Flandern

Flandern, niederländisch Vlaanderen, französisch Flandre: historisches Gebiet im Norden Frankreichs und im Nordwesten Belgiens, umfasst die französischen Departements Nord (5 739 km2, 2,5 Millionen Einwohner, Verwaltungszentrum Lille) und Pas-de-Calais (6639 km2, 1,4 Millionen Einwohner, Verwaltungszentrum Arras) sowie die belgische Provinzen West-Vlaanderen (3134 km2, 1,1 Millionen Einwohner, Verwaltungszentrum Brügge) und Oost-Vlaanderen (2 982 km2, 1,3 Millionen Einwohner, Verwaltungszentrum Gent); Tiefland, im Kemmel(berg) bis 156 m hoch; im Westen Dünenküste, dahinter fruchtbare Marschen (Getreide, Zuckerrüben), im Osten vorherrschend Sandböden (Kartoffel-, Gemüse-, Futterpflanzenanbau, Viehzucht); in den Städten herrschte früher Textilindustrie vor, dazu heute Maschinen- und Fahrzeugbau, Metallurgie, Lebensmittelindustrie; Seehäfen, zahlreiche Kanäle. Nach der geplanten Umwandlung Belgiens in einen Bundesstaat ist die Bildung der Region Flandern vorgesehen. Sie soll außer West- und Oost-Vlaanderen auch die Provinzen Antwerpen, Limburg und Brabant (ohne Brüssel) umfassen, in denen ebenfalls Niederländisch Amtssprache ist. Die künftige belgische Region Flandern mit Brügge als Zentrum hat bereits jetzt Befugnisse auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet. Die im Altertum von Kelten bewohnte Landschaft war seit dem 9. Jahrhundert frank. Grafschaft und fiel bei der Reichsteilung an das Westreich (870 Vertrag zu Meerssen). Flandern war im Mittelalter Zentrum der Tuchproduktion Europas; kam 1384 zum Herzogtum Burgund, fiel im 15. Jahrhundert an die Habsburger. Das Gebiet um Dunkerque und Lille ist seit dem 17. Jahrhundert Französisch, das übrige Flandern gehört seit 1830 zu Belgien. Im 1. Weltkrieg war Flandern 1915/17 wiederholt Schauplatz großer britischer Offensiven; im Herbst 1918 von den deutschen Truppen geräumt. Die langdauernden Kämpfe an der Stellungsfront gehörten zu den verlustreichsten des Krieges.