Fluor

Fluor, (lateinisch fluere, «fließen») Symbol F: chemisches Element der Kernladungszahl 9; Halogen; Atommasse 18,9984; Wertigkeit -1; F-219,6°C; Kp -187,5 °C; in der Natur nur chemisch gebunden; Minerale sind Fluorit (Flussspat); Kryolith (Eisstein; Fluorapatit, Ca5(P04)3F (auch in Knochen und Zähnen). Freies Fluor, F2, ein schwach gelbgrünes Gas von chlor- bis ozonähnlicher Geruch, ist äußerst reaktionsfähig. Es setzt sich mit fast allen anderen Elementen (auch einigen Edelgasen) zum Teil explosionsartig zu Fluoriden um, greift Glas unter anderem Silikate an und zerstört alle organische Stoffe. Die Herstellung erfolgt durch Elektrolyse geschmolzener Fluoride. Wichtige Fluorverbindungen sind Fluorwasserstoff Flusssäure, Fluoride, Fluorcarbone und die Polyfluorcarbone. Fluor wurde erstmals 1886 von dem französischen Chemiker Henri Moissan (1852-1907) durch Elektrolyse von Kaliumfluorid in flüssigem Fluor Wasserstoff gewonnen.

Fluorbenzol, fachsprachlich Fluorobenzen: farblose, kaum wasserlösliche Flüssigkeit von benzolartigem Geruch; Formel C4H5F; Kp 85 °C; dient zur Herstellung von organisch-chemischen Produkten, insbesondere Insektiziden.

Fluoreszein: aus Resorzin und Phthalsäureanhydrid hergestellter orangefarbener Xanthenfarbstoff, dessen gelbe Lösung grün fluoresziert. Fluoreszein dient zur Herstellung von Eosin unter anderem Xanthenfarbstoffen, zum Färben von technischen Anzeigeflüssigkeiten, von Badezusätzen unter anderem.

Fluoreszenz: das Leuchten von Gasen, Dämpfen, vielen Flüssigkeiten und einigen festen Stoffen während der Bestrahlung mit Licht. Durch die Bestrahlung angeregte Elektronen gehen dabei mit geringer zeitlicher Verzögerung in den Grundzustand zurück. Viele Stoffe zeigen Fluoreszenz mit charakteristischen Wellenlängen, was bei der Fluoreszenzanalyse ausgenutzt wird. Fluoreszenz und Phosphoreszenz sind Arten der Lumineszenz.

Fluoreszenzangiographie: moderne Methode zur speziellen Darstellung kleinster Gefäße im Augeninnern; beruht auf der Eigenschaft des Fluoreszeins, Fluoreszenzlicht auszustrahlen.

Fluoreszenzmikroskopie, Lumineszenz Mikroskopie: Mikroskopie mit kurzwelligem Licht unter Ausnutzung der Fluoreszenz; die Fluoreszenzmikroskopie gestattet, Strukturen zu erkennen, die mit der üblichen Lichtmikroskopie nicht oder nur schlecht nachzuweisen sind. Bestrahlung des Präparates mit UV-Licht ruft eine Fluoreszenz mit charakteristischen Wellenlängen im sichtbaren Bereich hervor, die Strukturen leuchten in unterschiedlichen Farben.

Fluoreszenzverfahren: Herstellung von Farbauszügen mittels UV-Strahlen von Vorlagen, die mit fluoreszierenden Farben gemalt wurden.

Fluoride: chemische Verbindungen zwischen Fluor und einem anderen Element. Die Metallfluoride sind die Salze der Flusssäure. Sie sind meist wasserlöslich; schwer löslich ist zum Beispiel Kalziumfluorid, CaF2. Nichtmetallfluoride, zum Beispiel Schwefelhexafluorid, SF6, und einzelne Metallfluoride, zum Beispiel Uranhexafluorid, UF6, sind Gase oder leicht verdampfende Flüssigkeiten oder Feststoffe.

Fluorit, Flussspat: Mineral, Kalziumfluorid; Kristallsystem kubisch; Farbe blau, gelb, grün oder farblos (optisches Fluorit), Härte 4, Dichte 3,0 bis 3,2 g/cm5; Spaltbarkeit nach dem Oktaeder; entsteht hydrothermal auf Gängen, aber auch sedimentär; Vorkommen in Schönbrunn (Vogtland), Ilmenau, Wölsendorf, Großbritannien, Mexiko.

Fluorcarbone, Fluorcarbone: fluorhaltige Halogenkohlenwasserstoffe, die, wie Difluordichlormethan, als nicht brennbare Kältemittel beziehungsweise Aerosoltreibgase oder, wie Tetrafluorethen, CF2 = CF2, als Zwischenprodukte zur Herstellung wertvoller Plaste, zum Beispiel Polytetrafluoräthylen, verwendet werden.

Fluorochromierung: Behandlung von biologischem Material mit fluoreszierenden Farbstoffen (Fluorochrome), die in ultraviolettem Licht aufleuchten.

Fluorkieselsäure: eine nur in wässriger Lösung beständige, sehr starke Säure. Die Salze heißen Fluorosilikate, zum Beispiel das zum Fluoridieren von Trinkwasser dienende Natriumfluorosilikat, Na2(SiF6). Natrium-, Magnesium- unter anderem Fluorosilikate (Fluate) dienen zum Abdichten kalkhaltiger Baustoffe und Anstriche (Fluatieren), hierbei bildet sich unlösliches Kalziumfluorosilikat.

Fluorolog: Sonde der geophysikalischen Bohrlochmessung zum Bestimmen der Fluoreszenz durchteufter Schichten. Eine erhöhte Fluoreszenz weist auf Erdöl hin.

Fluorometrie: sehr empfindliche chemische Analysenmethode, die auf der natürlichen und der durch Ultraviolettbestrahlung angeregten Fluoreszenz sowie ihrer fotometrischer Intensitätsmessung beruht.

Fluorprophylaxe: Maßnahmen zur Steigerung der Zahnschmelzresistenz gegenüber kariesauslösenden Noxen durch Erhöhung des Fluoridgehaltes in äußeren Schmelzschichten infolge eines Einbaus des Spurenelementes Fluor in den Hydroxylapatit des Schmelzes. Da die Wirkung des Fluors für die Kariesminderung erwiesen ist, besteht das Ziel der Fluorprophylaxe darin, den Fluoridgehalt im Oberflächenschmelz möglichst schnell nach dem Zahndurchbruch zu heben und ihn auf erhöhtem Niveau zu halten. Langzeitige, regelmäßige und richtig dosierte Fluorzuführung ist für den Erfolg ausschlaggebend. Möglichkeiten der Fluorprophylaxe sind

a) interne Applikation: Trinkwasserfluoridierung durch dosierten Zusatz kleine V Mengen Natriumfluorosilikats (Na2SiF6) oder Natriumfluorids (NaF) zum Trinkwasser städtliche Wasserleitungen, kontrollierte Tablettengaben (zum Beispiel Fluoretten) und

b) externe Applikation: lokale Anwendung von Fluoridlösungen (zum Beispiel 2%ige Natriumfluoridlösung), -gelen oder -lacken, regelmäßige Verwendung fluorhaltiger Zahnpasten. Dauernde hohe Überdosierungen (mehr als 2 mg täglich) während der Zahnentwicklung führen zur Dentalfluorose.

Fluortest: Methode der Anthropologie und der Geochronologie, das relative Alter fossiler Knochen und Zähne zu bestimmen, wodurch auf das Alter umgebender Gesteine geschlossen werden kann. Der Fluortest beruht darauf, dass sich das im Bodenwasser befindliche Fluor mit dem im Knochen enthaltenen Kalziumphosphat verbindet, wodurch der Fluorgehalt des Knochens um so größer wird, je länger dieser im Boden gelegen hat.

Fluorwasserstoff: farbloses, giftiges, nicht brennbares, säuerlich-erstickend riechendes Gas, das an feuchter Luft weiße Nebel bildet; Formel HF, unterhalb 90°C auch (HF)2> (HF), unter anderem; Kp 19,6°C. In Wasser löst sich Fluorwasserstoff zu Flusssäure (im Handel 40%ig und 70%ig), einer auch die Haut stark ätzenden Flüssigkeit. Die Salze der Flusssäure heißen Fluoride. Fluorwasserstoff und Flusssäure ätzen Glas unter anderem Silikate; beständig sind zum Beispiel Polyäthylen und Polyvinylchlorid. Man verwendet Fluorwasserstoff und Flusssäure zur Herstellung von Fluorkarbonen, Fluoriden unter anderem Fluorverbindungen. Reizungen und Säureverätzungen der Schleimhäute, bis zu schweren Lungenentzündungen und -Ödemen mit tödl. Ausgang, sind Folgen akuter Fluorwasserstoff Vergiftungen. Knochenerkrankungen (Fluorose) können nach langzeitiger Einwirkung auftreten.