der menschlichen Persönlichkeit außer Acht. Später haben Freud und seine Schüler die Psychoanalyse in eine Art Sozialpsychologie umgewandelt, die auf Universalität und Allgemeingültigkeit ihrer Methodologie für die Lösung nicht nur medizinisch-psychologische, sondern auch soziale Probleme Anspruch erhebt. Durch die Überbetonung des Sexualtriebes einerseits und die Unterschätzung des gesellschaftlich geprägten Wesens des Menschen andererseits erweisen sich die die menschliche Gesellschaft betreffenden Inhalte der Freudschen Lehre als Exponenten bürgerlicher idealistischer Ideologie.

Freudismus: auf S. Freud zurückgehende biologistische Gesellschaftstheorie, die den Menschen als ein von Trieben, besonders vom Sexualtrieb beherrschtes Wesen auffasst. Der Neo-Freudismus gelangt bis zur Rechtfertigung imperialistische Aggression und Unterdrückung als angeblich natürliche Erscheinungen menschlicher Triebbefriedigung.